Exklusiv: Ukrainische Soldaten trainieren bei der Marine in Parow
26. Juni 2023Junge Soldaten aus der Ukraine werden zur Zeit an der „Marineschule Parow“ ausgebildet. Sie lernen Brände zu löschen und Lecks zu stopfen. Was sie jetzt üben, müssen sie vielleicht schon bald im Ernstfall abrufen.
Die Situation ist ziemlich speziell: Die jungen Männer, die zur Zeit an der Marineschule in Parow im Landkreis Vorpommern-Rügen ausgebildet werden, müssen sich anschließend im Krieg bewähren. Ihre Mission ist brisant und deshalb unterliegt ihr genauer Aufenthaltsort strengster Geheimhaltung: zu ihrem eigenen Schutz. Dennoch hat ein Sprecher des Presse- und Informationszentrums der Marine in Mecklenburg-Vorpommern die jungen Soldaten an einem Ausbildungstag begleitet. Voraussetzung: Er musste sie so fotografieren, dass man sie nicht erkennt.
Blutjung, höchst konzentriert und ohne militärische Vorerfahrung
Gegenüber dem NDR schildert der Marinesprecher seine Eindrücke so: „Sie sind blutjung und ohne militärische Vorerfahrung, aber das merkt man ihnen nicht sofort an. Sie sind durchtrainiert, hoch konzentriert und sehr ernsthaft bei der Sache. Es ist zu spüren, dass ihre Situation anders ist, als bei unseren deutschen Marinesoldaten. Sie wissen: Das, was sie jetzt bei uns lernen, werden sie schon sehr bald brauchen.“
Ausbildungsziel: Brände bekämpfen und Lecks abdichten
Die Ausbildung für den Einsatz auf einem Kriegsschiff befasst sich mit dem Thema „Damage Control“, also „Schadensabwehr“. Die Ukrainer erhalten die gleiche Ausbildung wie die deutschen Marinesoldaten. Der Sprecher der Marine beschreibt das Schulungsprogramm: „Sie trainieren, wie sie einen Brand an Bord bekämpfen oder auch ein Leck innerhalb kürzester Zeit abdichten. Im Moment sind es noch Übungen an Land, es geht um die konkreten Handgriffe: wie rolle ich einen Schlauch aus, wie richte ich einen Wasserstrahl auf eine Brandquelle, wie dichte ich ein Leck ab.“ Im Ernstfall müsse jeder Handgriff sofort sitzen.
Wichtig: unter extremen Bedingungen funktionieren
Der Sprecher konkretisiert das Ausbildungsziel: „Es ist unglaublich wichtig, mit den Gegebenheiten an Bord vertraut zu sein, zum Beispiel mit der Enge. Dort sind es nämlich schmale Luken, durch die hindurch etwa ein Schlauch geführt oder ein Verwundeter abtransportiert werden muss. Und mindestens genauso wichtig ist es, wenn ein Schiff ein Leck hat.“ Im Zweifel würden die Männer dann bis zum Bauch in eiskaltem Wasser stehen; dann bestehe auch die Gefahr, sich zu unterkühlen.
Sie haben ein Ziel und verständigen sich mit Händen und Füßen
Ihr handwerkliches Geschick hilft den jungen Männern, ihre Ausbildungsaufgaben an diesem Tag zu meistern. Das Leck ist provisorisch abgedichtet und hält zumindest einen Großteil des Wassers ab. Eines hat den Marinesprecher an diesem Tag besonders berührt: „Die jungen Männer sprechen kaum Englisch und so hört man, dass sie sowohl Ukrainisch als auch Russisch reden. Sie verständigen sich also nicht nur mit ihren Ausbildern mit Händen und Füßen, sondern teilweise auch untereinander. Und dabei spürt man: Sie haben ein Ziel.“