Kanada nach 0:4 ausgeschieden Die WM-Party geht weiter – Australien meldet sich stark zurück

Kanada nach 0:4 ausgeschieden Die WM-Party geht weiter – Australien meldet sich stark zurück

31. Juli 2023 Aus Von mvp-web

Stand: 31.07.2023 14:27 Uhr

Ein WM-Gastgeber spielt weiter mit! Nachdem Neuseeland am Sonntag zum widerwilligen Zuschauer seiner eigenen Party wurde, nahm Australien am Montag (31.07.2023) die Vorrundenhürde. Nach einem 4:0-Sieg gegen Kanada ziehen die „Matildas“ bei der Heim-Weltmeisterschaft als Gruppenerster ins Achtelfinale ein.

Von Sanny Stephan

Der coole Auftritt in einer heißen Atmosphäre und trotz kniffliger Ausgangslage befeuert die Hoffnungen aller Fans, dass es für die Gastgeberinnen sehr weit gehen kann. Zur Matchwinnerin avancierte Hayley Raso, die die Weichen mit zwei Toren (9./39.) schon vor der Pause auf Sieg stellte. Mary Fowler sorgte in der 58. Minute für die Entscheidung und Steph Catley setzte vom Elfmeterpunkt den Schlusspunkt (90.+3). Die Niederlage besiegelte das Aus für Kanada. Neben Australien zieht Nigeria nach einem 0:0 gegen Irland in die K.o.-Runde ein.

Asisat Oshoala schießt Richtung irländisches Tor.

31.07.2023

Hoffnungsträgerin Kerr auf der Bank

Die Frage aller Fragen klärte sich schon 60 Minuten vor dem Anpfiff. Als die Aufstellung in die Öffentlichkeit drang, war klar, dass Australiens Hoffnungsträgerin Sam Kerr in den Kader zurückkehrt. Die Offensivspielerin vom FC Chelsea saß nach einer Wadenverletzung unmittelbar vor Turnierbeginn zwar nur auf der Bank, doch allein die Gewissheit, dass die glückbringende Kerr im „Notfall“ eingreifen könne, beflügelte die Gastgeberinnen, die nach der Niederlage im zweiten Gruppenspiel gegen Nigeria wussten: Nur ein Sieg spült sie sicher ins Achtelfinale.

Traumstart für Australien

Diese Tatsache und die Unterstützung der 30.000 Fans im proppevollen Melbourne Rectangular Stadion, die für Gänsehaut-Stimmung sorgten, ließen die „Matildas“ von Beginn an Dampf machen und früh jubeln. In der neunten Minute kochte das Stadion zum ersten Mal, als Raso nach einer Eingabe von der linken Seite überlegt aus 13 Metern zur 1:0-Führung ins lange Eck traf.

Sekunden später hatte Raso das 2:0 auf dem Fuß. Wieder ging die Post über links ab und wieder war Raso schneller als ihre Gegenspielerin. Diesmal scheiterte sie aber an Kanadas Keeperin Kailen Sheridan, die sich streckte und den Ball aus der Ecke fischte.

Raso gedankenschnell zum 2:0

Olympiasieger Kanada wirkte beeindruckt und brauchte einige Minuten, um sich von dem frühen Schock zu erholen. Den ersten Abschluss verbuchte die 40-jährige Ikone Christine Sinclair, die in ihrem 326. Länderspiel deutlich am Tor vorbeiköpfte (21.). Nach einer halben Stunde stockte Australien kurz der Atem, als der Ball durch den Strafraum flipperte, schlussendlich aber geklärt wurde, ehe Torfrau Mackenzie Arnold eingreifen musste.

Dass der Wille in diesem „Alles-oder-nichts“-Spiel entscheidend sein würde, ahnten viele Experten. Und genau diese Entschlossenheit führte zum 2:0. Wieder war Raso erfolgreich. Diesmal reagierte sie nach einem Eckball und dem Patzer von Torfrau Sheridan, die am Ball vorbeifaustete, am schnellsten und staubte ab: 2:0 (39.). Kurz zuvor war Australien ein scheinbar astreines Tor wegen einer minimalen Abseitsstellung genommen worden.

Australiens Steph Catley, Hayley Raso und Alanna Kennedy (v.l.) bejubeln einen Treffer.

Australiens Steph Catley, Hayley Raso und Alanna Kennedy (v.l.) bejubeln das 2:0.

Vierfach-Wechsel bei Kanada

Von Kanada kam wenig, viel zu wenig – und daran änderte auch der Vierfach-Wechsel (!) zur Pause nichts. Die Nordamerikanerinnen fanden einfach nicht ins Spiel, es fehlte an Tempo und Überzeugung, um die Gastgeberinnen ernsthaft in Verlegenheit zu bringen.

Stattdessen machte Australien früh alles klar. Nach einem langen Ball setzte sich Caitlin Foord auf der linken Seite durch, ging zur Grundlinie und legte blitzsauber für Mary Fowler auf, die im Abschluss Glück hatte: Vom Innenpfosten trudelte das Leder über die Linie: 3:0 (58.). Den Schlusspunkt unter eine Top-Leistung setzte Catley, die einen Foulelfmeter in der Nachspielzeit unhaltbar zum 4:0 nutzte. Nach dem Abpfiff war die Party rund um Melbourne groß. Der Traum vom australischen WM-Märchen lebt – mehr denn je. Es sei „einzigartig“, betonte Trainer Tony Gustavsson: „Seht euch an, wie die Fans die Mannschaft getragen haben. Und dann die Spielerinnen, diese Gruppe hat etwas ganz Besonderes an sich.“ Er sei „sehr, sehr stolz und privilegiert“, diese Momente erleben zu dürfen.

Bitteres Ende für Sinclair

Kanada hatte in der gesamten zweiten Halbzeit nur drei gute Schusschancen – Deanne Rose, Sophie Schmidt und Evelyne Viens scheiterten (66./75./88.) – und verabschiedet sich nach einem Sieg (2:1 gegen Irland), einem Remis (0:0 gegen Nigeria) und der Niederlage gegen Australien enttäuscht und überraschend früh von der WM-Bühne. Die WM-Karriere von Sinclair endet damit bitter. „Die Realität hat uns eingeholt, aber man muss Australien zugute halten, dass sie die bessere Mannschaft waren“, sagte Trainerin Bev Priestman: „Fußball ist grausam, es war nicht unsere Nacht und das war’s.“