Krieg Tag 452 Mo 22.05.2023 ++ AKW Saporischschja zurück am Stromnetz ++
22. Mai 2023Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja wird laut Betreiber wieder über das externe Stromnetz versorgt. Russland nennt die geplante F-16-Lieferung an die Ukraine „nutzlos“.
- Betreiber: AKW Saporischschja wieder an externer Stromversorgung
- Moskau bezeichnet F-16-Kampfjets für Kiews Ziele als „nutzlos“
- Russland droht USA und NATO mit Konsequenzen
- Ukraine bekräftigt anhaltenden Kampf um Bachmut
- Ukraine: Verletzte bei Angriffen in der Region Dnipropetrowsk
18:18 Uhr
Selenskyj wieder in der Ukraine eingetroffen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach seinen Auslandsreisen zu Gipfeltreffen in Saudi-Arabien und Japan wieder in sein Heimatland zurückgekehrt. „Es wird noch mehr Waffen für unsere Krieger geben“, sagte der Staatschef heute in einem im Zug aufgezeichneten Video. Anschließend gab er einen Ausblick auf den kommenden NATO-Gipfel im Juli im litauischen Vilnius. „Wir machen alles dafür, dass die Entscheidungen auf dem Gipfel für uns so sind, dass sie funktionieren“, sagte er, ohne konkreter zu werden.
Die außenpolitischen Initiativen der Ukraine tragen seinen Worten nach Früchte. „Jedes Mal gibt es mehr Ergebnisse für die Ukraine: mehr Flugabwehr, Artillerie, Panzertechnik, Munition, Ausbildung.“ Zugleich lobte Selenskyj die Arbeit der ukrainischen Flugabwehr in der vergangenen Nacht, die 25 von 25 russischen Kampfdrohnen abgeschossen habe. „Jeder Abschuss ist ein gerettetes Leben“, sagte er. Dennoch sei es nicht gelungen, alle russischen Raketen abzufangen. Kiew arbeite weiter daran, das Flugabwehrsystem zu perfektionieren. Selenskyj zufolge gibt es weiter Kämpfe bei Bachmut. Nähere Angaben machte er nicht.
Russland verhängt Terroralarm in Belgorod
Nach dem mutmaßlichen Beschuss in der russischen Grenzregion Belgorod nahe der Ukraine haben die Behörden Terroralarm in dem Gebiet verhängt. Die Maßnahme diene der Sicherheit der Bevölkerung, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow heute auf seinem Telegram-Kanal mit. Zuvor gab der Beamte bekannt, dass die Zahl der Verletzten auf sechs gestiegen sei. Das Anti-Terror-Regime sieht Personenkontrollen oder die Schließung von Fabriken vor, die gefährliche Güter wie Sprengstoff, radioaktive oder chemische und biologische Gefahrenstoffe produzieren.
Laut dem Gouverneur und dem Kreml sei zuvor ein „Spionage- und Sabotagetrupp“ in das Gebiet eingedrungen. In sozialen Netzwerken gab es seit dem Morgen Berichte über den Beschuss grenznaher Orte. Die aus Russen bestehende Einheit „Legion Freiheit Russlands“ teilte im ukrainischen Fernsehen mit, sie wolle gemeinsam mit dem „Russischen Freiwilligenkorps“ eine „entmilitarisierte Zone entlang der Grenze“ schaffen. So solle verhindert werden, dass russisches Militär die Ukraine beschieße. Im Krieg gegen die Ukraine kämpfen beide Einheiten auf der Seite Kiews.
Die Regierung in Kiew dementiert allerdings ihre Beteiligung an der Aktion. Die Ukraine beobachte das Geschehen interessiert, „ist aber nicht direkt daran beteiligt. Wie bekannt ist, werden Panzer in jedem russischen Waffengeschäft verkauft“, schrieb der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak bei Twitter.
