Gutachten: Pläne für Pipeline vor Rügen „mangelbehaftet“

Gutachten: Pläne für Pipeline vor Rügen „mangelbehaftet“

12. Juli 2023 Aus Von mvp-web
Stand: 12.07.2023 13:43 Uhr

Die Pläne für eine neue Erdgas-Pipeline durch den Greifswalder Bodden sind angeblich „mangelbehaftet“. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten, das die Gemeinde Binz in Auftrag gegeben hat.

Wenn die neue Erdgas-Pipeline so wie bislang geplant gebaut wird, wäre sie angeblich „mangelbehaftet“. Das schreibt die Wismarer Professorin Bärbel Koppe in einem Gutachten, das die Gemeinde Binz auf Rügen bei ihr in Auftrag gegeben hatte. Die beantragte Pipeline zwischen dem geplanten LNG-Terminal im Hafen Mukran und der Gasnetz-Einspeisung in Lubmin weise eine zu geringe Mindestabdeckung mit lediglich einem halben Meter Sand auf, so die Expertin für Wasserbau und Hydromechanik. Zum Vergleich: Untersee-Stromleitungen würden aus Sicherheitsgründen bis zu 4,5 Meter tief vergraben. Koppe führt aus, dass die im Bereich der geplanten Trassenführung vorkommenden Sande sich durch die Strömung bewegen. Dies berge das Risiko, dass die Pipeline freigespült wird, ankernde Schiffe könnten dann Schäden an der Leitung verursachen, bis hin zu einer Havarie.

Expertin: LNG-Pipeline verändert Strömung vor Rügen

Als weiteren Kritikpunkt führt das Gutachten die geringe Entfernung der Pipeline zu Tourismusgebieten an wie auch zu möglichen unterseeischen Rohstoffvorkommen an. Aus Sicht der Wissenschaftlerin könnte die Pipeline nicht nur den Abbau behindern, sondern aufgrund ihrer potenziellen Wirkung als Strömungsbarriere auch die Regeneration des Untergrunds einschränken. Darüber hinaus stellt Koppe auch die Prognosen zum zu erwartenden LNG-Tanker-Verkehr sowie der prognostizierten Bauzeit infrage. Außerdem verweist sie auf die Planungen zur deutsch-russischen Gaspipeline Nord Stream 2, um ihr insgesamt kritisches Urteil zu untermauern. Auch dabei sei eine ähnliche Trassenführung verworfen worden.

Bundestag ebnet Terminal den Weg

Der Bundestag hatte in der vergangenen Woche dem geplanten Flüssigerdgas-Terminal (LNG) im Hafen Mukran den Weg geebnet, indem das Projekt in das LNG-Beschleunigungsgesetz aufgenommen wurde. Nach Ansicht der Parlamentsmehrheit ist das Terminal notwendig, um die Versorgung des Ostens Deutschlands und Bayerns mit Erdgas sicherzustellen. Gegen das Vorhaben haben sich mehrere Gemeinden auf Rügen und verschiedene Umweltverbände ausgesprochen. Die Pipeline soll Erdgas, das in flüssiger Form als LNG in Mukran angelandet und zurückverwandelt wird, nach Lubmin transportieren. Dort wird es ins landseitige Erdgas-Netz eingespeist.