Impfstrategie der Bundesregierung: Kritik von FDP-Generalsekretär Wissing
2. Januar 2021Impfstrategie der Bundesregierung: Kritik von FDP-Generalsekretär Wissing
NRW legt beim Impfen deutlich zu: 188.553 Menschen in Deutschland gegen Coronavirus geimpft
16.05 Uhr: Mehr als 188 000 Menschen in Deutschland wurden bislang gegen das Coronavirus geimpft. Bis Samstagmorgen (Stand 08.00 Uhr) wurden insgesamt 188.553 Impfungen an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. Im Vergleich zum Vortag stieg die Zahl erfasster Geimpfter um 21.087, wie aus den RKI-Angaben hervorgeht. Diese Zahl könne allerdings auch Nachmeldungen enthalten und spiegele nicht die Zahl der an einem Tag tatsächlich Geimpften wider, betont das RKI.
Unter den Geimpften sind 82.965 Bewohner von Pflegeheimen. 86.692 Personen erhielten die Impfung aus beruflichen Gründen. Darunter fällt medizinisches Personal mit sehr hohem Ansteckungsrisiko sowie Personal in der Altenpflege. Insgesamt 44.552 Menschen wurden wegen ihres hohen Alters über 80 Jahre geimpft.
Die meisten Impfungen wurden vom RKI bisher für Bayern erfasst (39.005), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (33.375) und Hessen (24.791). Die in absoluten Zahlen am wenigsten Impfungen wurden bisher in Thüringen (810), Bremen (1741) und Hamburg (3042) gemeldet. Den Anteil der Geimpften an der Gesamtbevölkerung gibt das RKI zu Beginn der Impfkampagne nicht an.
Die den Behörden der einzelnen Bundesländer vorliegenden Werte können deutlich höher liegen als die vom RKI gemeldeten, da die Meldungen zum Impfgeschehen teilweise mit einigem Verzug an das Institut übermittelt werden.
Virologin fordert: Mehr Impfdosen aus Impfstoff-Konzentrat gewinnen
15.04 Uhr: Die Münchner Virologin Ulrike Protzer hat sich im Kampf gegen die Corona-Pandemie dafür stark gemacht, den vorhandenen Impfstoff besser auszunutzen. „Was man vielleicht noch machen könnte: Man kann aus einer Ampulle dieses Impfstoffes nicht nur fünf, sondern sechs Dosen gewinnen. Das wären schon mal 20 Prozent mehr“, sagte die Professorin von der Technischen Universität München am Samstag dem Bayerischen Rundfunk.
Der Impfstoff des Herstellers Biontech wird als Konzentrat geliefert. Aus einer Konzentrat-Ampulle sollen fünf Impfstoff-Dosen gewonnen werden können, sie enthalten aber nach ersten Erfahrungen etwas mehr, was die Entnahme einer sechsten Dosis ermöglicht.
Einen Verzicht auf die zweite Impfung etwa drei Wochen nach der ersten hält die Virologin dagegen nicht für praktikabel. Ein solches Vorgehen müsste erst durch neue Studien gestützt werden und dann ein Zulassungsverfahren passieren. Entsprechende Überlegungen wurden zuletzt aus Großbritannien bekannt.
Linke fordert Regierungserklärung von Spahn zu Corona-Impfstoff
14.39 Uhr: Die Linke fordert eine Regierungserklärung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Corona-Impfstoffvergabe. „Es muss aufgearbeitet werden, warum der Impfstoff zu knapp ist und wo geschlampt wurde“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Jan Korte, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
Es sei „dringend geboten“, dass der Gesundheitsminister sich in der kommenden Sitzungswoche dem Bundestag erkläre. Außerdem müsse dargelegt werden, wie die Impfkapazitäten schnell erhöht werden könnten und inwiefern die Bundesregierung in die Verhandlungen in der EU eingebunden gewesen sei, sagte Korte.