EU und Südkorea wollen Druck auf Russland erhöhen
Südkorea und die Europäische Union (EU) wollen den Druck auf Russland wegen dessen Angriffskriegs gegen die Ukraine erhöhen. Das solle insbesondere durch eine effektive Umsetzung der jeweiligen Strafmaßnahmen geschehen, hieß es in einer Erklärung von Präsident Yoon Suk Yeol, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel. „Wir bekennen uns dazu, die Erholung und den Wiederaufbau der Ukraine zu unterstützen und sind weiterhin entschlossen, die Ukraine zu unterstützen solange es nötig ist.“
Yoon, von der Leyen und Michel trafen heute in Seoul zusammen, nachdem sie am vergangenen Wochenende am Gipfel der sieben führenden Wirtschaftsmächte in Japan teilgenommen hatten.
Verfassungsschutz warnt vor russischer Sabotage
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) sieht ein „erhöhtes Risiko“ für russische Sabotageakte auch in Deutschland. „Diese Fähigkeiten sind faktisch vorhanden und können im Bedarfsfall auch gegen deutsche Ziele und vor allen Dingen kritische Infrastrukturen eingesetzt werden“, sagte BfV-Präsident Thomas Haldenwang bei einem Symposium seiner Behörde in Berlin. Es gebe bereits „Vorbereitungshandlungen“ wie das Ausspähen der IT von Versorgungsunternehmen – „aber noch nicht den massiven Cyberangriff gegen deutsche kritische Infrastruktur.“
Bei den russischen Nachrichtendiensten hätten die Intensität, der Umfang und die Komplexität der Tätigkeit seit Beginn des Krieges in der Ukraine spürbar zugenommen, so Haldenwang weiter.
Belgorod: Auch Kreml meldet „ukrainische Sabotagegruppe“
Der Kreml hat das Eindringen einer ukrainische „Sabotage-Gruppe“ in die russische Grenzregion Belgorod gemeldet. Das Verteidigungsministerium, der russische Inlandsgeheimdienst FSB und die Grenzbeamten hätten Präsident Wladimir Putin darüber informiert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Es werde daran gearbeitet, diese „Sabotage-Gruppe von russischem Gebiet zu vertreiben und auszuschalten“.
Zuvor hatte der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, mitgeteilt, „eine Sabotage- und Aufklärungsgruppe der ukrainischen Streitkräfte“ sei in die Region im Süden Russlands eingedrungen. Zwei Verletzte seien ins Krankenhaus eingeliefert worden, so Gladkow auf seinem Telegram-Kanal. In sozialen Netzwerken gab es seit dem Morgen Berichte über den Beschuss grenznaher Orte. Der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigte Kämpfe in der Region und beschuldigte russische Paramilitärs.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Ermittler lassen neue Berichte zu Nord Stream unkommentiert
Bundesanwaltschaft und Bundesregierung haben Berichte, nach denen eine Spur bei den Ermittlungen zu Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 in die Ukraine führen soll, unkommentiert gelassen. „Die Identität der Täter und deren Tatmotive sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen“, teilte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. „Belastbare Aussagen hierzu, insbesondere zur Frage einer staatlichen Steuerung, können derzeit nicht getroffen werden.“
Laut Recherchen unter anderem von NDR, WDR, „SZ“ sollen offenbar mehrere neue Spuren in Richtung Ukraine führen: Es gehe um mutmaßliche Briefkastenfirmen und um eine Person mit möglichen Verbindungen zum ukrainischen Militär. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte lediglich, es gebe „drei oder vier unterschiedliche Theorien, wer das gewesen sein kann“.
