Nach dem dramatisch verpassten Meistertitel hat Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic seinen Emotionen freien Lauf gelassen. Der Dortmunder Trainer wurde nach dem 2:2 des BVB gegen den FSV Mainz 05 am Samstag von den Dortmunder Fans lautstark mit Sprechchören gefeiert. Das Stadion war mit 81 365 Zuschauern ausverkauft. Der 40-Jährige trat vor die Südtribüne, klopfte sich mit der rechten Hand aufs Herz und verbarg seine Trauer nicht. Mit beiden Händen wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht.
Hintergrund: Was Edin Terzic so besonders macht (FAZ.NET, Abo)
Gleiche Punktzahl, doch BVB hat Nachsehen bei Tordifferenz
Durch ein spätes Tor beim 1. FC Köln sicherte sich statt Borussia Dortmund erneut der FC Bayern München den Titel in der Fußball-Bundesliga. Der BVB und die Bayern haben nach 34 Spieltagen jeweils 71 Punkte. Der FCB hat aber die deutlich bessere Tordifferenz.
Dabei war in Dortmund nach Jahren der Rückschläge und sportlichen Demütigungen durch den großen Rivalen aus dem Süden alles angerichtet. Die Original-Meisterschale lag bereit, die Vorfreude war riesig. Eine ganze Region hatte auf das große Saisonfinale hingefiebert.
Fans euphorisch, Mannschaft patzt
Für den Signal Iduna Park hätte der BVB nach eigenen Angaben 300 000 Eintrittskarten verkaufen können. Auch Hotels waren schnell ausgebucht, Preise schossen in exorbitante Höhen, jeder wollte dabei sein. Schon am frühen Morgen standen Fans vor den Kneipen in der Dortmunder Innenstadt Schlange. Mit einem Fanmarsch zum Stadion stimmten sich Anhänger bei strahlendem Sonnenschein auf die Partie ein.
Auf dem Platz konnte der BVB die Euphorie aber nicht nutzen. Im Gegenteil: Die Chance auf den neunten Meistertitel der Club-Geschichte schien die Profis nicht zu beflügeln, sondern zu hemmen. Der Start in die Partie war wie ein Albtraum. Erst brachte Andreas Hanche-Olsen Mainz nach einer Ecke per Kopf in Führung (15. Minute), dann scheiterte Sébastien Haller mit einem Foulelfmeter an 05-Keeper Finn Dahmen (19.). Dortmund war wie in Schockstarre, die befreit aufspielenden Mainzer nutzten das eiskalt. Karim Onisiwo traf zum 0:2 (24.).
Kaum Offensivspiel bei Dortmund erkennbar
Terzic ruderte mit den Armen, trieb seine Mannschaft nach vorne, doch die ganze Kreativität und Torgefahr der letzten Wochen war plötzlich weg. Bereits vor der Pause musste Karim Adeyemi verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Für den 21-Jährigen kam Kapitän Marco Reus. Auch mit dem Offensiv-Routinier wurde es nicht besser. Die Angriffsversuche des BVB wirkten eher wie ein kopfloses Anrennen als ein Offensivspiel mit Plan.
«Auf geht’s, wir packen das», rief Stadionsprecher und Ex-BVB-Profi Norbert Dickel Fans und Mannschaft zu. Der BVB hatte jedoch Glück, dass Mainz nicht sogar erhöhte. Immer wieder überrumpelten die Gäste die unsortierte und völlig nervöse Dortmunder Defensive. Onisiwos Pfostenschuss (57.) war nur eine von mehrere hochkarätigen Mainzer Torchancen.
Der ganz in schwarz gekleidete Terzic verzweifelte an der Seitenlinie immer mehr. Der 40-Jährige nahm einen Offensivwechsel nach dem anderen vor. Mittelfeldantreiber Jude Bellingham, der zuletzt wegen Knieproblemen gefehlt hatte, blieb jedoch auf der Bank. Für Hoffnung sorgte Raphael Guerreiro, der den BVB mit seinem Anschlusstreffer noch einmal näher an den Titel-Traum heranbrachte. In der Nachspielzeit traf Niklas Süle sogar noch zum 2:2, doch das Remis reichte nicht. dpa/vz