Krieg Tag 518 Do 27.07.2023 ++ Selenskyj zu Besuch in Dnipro ++
27. Juli 2023Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die Stadt Dnipro im Südosten des Landes besucht. Russland hat am Abend offenbar erneut mehrere ukrainische Städte aus der Luft angegriffen.
- Selenskyj zu Besuch in Dnipro
- Offenbar Luftangriffe auf mehrere ukrainische Städte
- Rotes Kreuz kürzt Mittel für humanitäre Hilfe
11:16 Uhr
Blinken erwartet Druck durch afrikanische Staaten auf Putin
Mit Blick auf den Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg hat US-Außenminister Antony Blinken die teilnehmenden afrikanischen Staaten aufgerufen, vom russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Lösung für die durch ausbleibende Getreideexporte ausgelöste Lebensmittelkrise zu fordern. „Sie wissen genau, wer die Schuld an der gegenwärtigen Situation trägt“, sagte Blinken während eines Besuchs in Neuseeland. Er erwarte, „dass Russland dies von unseren afrikanischen Partnern deutlich zu hören bekommt“.
Das Abkommen hatte den Export von Milliarden Tonnen Weizen und anderem Getreide auf sicheren Korridoren durch das Schwarze Meer ermöglicht. Das entspreche „dem Export von 18 Milliarden Broten durch diesen Korridor, den Russland nun geschlossen hat“, sagte Blinken. Russland hatte in den vergangenen Tagen versucht, die Staaten Afrikas zu beruhigen und erklärt, es würde kostenlos Getreide in afrikanische Länder exportieren, die es benötigen.
10:32 Uhr
Selenskyj zu Besuch in Dnipro
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat der Stadt Dnipro im Südosten der Ukraine einen Besuch abgestattet. Er habe mit Kommandeuren und hochrangigen Regierungsmitgliedern über die Lage an der Front und den Nachschub mit Munition gesprochen, schrieb Selenskyj auf Telegram. Auch wie die Flugabwehr gestärkt werden könne, sei ein Thema gewesen.
London: Russland setzt auf veränderte Kampfhubschrauber
Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums hat Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine Dutzende Kampfhubschrauber verloren, mit ihnen allerdings auch erhebliche Schäden angerichtet. „Russland hat seit der Invasion höchstwahrscheinlich etwa 40 Ka-52 verloren, aber dieser Typ hat der Ukraine auch einen hohen Preis abverlangt“, hieß es auf Twitter.
In den vergangenen Monaten habe Russland seine Streitkräfte im Süden sehr wahrscheinlich – zumindest mit einer kleinen Anzahl – brandneuer Ka-52M-Varianten erweitert, einem stark modifizierten Fluggerät, das auf den Erfahrungen der Russen in Syrien beruhe, schrieben die Briten. Ihre Einschätzung basiert demnach auf Fotos in sozialen Medien, auf denen Besatzungen neben den neuen Hubschraubern posieren.
Eine weitere wichtige Erweiterung der Ka-52-Flotte sei die Ausrüstung mit einer neuen panzerbrechenden Luft-Boden-Rakete (LMUR), die eine Reichweite von ungefähr 15 Kilometern habe, teilte das Ministerium mit. Die Crews hätten schnell die Gelegenheit genutzt, diese Waffen außerhalb der Reichweite der ukrainischen Flugabwehr einzusetzen.
FSB meldet Sprengstoffspuren auf Frachter
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat eigenen Angaben zufolge auf einem weiteren ausländischen Schiff Spuren von Sprengstoff entdeckt. Auch dieses Schiff sei auf dem Weg von der Türkei nach Russland, um dort Getreide zu laden, und habe zuvor in einem ukrainischen Hafen gelegen, so russische Nachrichtenagenturen. Bereits am Montag hatte der FSB bekanntgeben, Sprengstoffspuren auf einem Frachter entdeckt zu haben.
„New York Times“: Wichtiger ukrainischer Vorstoß begonnen
Bei ihrer seit rund sieben Wochen andauernden Gegenoffensive haben die ukrainischen Streitkräfte laut einem Bericht der „New York Times“ ihren bislang wichtigsten Vorstoß gegen die russischen Invasoren begonnen. Daran seien im Südosten des Landes Tausende teils vom Westen ausgebildete und ausgerüstete Soldaten beteiligt, die bislang in Reserve gehalten worden seien, berichtete die US-Zeitung unter Berufung auf zwei ungenannte Pentagon-Beamte.
Es gelte, durch von Russland gelegte Minenfelder und andere Barrieren in Richtung Süden zur Stadt Tokmak und, wenn möglich, bis ins etwa 40 Kilometer von der Küste entfernte Melitopol vorzudringen. Ziel sei es, die Landbrücke zwischen der russisch-besetzten Ukraine und der Halbinsel Krim zu durchtrennen oder zumindest so weit vorzurücken, dass die strategisch wichtige Halbinsel in Reichweite der ukrainischen Artillerie gerate.