Impf-Frust in Deutschland: „Bin derzeit schon entsetzt über Jens Spahn“
13.11 Uhr: Der SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für Pannen beim Corona-Impfstart scharf kritisiert und zugleich eine „Positiv-Agenda“ in der Pandemie gefordert. „Ich bin derzeit schon entsetzt über Jens Spahn“, sagte Wiese dem Nachrichtenportal t-online. „Er muss als zuständiger Minister endlich seinen Aufgaben nachkommen und die offensichtlichen Probleme unverzüglich in den Griff bekommen.“
Der SPD-Politiker Wiese mahnte trotz der Probleme beim Impfen und der hohen Infektionszahlen an, über Perspektiven in er Corona-Krise nachzudenken. „Die aktuelle Lage wird uns noch viel abverlangen“, sagte Wiese. „Auf Sicht werden wir aber neben der Verlängerung bestehender Einschränkungen auch schon jetzt über Perspektiven für die betroffenen Branchen reden müssen.“
Wenn die Zahlen in einer Region wieder signifikant sinken würden, „dann braucht es in einigen Branchen einen gewissen Vorlauf und Konzepte, um langsam zu einer ansatzweisen Normalität zurück zu kommen“, sagte Wiese. „Die Bürgerinnen und Bürger erwarten nicht jeden Tag neue düstere Szenarien, sondern auch einmal eine Positiv-Agenda.“
Ärztin wird bei Impfung in Berliner Arena nicht gebraucht: Es kamen zu wenige Patienten
11.46 Uhr: Praxisärztin Claudia-Isabella Wildfeuer aus Berlin sollte eigentlich schon längst gegen das Coronavirus geimpft haben. Nach den öffentlichen Aufrufen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Dezember hatte sie sich für vier Impfdienste in der Arena Treptow gemeldet, berichtete der „Tagesspiegel“.
Die Arena ist als erstes von sechs Berliner Impfzentren am 27. Dezember eröffnet worden, nun ist sie bis zum 4. Januar ganz geschlossen: Es kamen zu wenige Patienten. Als Wildfeuer am Mittwoch, dem letzten Betriebstag, zur Arena fuhr, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, sei die Arena leer gewesen. „Gegen 13 Uhr habe ich kaum jemanden gesehen, der in der Arena geimpft wurde“, sagte sie dem „Tagesspiegel“.
Andere Ärzte vor Ort hätten berichtet, dass Impfdosen weggeworfen worden seien, weil sie schon auf Raumtemperatur aufgetaut wurden, dann aber keine Patienten kamen. Diesen Vorwurf weisen die Organisatoren zurück: Über jede Ampulle werde Buch geführt. Wildfeuer kritisiert, dass die Einladungen der betroffenen Gruppen von der Senatsgesundheitsverwaltung schlecht organisiert waren. Dass die Impf-Infrastruktur nun nicht genutzt würde, sei ein „Schlag ins Gesicht für die, die dringend eine Impfung brauchen“. Das soll sich nun ändern und nachgebessert werden: In der Arena sollen am Montag wohl schon wieder bis zu 600 Menschen geimpft werden.
Asselborn verteidigt EU-Impfstrategie
10.46 Uhr: Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat die Corona-Impfstrategie der Europäischen Union verteidigt. Die EU-Kommission habe sehr viel in die Erforschung des Corona-Impfstoffs investiert, sagte Asselborn am Samstag im rbb-Inforadio. Die Kommission müsse zudem jedem in Europa ein Recht auf Impfung garantieren.
„Ich bin überzeugt, dass die Kommission das Richtige gemacht hat, dass jedes Land genug Impfstoff zur Verfügung hat“, sagte der Außenminister. „Wir sind ja in einer Zeit, wo immer mehr Impfstoffe auch genehmigt werden. Da habe ich nicht allzu große Bedenken.“
Die EU-Kommission hatte seit dem Sommer Verträge mit insgesamt sechs Impfstoffherstellern ausgehandelt und sich Bezugsrechte von bis zu knapp zwei Milliarden Dosen für die 450 Millionen EU-Bürger gesichert. Doch hat bisher nur der Impfstoff von Biontech und Pfizer eine EU-Zulassung. Von diesem Mittel hat die EU-Kommission 300 Millionen Dosen bestellt und versucht nun, mehr zu bekommen. Am 6. Januar könnte auch der US-Hersteller Moderna eine Zulassung für seinen Impfstoff in der EU bekommen.
Spahns Ex-Staatssekretär kritisiert: Impfstoff-Verlosung im Altenheim
Samstag, 02. Januar 2021, 07.05 Uhr: Lutz Stroppe, der ehemalige Staatssekretär von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), kritisiert den Impfstoff-Mangel scharf und beklagt, dass deswegen im Altenheim seiner Mutter ausgelost werden musste, wer geimpft wird. „Das Impfen gegen Covid-19 begann diese Woche“, schrieb Stroppe an Silvester auf seinem Twitter-Account. „Die Impfdosen reichen aber nicht, jetzt wird unter den Bewohnern verlost, wer zuerst geimpft wird. Meine Gefühle zu schildern verbietet die Etikette.“
Biontech will mehr Impfstoff an die Europäische Union liefern
18.56 Uhr: Der Mainzer Hersteller Biontech will mehr Impfstoff als geplant an die Europäische Union liefern. Das Unternehmen befinde sich „in fortgeschrittenen Diskussionen, ob und wie wir weitere Impfstoffdosen aus Europa für Europa in diesem Jahr zur Verfügung stellen können“, teilte Unternehmenschef Ugur Sahin am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit.
