Messerattacke von Brokstedt: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Messerattacke von Brokstedt: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

27. April 2023 Aus Von mvp-web
Archiv-Foto: Schleswig-Holstein, Brokstedt: Kerzen und Blumen stehen und liegen im Bahnhof Brokstedt in einem Wartehäuschen. Foto: Marcus Brandt/dpa


Gut drei Monate nach der tödlichen Messerattacke von Brokstedt hat die Staatsanwaltschaft Itzehoe Anklage wegen Mordes und versuchten Mordes gegen Ibrahim A. erhoben. Der Palästinenser soll am 25. Januar in einem Zug von Kiel nach Hamburg Fahrgäste mit einem Messer angegriffen und zwei junge Menschen getötet haben. Fünf weitere wurden verletzt. Zuerst berichtete «Focus online» über die Anklageerhebung.

«Die Anklage wirft dem Angeschuldigten, der sich in Untersuchungshaft befindet, im Wesentlichen zwei Fälle des Mordes sowie vier Fälle des versuchten Mordes vor und legt dabei jeweils die Mordmerkmale der niedrigen Beweggründe und der Heimtücke zugrunde», teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe, Peter Müller-Rakow, am Donnerstag mit.

Fall sorgte bundesweit für Entsetzen

Die Tat in Schleswig-Holstein hatte bundesweit Entsetzen und Trauer ausgelöst. Die Todesopfer sind eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger, die gemeinsam in Neumünster die Berufsschule besucht hatten und seit kurzem ein Paar waren. Mehr als 300 Freunde, Helfer, Kirchenvertreter und Politiker trauerten bei einem Gedenkgottesdienst in Neumünster um die Opfer. Unter anderen kamen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).

Angeklagter ist polizeibekannt

Ibrahim A., der die Tat nach Angaben seines Anwalts nicht abstreitet, ist ein mehrfach kriminell in Erscheinung getretener Palästinenser. Er sitzt wegen zweifachen Mordes und versuchten Totschlags in vier Fällen in Untersuchungshaft. Der Mann war erst wenige Tage vor der tödlichen Messerattacke aus einer Untersuchungshaft entlassen worden, die er in Hamburg wegen einer anderen Straftat abgesessen hatte.

Gab es kommunikative Mängel?

Der Fall beschäftigte die Landesparlamente in Hamburg und Schleswig-Holstein, weil es Mängel beim Austausch von wichtigen Informationen zwischen den Behörden gegeben hatte. Ibrahim A. soll sich wenige Monate vor seiner Entlassung aus dem Hamburger Gefängnis mit dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, verglichen haben. In der Untersuchungshaft fiel der Mann mehrfach wegen aggressiven Verhaltens auf.

Das Landgericht Itzehoe muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden und einen Termin für die Hauptverhandlung festlegen. dpa/gut