14:41 Uhr
Ukraine macht russische Paramilitärs für Angriffe auf Belgorod verantwortlich
Der ukrainische Militärgeheimdienst geht einem Medienbericht zufolge davon aus, dass Mitglieder einer russischen paramilitärischen Gruppe hinter den mutmaßlichen Angriffen auf die russische Region Belgorod stecken. Dies sagte der Sprecher des Militärgeheimdienstes, Andrij Jusow, dem ukrainischen Medienportal „Hromadske“. Ob Beweise dafür vorliegen, wurde nicht berichtet.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Gouverneur von Belgorod: Ukrainische Saboteure in Russland
Der Gouverneur der russischen Region Belgorod hat der ukrainischen Armee vorgeworfen, Saboteure über die Grenze zu schicken. Eine „Sabotage-Gruppe“ habe den Bezirk Graiworon und damit russisches Territorium erreicht, teilte Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram mit. Die russischen Sicherheitskräfte und die Armee ergriffen Maßnahmen, um den Einfall abzuwehren und den Feind zu eliminieren.
Zuvor veröffentlichte der mit den russischen Sicherheitsdiensten verbundene Telegram-Kanal Basa Aufnahmen, die einen Angriff eines ukrainischen Panzers auf einen russischen Grenzposten zeigen sollen. Die russische Region Belgorod grenzt an die Ukraine, ihre gleichnamige Hauptstadt liegt nur wenige Kilometer entfernt von der ukrainischen Stadt Charkiw.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Kiew: Teil Bachmuts weiter unter ukrainischer Kontrolle
In der umkämpften Stadt Bachmut im Gebiet Donezk sind nach Darstellung Kiews weiter ukrainische Soldaten. „Unsere Truppen kontrollieren in Bachmut gewisse Objekte und im Stadtteil ‚Flugzeug‘ den Sektor mit Einfamilienhäusern“, schrieb die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar bei Telegram. Die russischen Truppen durchkämmten die von ihnen eroberten Stadtteile nach ukrainischen Soldaten. Um die Anhöhen nördlich und südlich der Stadt werde weiter gekämpft.
Der Vizeministerin zufolge ziehen die russischen Truppen zusätzliche Reserven heran. „Die Verteidigung von Bachmut erfüllt ihre militärische Aufgabe“, betonte Maljar. Den russischen Truppen seien riesige Verluste zugefügt und ihr Angriffspotenzial gesenkt worden. Zudem habe die ukrainische Seite wichtige Zeit gewonnen.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Betreiber: AKW Saporischschja wieder an externer Stromversorgung
Die externe Stromversorgung für das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine ist nach Angaben des staatlichen ukrainischen Netzbetreibers Ukrenergo wiederhergestellt. Zuvor habe es einen kurzen Ausfall nach einem Brand in einer Elektrizitätsanlage in der Stadt Saporischschja gegeben, teilt Ukrenergo mit. „Das Kraftwerk stellt auf die Stromversorgung aus dem ukrainischen Stromnetz um.“
Ein von der Regierung in Moskau eingesetzter Statthalter eines Teils der von Russland kontrollierten Region hatte mitgeteilt, das AKW sei von der externen Stromversorgung abgeschnitten und werde über Notaggregate versorgt. Statthalter Wladimir Rogow beschuldigte die Ukraine, eine unter ihrer Kontrolle stehende Stromleitung gekappt zu haben. Das AKW selbst wird seit geraumer Zeit von russischen Truppen kontrolliert, betrieben wird es aber vom ukrainischen Personal.
Söldnergruppe Wagner will bis zum 1. Juni aus Bachmut abziehen
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat angekündigt, seine Kämpfer noch in diesem Monat aus der ostukrainischen Stadt Bachmut abzuziehen. „Wagner wird Artemowsk zwischen dem 25. Mai und dem 1. Juni verlassen“, sagte Prigoschin in einer Sprachnachricht im Onlinedienst Telegram und nannte dabei Bachmut bei einem früheren Namen, der sich auf einen sowjetischen Revolutionär bezieht.