Offenbar Hafenanlage in Odessa durch Beschuss beschädigt
In der ukrainischen Hafenstadt Odessa wurden in der Nacht erneut die Hafenanlagen beschossen. Das teilte der zuständige Gouverneur der Region, Oleh Kiper, mit. Ein Wachmann sei getötet worden. Zudem sei ein Frachtterminal beschädigt worden. Seit Russland am Montag vergangener Woche das Getreideabkommen ausgesetzt hat, sollen russische Truppen wiederholt die Häfen der Ukraine am Schwarzen Meer angegriffen haben.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Putin lädt zu Russland-Afrika-Gipfel
Der russische Präsident Wladimir Putin will heute mit Vertretern aus 49 Staaten über mögliche Wege einer engeren Kooperation mit afrikanischen Ländern beraten. Im Fokus des Treffens steht aber auch die Lage in der Ukraine und das von Russland aufgekündigte Getreideabkommen. Viele afrikanische Länder kämpfen mit den gestiegenen Getreide- und Energiepreisen infolge des Krieges gegen die Ukraine.
Ukraine meldet Luftangriffe auf mehrere Städte
Angaben des ukrainischen Militärs zufolge hat es am Mittwochabend weitere Luftangriffe auf mehrere Städte in der Ukraine gegeben. Ein Sprecher der ukrainischen Armee erklärte im Fernsehen, Ziele seien die Oblast Chmelnyzkyj im Zentrum des Landes und die Hauptstadt Kiew sowie Charkiw und Dnipro in der Ostukraine gewesen. Unter anderem sei der Militärflughafen Starokostjantyniw angegriffen worden, auf dem Kampfflugzeuge stationiert seien. Weiter hieß es, die Luftabwehr habe 36 russische Marschflugkörper abgefangen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte der Luftabwehr in seiner abendlichen Videobotschaft. Er sagte, es habe nur wenige Treffer gegeben, und einige Raketentrümmer seien niedergegangen. Konkrete Angaben über mögliche Schäden oder Opfer machte die Ukraine aber nicht.
Schulze nennt Afrika-Gipfel in Russland „PR-Show Putins“
Entwicklungsministerin Svenja Schulze hat die Länder Afrikas vor einer engeren Zusammenarbeit mit Russland und seinem Präsidenten Wladimir Putin gewarnt. „Wer afrikanischen Ländern billigen russischen Weizen verspricht und zugleich ukrainische Getreidehäfen bombardiert, will nicht den Hunger bekämpfen, sondern nur neue Abhängigkeiten schaffen“, sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Russland verhalte sich nur in der Rhetorik antikolonial, „tatsächlich zielt sein Vorgehen in Afrika auf Abhängigkeit und Ausbeutung“. Das Treffen in St. Petersburg nannte Schulze „eine PR-Show Putins“.
Russland will bei seinem zweiten Afrika-Gipfel die Zusammenarbeit mit den Staaten des Kontinents ausbauen. Im Mittelpunkt stehen dabei auch russische Lieferungen von Getreide und Dünger in afrikanische Länder, nachdem Moskau das Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer aufgekündigt hatte. Russland wird wegen der Seeblockade in seinem Krieg gegen die Ukraine vorgeworfen, dem Weltmarkt große Mengen an Weizen und Mais zu entziehen und so Lebensmittelpreise in die Höhe zu treiben.
Das Getreide aus der Ukraine gilt wie das aus Russland als wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Hunger in der Welt. Schulze sagte, Russland exportiere „Waffen, Fake News und Söldner, mit oft fatalen Folgen. Entwicklungspolitisch hat Russland den afrikanischen Staaten wenig zu bieten.“ Das Treffen mit Putin sei aber auch „eine Chance für unsere afrikanischen Partner, den russischen Präsidenten mit ihren Forderungen zu konfrontieren. Ein Ende des Krieges und ein ungehinderter Export des ukrainischen Getreides sind im Interesse der ganzen Welt.“
Rotes Kreuz kürzt Mittel für humanitäre Hilfe in der Ukraine
Die Dachorganisation des Roten Kreuzes kürzt die Mittel für die humanitäre Hilfe in der Ukraine. Der genaue Umfang stehe noch nicht fest, sagte der Sprecher des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK), Achille Després, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Wahrscheinlich trifft die Kürzung bereits unser Budget von 2023.“
Als Grund nennt er die schwierige finanzielle Situation des IKRK auf globaler Ebene. Allerdings werde auch 2023 das meiste Geld in die Ukraine fließen, auch nach den Sparmaßnahmen. „Unsere Pläne zur Kostensenkung betreffen alle unsere Aktivitäten weltweit und in der Ukraine prüfen wir sorgfältig, welche Ausgaben reduziert oder verschlankt werden können.“ Das Budget des IKRK für die Ukraine ist das höchste weltweit und belief sich 2022 auf insgesamt rund 435 Millionen Euro.