Muss bald für den Notaufnahme-Besuch gezahlt werden?

Muss bald für den Notaufnahme-Besuch gezahlt werden?

12. April 2023 Aus Von mvp-web
Ein Krankenpfleger steht in einem Krankenhaus neben einer Glastür mit der Aufschrift «Notaufnahme». Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa


Wer spontan in die Notaufnahme gehen möchte, soll künftig eine Gebühr zahlen müssen, fordert der Chef der Kassenärzte Andreas Gassen. Zuvor sollten Patienten ihren Zustand über das Telefon einschätzen lassen.

«Wer weiterhin direkt in die Notaufnahme geht, ohne vorher die Leitstelle anzurufen, muss gegebenenfalls eine Notfallgebühr entrichten, denn das kostet die Solidargemeinschaft unterm Strich mehr Geld und bindet unnötig medizinische Ressourcen», sagte Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch).

Überraschende Ergebnisse über Einweisungen

Hintergrund: Sind zentrale Notaufnahmen der Kliniken tatsächlich überlastet, weil Patientinnen und Patienten eher ins Krankenhaus als in die Sprechstunde eines Arztes gehen? Die Datenlage ist nicht eindeutig, allerdings ergibt eine Untersuchung von Datensätzen des Universitätsklinikums Leipzig aus 2019, dass jeder sechste selbst eingewiesene Patient der zentralen Notaufnahme eine stationäre Weiterbehandlung benötigte.

Sind die Gebühren unsozial?

Es werde immer argumentiert, derartige Gebühren seien unsozial. «Unsozial ist in meinen Augen jedoch, den Notdienst unangemessen in Anspruch zu nehmen und damit das Leben anderer Menschen zu gefährden», betonte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Er fügte hinzu: «Wer noch selbst in eine Notaufnahme gehen kann, ist oft kein echter medizinischer Notfall.»

Patienten können Symptome oftmals nicht deuten

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz lehnt eine Strafgebühr für Notaufnahme-Besuche ohne vorherige telefonische Ersteinschätzung ab. Die entsprechende Forderung des Chefs der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, sei unberechtigt, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. «Denn von massenhaftem Missbrauch der Notaufnahmen kann keine Rede sein. Schließlich würde sich fast jeder Zweite bei nicht lebensbedrohlichen Beschwerden an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden.»

Patientinnen und Patienten könnten die Schwere ihrer Symptome oft nicht deuten. Auch für Mediziner sei es nicht selten schwierig, eine fachfremde Diagnose zu stellen. Tatsächlich verweisen manche Kliniken aber selbst Patienten an ihre Notaufnahme, wenn sie ihnen in der zuständigen Fachabteilung in angemessenem Zeitrahmen keinen Termin anbieten können. dpa/lev