Prigoschin sagte in seiner Sprachnachricht, die Söldner hätten vor der geplanten Übergabe der Stadt Bachmut an die russische Armee „Verteidigungslinien“ in den westlichen Außenbezirken der Stadt errichtet. „Wenn das Verteidigungsministerium nicht genügend Personal hat, haben wir Tausende von Generälen“, sagte Prigoschin. Sowohl Wagner als auch die russische Armee hatten am Wochenende die Einnahme von Bachmut für sich reklamiert – Kiew bestritt dies allerdings und sagte, die eigene Armee kontrolliere noch einen kleinen Teil der ostukrainischen Stadt und kämpfe dort weiter.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Continental verkauft Werk in russischem Kaluga
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental ist beim geplanten Rückzug aus Russland einen wichtigen Schritt weiter. Das Werk in der Stadt Kaluga mit 1100 Beschäftigten wurde an das russische Unternehmen S8 Capital verkauft, wie der Dax-Konzern in Hannover mitteilte. Wie viele andere Unternehmen reagierte Conti mit dem Entschluss auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
In dem Werk fertigte Continental Pkw-Reifen und produzierte Klima-, Servolenkungsleitungen sowie Teile für Luftfedersysteme für den russischen Markt. Außerdem ist die Vertriebsgesellschaft für Reifen in Moskau Teil des Verkaufs. Die Transaktion sei von den zuständigen Behörden genehmigt, hieß es weiter. Über den Kaufpreis sowie weitere Details hätten die Parteien Stillschweigen vereinbart.
EU-Außenbeauftragter Borrell setzt auf Kampfjets für die Ukraine
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat den Sinneswandel der USA bei Kampfjets für die Ukraine begrüßt. Borrell nannte es „ein gutes Zeichen“, dass der G7-Gipfel in Japan am Wochenende den Weg dafür bereitet habe, „die Ukraine mit den nötigen Jets auszustatten“, wie er vor einem EU-Außenministertreffen in Brüssel sagte. „Ich hoffe, dass wir der Ukraine bald solche Waffen zur Verfügung stellen können“, sagte Borrell.
Die USA hatten zuvor erstmals eine Bereitschaft zur Ausbildung ukrainischer Piloten bekundet. Dies soll auch für F-16-Jets aus US-Produktion gelten. Auch eine Lieferung westlicher Kampfjets an Kiew gilt nicht mehr als ausgeschlossen.
Dänemark möchte im Juli Ukraine-Friedensgipfel ausrichten
Dänemark möchte im Juli ein Gipfeltreffen ausrichten, um einen Weg zum Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu finden. Das teilte Außenminister Lars Lokke Rasmussen der Nachrichtenagentur Ritzau zufolge mit. „Wenn die Ukraine der Auffassung ist, dass die Zeit gekommen ist, um ein solches Treffen abzuhalten, dann wäre das fantastisch“, sagt der Minister. „Und dann wäre Dänemark natürlich gern der Gastgeber eines solchen Treffens.“
Rufe nach deutscher Unterstützung von Kampfjet-Koalition für Ukraine
Nach dem grünen Licht der USA für die Ausbildung ukrainischer Piloten an F-16-Kampfjets wird in Koalition und Opposition über eine Unterstützung von deutscher Seite diskutiert. „Dass Deutschland nicht über dieses Flugzeug verfügt, heißt nicht, dass wir die Kampfjet-Koalition nicht unterstützen können“, sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) der „Süddeutschen Zeitung“. „Deutschland könnte sich bei der Grundlagenausbildung einbringen oder Flugplätze als Drehscheibe zur Verfügung stellen.“
„Wir sollten das Vorhaben unterstützen“, sagte auch der CDU-Sicherheitsexperte Roderich Kiesewetter der „SZ“. Deutschland könne sich mit Bewaffnung, Munition und Radarsensoren beteiligen und für die Luftbetankung sorgen. „Bei Bedarf sollten rasch Aufträge an die deutsche Rüstungsindustrie erteilt werden.“
Moskau bezeichnet F-16 Kampfjets für Kiews Ziele als „nutzlos“
Russland hat die geplante Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine als nutzlos für den Kriegsverlauf bezeichnet. Die Pläne des Westens und auch die Ausbildung ukrainischer Piloten an den F-16 hülfen nicht dabei, gegen Russland die gewünschten Ergebnisse zu erzielen, sagte der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax zufolge. „All diese Anstrengungen sind völlig nutzlos. Unsere Fähigkeiten sind so, dass alle Ziele der militärischen Spezialoperation mit Sicherheit erreicht werden.“
Russland nennt den vor rund 15 Monaten begonnenen Krieg offiziell militärische Spezialoperation. Rjabkow betonte, die Versuche des „kollektiven Westens“ unter Führung der USA, Angriffe auf die Sicherheit Russlands zu verüben, hätten keinen Erfolg. Russland sei klar, dass alle irgendwie diskutierten Waffengattungen über kurz oder lang auch in der Ukraine landen würden. Rjabkow sagte auch, dass Russland nicht zulassen werde, dass die mit US-Waffen angedrohten Schläge gegen die Schwarzmeer-Halbinsel Krim in die Tat umgesetzt würden.
