Einbruch im Grünen Gewölbe: Clan-Mitglieder zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt

Einbruch im Grünen Gewölbe: Clan-Mitglieder zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt

16. Mai 2023 Aus Von mvp-web
Sachsen, Dresden: Zwei Mitarbeiter der Spurensicherung stehen vor dem Residenzschloss mit dem Grünen Gewölbe. Foto: Sebastian Kahnert/dpa


Dreieinhalb Jahre nach dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Historischen Grünen Gewölbe in Dresden sind fünf junge Männer aus dem Berliner Remmo-Clan zu Freiheitsstrafen verurteilt worden. Das Dresdner Landgericht sprach sie am Dienstag der besonders schweren Brandstiftung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, Diebstahls mit Waffen, Sachbeschädigung und vorsätzlicher Brandstiftung schuldig. Das Strafmaß fußt auf einem «Deal».

Freispruch für 25-Jährigen

Ein 25-Jähriger wurde freigesprochen, er hat ein Alibi. Für drei inzwischen 26, 27 und 29 Jahre alte Männer aus der bekannten arabischstämmigen Großfamilie verhängte die Strafkammer Haftstrafen von sechs Jahren und drei Monaten, fünf Jahren und zehn Monaten sowie sechs Jahre und zwei Monate. Einer der Zwillingsbrüder bekam vier Jahre und vier Monate Jugendstrafe. Die vier Beschuldigten müssen für die Beschädigungen am Schloss und der Vitrine aufkommen.

Die Richter sehen zudem den anderen 24-Jährigen als Mittäter, er erhielt sechs Jahre Jugendstrafe – unter Einbeziehung einer früheren Verurteilung. Die Urteilsverkündung wurde, wie manche Prozesstage auch, von einem großen Medieninteresse begleitet.

Wie der Juwelencoup ablief

Am Anfang der filmreifen Straftat stand wohl ein Handyfoto vom «Dresdner Grünen», aufgenommen beim Schulausflug eines Kumpels ins Grüne Gewölbe. Offenbar davon inspiriert brachen am frühen Morgen des 25. November 2019 mehrere Mitglieder der bekannten, in Berlin ansässigen Großfamilie in das rekonstruierte Juwelenzimmer im Erdgeschoss des Schlosses ein.

Die Täter erbeuteten 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von 116,8 Millionen Euro und verursachten über eine Million Euro Schaden, als sie einen Stromverteilerkasten in der Altstadt sowie in der Tiefgarage eines Wohnhauses ein Fluchtauto in Brand setzten, um Spuren zu verwischen. Der Einbruch war über mehrere Monate akribisch geplant worden. Die Angeklagten waren Monate später nach und nach bei Razzien in Berlin gefasst worden.

Der Freistaat hatte vor Gericht Schadenersatz in Höhe von fast 89 Millionen Euro geltend gemacht – für die zurückgegebenen, teils beschädigten und die noch fehlenden Schmuckstücke sowie für Reparaturen etwa der zerstörten Vitrinen und am Museumsgebäude.

Deal mit der Staatsanwaltschaft

Vor dem Dresdner Landgericht gestanden im Januar 2023 fünf Männer aus dem Remmo-Clan ihre Beteiligung an der Vorbereitung oder Durchführung des spektakulären Einbruchs. Vorangegangen war ein Deal mit der Staatsanwaltschaft, bei dem die Angeklagten die Rückgabe des erbeuteten Diebesguts zusagten. Einen Großteil gaben die Clan-Mitglieder auch tatsächlich heraus.

Viele Details bleiben unklar

Trotz der Geständnisse blieben viele Details im Dunkel, auch weil die Verteidiger zur Bedingung machten, dass ihre Mandanten nicht zur Belastung Dritter verpflichtet sind. Die nannten ihre beiden Mittäter nur «X» und «Y» und machten keine Angaben, wer die Tat plante. Wo die Beute versteckt worden war und was mit dem Rest ist, wüssten sie nicht.

Es müsse viele Hintermänner, Drahtzieher, Helfershelfer und Mitwisser gegeben haben, sagte der Jurist und Publizist Butz Peters als Prozessbeobachter. «Aber dazu herrschte eisernes Schweigen.» dpa/kzy/vz