„Aufgrund der aktuell hohen Infektionszahlen ist eine zügige Impfstoffversorgung besonders wichtig“, fügte Sahin hinzu. „Wir arbeiten mit der EU zusammen, um unsere Produktionskapazitäten weiter auszubauen und zusätzliche Impfstoffdosen bereitstellen zu können.“
Er verwies darauf, dass diese Woche mit der EU-Kommission vereinbart worden sei, weitere 100 Millionen Impfstoffdosen zu liefern. Dabei wurde eine im EU-Rahmenvertrag ohnehin vereinbarte Option gezogen: Fest bestellt waren zunächst 200 Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs mit der Möglichkeit zum Kauf von 100 Millionen weiteren Einheiten. Diese Erweiterung wurde vor einigen Tagen vertraglich vereinbart, nachdem die EU-Staaten entsprechenden Bedarf angemeldet hatten.
Wie schnell nun ein Vertrag zu darüber hinausgehenden Lieferungen zustande kommen könnte und um welche Mengen es geht, wollte eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage noch nicht sagen. Die EU-Kommission sprach ebenfalls nur davon, dass es „fortgeschrittene Gespräche“ über weitere Lieferungen 2021 gebe.
Impfstoff-Mangel in Deutschland: Medizinerin wirft Verantwortlichen „grobes Versagen“ vor
18:23 Uhr: Neurologin Frauke Zipp übt scharfe Kritik an der Bundesregierung. Man habe es versäumt, genügend Impfdosen für die Bevölkerung zu sichern – und das trotz der Tatsache, dass das deutsche Unternehmen Biontech einen hervorragenden Impfstoff in Deutschland selbst entwickelt hat. „Ich halte die derzeitige Situation für grobes Versagen der Verantwortlichen“, sagte sie der „WELT“. „Vor kurzem gab es noch offizielle Totengedenken, jetzt zählt offenbar nicht mehr jeder Tag, an dem Menschenleben gerettet werden könnten. Jetzt wird Geduld eingefordert.“
Zipp ist Direktorin der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz sowie Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Während beispielsweise die USA sich bereits im Juli bis zu 600 Millionen Dosen der Impfstoffe von Biontech und Pfizer gesichert hatte, teilen sich die 27 EU-Mitgliedsstaaten die erst im November bestellten 300 Millionen Dosen auf.
Laut Zipp wäre die Bestellung bei den schon damals Erfolg versprechenden Pharmakonzernen Biontech, Curevac, Moderna und AstraZeneca der Bundesrepublik deutlich günstiger gekommen als die Summen, die aktuell in die Stabilisierung der Wirtschaft gesteckt werden. 100 Millionen Impfdosen für 60 Prozent der Bundesbürger hätten demnach zehn Milliarden Euro gekostet.
Bundesregierung erwartet bis Anfang Februar noch 2,68 Millionen Impfdosen
17.36 Uhr: Die Bundesregierung erwartet bis Anfang Februar noch 2,68 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs von Biontech. Die nächste Lieferung an die Länder sei weiterhin für den 8. Januar geplant, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag auf Twitter mit. Insgesamt sind bis einschließlich 1. Februar vier Liefertermine vorgesehen. Das entspricht den bereits bekannten Plänen, nach denen zunächst rund 670.000 Impfdosen pro Woche geliefert werden sollen. Inklusive der Lieferungen aus dem alten Jahr wären es dann insgesamt 3,98 Millionen Dosen.
Im Verlauf des Monats könnte allerdings weiterer Impfstoff vom Hersteller Moderna dazukommen. Das Ministeriums rechnet damit, dass dieser am 6. Januar zugelassen wird. „Die genauen Lieferpläne für diesen Impfstoff werden wir dann zügig mit der EU und dem Unternehmen abstimmen“, hieß es am Freitag. Im Laufe des ersten Quartals seien außerdem weitere Zulassungen wahrscheinlich.
Seit dem Start der großangelegten Impfkampagne gibt es immer wieder Kritik, weil zu Beginn nicht genügend Impfstoff für alle zur Verfügung steht. Der Hersteller Biontech lotet nun aus, ob mit neuen Kooperationspartnern mehr produziert werden kann. Das sei allerdings nicht von heute auf morgen zu realisieren, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin. Erst Ende Januar werde man wissen, ob mehr hergestellt werden könne. Bundesweit wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bisher gut 165.000 Menschen mit dem Biontech-Impfstoff gegen Corona geimpft. Allerdings hinken die Meldungen an das RKi teilweise der Zahl realer Impfungen in den Bundesländern hinterher.