10:44 Uhr
London: Moskau arbeitet an neuer Elite-Einheit bei Luftstreitkräften
Russland will laut britischen Geheimdienstinformationen eine neue Elite-Einheit bei seinen Luftstreitkräften für den Einsatz in der Ukraine schaffen. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Bericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London hervor. Demnach soll die neue Einheit aus Bombern und Hubschraubern bestehen und vor allem gegen Bodentruppen eingesetzt werden. Erfahrene Piloten sollen mit hohen Summen für die neue Einheit mit dem Code-Wort „Shtorm“ angeworben werden. „Die Schaffung der Gruppe wirft ein Schlaglicht auf Russlands Einschätzung, dass die reguläre Luftwaffe bei ihrer Hauptaufgabe, ukrainische Stellungen zu bombardieren, versagt hat“, so die Mitteilung weiter.
Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
10:36 Uhr
Gazprom-Inventar aus Wiener Büro wird versteigert
In Österreich werden 240 Exponate aus dem Büro des russischen Gaskonzerns Gazprom versteigert. Nachdem im April ein Insolvenzantrag eingebracht worden sei, soll nun im Auftrag des Insolvenzverwalters die Einrichtung des Standortes in der Wiener Innenstadt versteigert werden, teilt das Auktionshaus Aurena mit. Als Grund für den Insolvenzantrag sei die Einstellung der Gaslieferungen durch die Gazprom export Ltd. genannt worden. Bei der Auktion am Mittwoch würden hochwertige Büromöbel, Gemälde, Akustikelemente sowie Safes und Aktenvernichter versteigert. Unter den Hammer kommen aber auch einige Wandbilder, darunter eine Pipeline-Landkarte Europas und ein Luftbild der österreichischen Erdgas-Verteilstation Baumgarten. Laut Aurena liegen bereits zahlreiche Gebote vor.
IAEA-Chef: Sorge um AKW Saporischschja
Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist erneut komplett von der externen Stromversorgung abgeschnitten. Das teilte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, mit. „Die nukleare Sicherheitslage im Kraftwerk ist extrem gefährdet“, schrieb Grossi auf Twitter. Der ukrainische Atomkonzern Enerhoatom bestätigte den Zwischenfall. Am Montagmorgen sei die das Kraftwerk versorgende Hochspannungsleitung durch Beschuss beschädigt worden. Die Kühlung würden mittels der vorhandenen Dieselgeneratoren gewährleistet. Für diese sei für zehn Tage Treibstoff vorhanden. Insgesamt sei es bereits der siebente Ausfall der Stromversorgung seit dem Beginn der russischen Besetzung im März 2022.
Die IAEA in Wien ist besorgt, dass ein Ausfall der Kühlsysteme zu einer Überhitzung der Brennstäbe und des Atommülls und damit zu einem nuklearen Unfall führen könnte.
Grossi forderte erneut eine Vereinbarung zwischen Kiew und Moskau, das größte Kernkraftwerk Europas nicht anzugreifen und nicht als militärische Basis zu nutzen. „Das kann so nicht weitergehen“, schrieb er.
09:18 Uhr
Ukraine bekräftigt anhaltenden Kampf um Bachmut
Die ukrainische Armee hat ihren anhaltenden Kampf um die Stadt Bachmut bekräftigt und damit russische Angaben dementiert, die Stadt sei vollständig gefallen. Trotz der Versuche russischer Kräfte „die Kontrolle über die ganze Stadt zu erlangen“ verteidigten ukrainische Einheiten weiterhin „mehrere Gebäude und eine Reihe von Befestigungen im südwestlichen Teil Bachmuts“, sagte der Sprecher des Ostkommandos der ukrainischen Armee, Serhij Tscherewatyj, am Abend im ukrainischen Fernsehen. Dem ukrainischen Generalstab zufolge sind Bachmut und die nahe Donezk gelegene Kleinstadt Marjinka weiterhin das „Epizentrum der Kämpfe“. Die „Schlacht um Bachmut“ gehe weiter, hieß es in der Erklärung des Generalstabs.
Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar erklärte, ukrainische Kräfte hätten Bachmut „teilweise eingekreist“, nachdem sie zuvor die durch Russland gehaltenen Flanken durchbrochen hätten. Für Russland sei die Situation in Bachmut „sehr schwierig“. Die ukrainischen Kräfte hielten in der Stadt weiterhin „bestimmte Industrieanlagen und Infrastruktureinrichtungen“. Am Samstag hatte die russische Armee zunächst die vollständige Eroberung Bachmuts gemeldet und Russlands Präsident Wladimir Putin später der Armee und der Söldnergruppe Wagner am Samstag zur Einnahme der Stadt gratuliert. Am Sonntag waren dann Äußerungen Selenskyjs beim G7-Gipfel in Hiroshima zunächst als mögliches Eingeständnis der russischen Einnahme interpretiert worden, später dementierte sein Sprecher dies allerdings.
US-Institut sieht Wagner-Gruppe nach Bachmut-Kämpfen geschwächt
Die russische Wagner-Gruppe ist nach Einschätzung westlicher Experten durch die Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut geschwächt. Die Söldner seien durch die Abnutzung kaum in der Lage zu neuen Angriffen außerhalb der Stadt, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington mit. Zugleich gingen die Militäranalysten davon aus, dass Bachmut größtenteils von russischen Truppen kontrolliert wird. Die ukrainischen Streitkräfte hingegen führten im Norden und Süden von Bachmut Gegenangriffe und kontrollierten Verbindungswege um die Stadt.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte am Wochenende die komplette Einnahme Bachmuts erklärt. Er kündigte an, sich aus der Stadt zurückzuziehen und sie am 25. Mai den regulären russischen Streitkräften zu übergeben. Nach Einschätzung der ISW-Experten benötigen die russischen Streitkräfte womöglich weitere Verstärkung, um Bachmut, das weitgehend in Ruinen liegt, zu halten und die Flanken zu schützen. Damit könnten die Russen auch nicht – wie geplant – im Westen in Richtung Kostjantyniwka und im Norden in Richtung Soledar vorstoßen.
Ukraine: Verletzte bei Angriffen in der Region Dnipropetrowsk
Russland hat die ukrainische Region Dnipropetrowsk in der Nacht mit Drohnen und Marschflugkörpern angegriffen. Acht Menschen seien verletzt worden, von denen drei im Krankenhaus behandelt werden müssten, teilte der Gouverneur der Region, Serghij Lyssak, im Nachrichtenkanal Telegram mit. Die Flugabwehr habe 15 Drohnen und 4 Marschflugkörper abgeschossen, sagte er. Lyssak veröffentlichte auch Fotos von schwer beschädigten Wohnhäusern, Unternehmen und Autos.
In der Ukraine gab es in der Nacht zum Montag einmal mehr Luftalarm. Die Luftstreitkräfte des Landes teilten am Morgen mit, dass ein russischer Kampfjet vom Typ Suchoi Su-35 und vier Raketen abgeschossen worden seien. Zudem seien 20 sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131 vom Himmel geholt worden. Den Angaben nach feuerte Russland insgesamt 16 Raketen auf das Nachbarland ab.
Russland: AKW Saporischschja von externer Stromversorgung abgeschnitten
Das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine ist russischen Angaben zufolge von der externen Stromversorgung abgeschnitten. Es werde über Notaggregate versorgt, teilte ein von der Regierung in Moskau eingesetzter Statthalter eines Teils der von Russland kontrollierten Region mit. Statthalter Wladimir Rogow beschuldigt die Ukraine, eine unter ihrer Kontrolle stehende Stromleitung gekappt zu haben. Eine Stellungnahme der Ukraine lag zunächst nicht vor.
EU-Außenminister beraten über Militärhilfe für die Ukraine
Die Außenminister der Europäischen Union beraten ab heute Vormittag in Brüssel über weitere Militärhilfen für die Ukraine. Geplant ist eine neue Tranche von 500 Millionen Euro. Zuletzt blockierte Ungarn die Freigabe der Gelder, weil die Ukraine die größte ungarische Bank OTP kürzlich als Kriegssponsor eingestuft hatte. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will sich in Brüssel zudem für eine Ausweitung von Mehrheitsentscheidungen der EU stark machen, um solche Blockaden künftig zu verhindern. Dafür ist ein Treffen mit rund zehn weiteren Ländern vorgesehen. Bisher müssen alle Entscheidungen in der Außenpolitik einstimmig fallen.
Ukraine: Russland fliegt Luftangriff auf Dnipro
Russland hat ukrainischen Angaben zufolge in der Nacht einen Luftangriff auf die südostukrainische Stadt Dnipro geflogen. „Dank der Verteidigungskräfte haben wir den Angriff überstanden. Einzelheiten werden zu gegebener Zeit bekannt gegeben“, teilt der Gouverneur Serhij Lyssak auf seinem Telegram-Kanal mit. Die Nachrichtenagentur RBC-Ukraine meldet, dass in Dnipro während der mehr als 90 Minuten dauernden Luftangriffswarnung etwa 15 Explosionen zu hören waren. Es war nicht sofort klar, ob es sich bei den Explosionen um die Zerstörung der Raketen durch ukrainische Luftabwehrsysteme handelte oder um einschlagende russische Raketen oder Drohnen.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Russland droht wegen möglicher Kampfjet-Lieferungen
Eine Verlegung von US-F-16-Kampfjets in die Ukraine wirft nach den Worten des russischen Botschafters in den Vereinigten Staaten die Frage nach einer Beteiligung der NATO an dem Konflikt auf.
Auch werde jeder ukrainische Angriff auf die Krim als Angriff auf Russland betrachtet werden, schreibt Anatoli Antonow auf dem Telegram-Kanal der Botschaft in Washington. „Es ist wichtig, dass die Vereinigten Staaten die russische Reaktion darauf genau kennen.“
Österreich rechnet weiter mit Putin-Regierung
Österreich erwartet bis zum Ende dieses Jahrzehnts keinen Regimewechsel in Russland. „Ich gehe nicht davon aus, dass sich das politische System und die politische Führung in Russland bis zum Ende dieses Jahrzehnts substanziell verändern werden. Wir werden damit leben müssen, dass unser Verhältnis zu Russland gestört bleibt, weil das wichtigste Kapital fehlt: Vertrauen“, sagte Außenminister Alexander Schallenberg der „Welt“.
Der Westen, die Ukraine eingeschlossen, werde sich künftig nicht darauf verlassen können, dass sich Russland an unterschriebene Verträge halten wird. „Russland wird für sehr viele Jahre eine Bedrohung bleiben. Die Ukraine braucht darum westliche Sicherheitsgarantien.“