Neuling Haiti torlos raus Dänemark zieht unspektakulär in die K.o.-Runde ein 2:0
1. August 2023Die Minimalisten aus Dänemark spielen bei der Frauenfußball-WM in Australien und Neuseeland weiter mit. Lediglich drei Tore in drei Vorrundenspielen reichten den Skandinavierinnen zum Einzug in das Achtelfinale.
„Danish Dynamite“ war es beim 2:0-Sieg gegen Haiti nicht, aber immerhin ein solider Abschluss der Gruppenphase. Top-Star Pernille Harder schoss ihr Team am Dienstag (01.08.2023) im Perth Rectangular Stadion in der 21. Minute per Strafstoß in Führung, Sanne Troelsgaard legte kurz vor Ablauf der elfminütigen Nachspielzeit zum 2:0-Endstand nach. Dänemark zieht als Gruppenzweiter hinter England in die K.o.-Runde ein und trifft dort auf Gastgeber Australien.
Die Fußballerinnen aus der Karibik verabschiedeten sich bei ihrem Debüt ohne Punkt und Tor von der Weltbühne, haben aber einen Eintrag in die Geschichtsbücher sicher: Dass drei der vier Gegentreffer vom Elfmeterpunkt fielen, gab es noch nie.
Neu-Bayerin Harder trifft
Nach viel offensiver Magerkost in den ersten beiden Gruppenspielen legte Dänemark furios los. Nach der ersten Ecke und dem Abschluss von Kathrine Kuhl staubte Abwehrspielerin Simone Boye zum vermeintlichen 1:0 (3.) ab. Der Jubel verstummte rasch, weil die Überprüfung eine knappe Abseitsstellung von Boye aufdeckte.
Die offensivere Aufstellung, Topstürmerin Harder wurde erstmals von Amalie Vangsgaard und Nicoline Sorensen flankiert, zeigte aber weiter Wirkung und ließ die Mannschaft von Trainer Lars Söndergaard in der 21. Minute tatsächlich jubeln. Die Neu-Münchnerin Harder verwandelte einen berechtigten Handelfmeter. Bei ihrem 71. Länderspieltor wartete die Rekord-Torschützin Harder abgezockt und schob den Ball in Robert-Lewandowski-Manier ins linke Eck.
Dritter Elfmeter gegen Haiti
Die Führung war verdient, wenn auch aus Sicht der Haitianerinnen unglücklich: Der WM-Neuling hatte auch seine ersten beiden Gegentore vom Elfmeterpunkt kassiert. Am Handspiel von Betina Petit-Frere gab es allerdings nichts zu rütteln. Aus dem Rhythmus brachte der Rückstand den Außenseiter nicht. Gefährlich wurde es immer dann, wenn Dayana Pierre-Louis über die rechte Seite den Turbo zündete, lediglich eine Abnehmerin ihrer Eingaben fehlte. Den ersten Schuss auf das Tor von Lene Christensen gab Nerilia Mondesir nach einer halben Stunde ab. Ihr Abschluss aus vollem Lauf stellte die dänische Torhüterin nicht vor Probleme.
Simone Boye (l.) und Pernille Harder bejubeln den Führungstreffer. Harder traf vom Punkt.
Die Däninnen hatten das Spiel weitgehend im Griff, wackelten aber immer wieder in der Defensive und verpassten es, mit dem zweiten Treffer für Ruhe zu sorgen. Harder, die deutlich mehr Szenen als in den ersten Partien hatte, traf zwar kurz vor der Pause, stand bei der Hereingabe von Karen Holmgaard aber sehr deutlich im Abseits.
Haiti – Wille ja, Qualität nein
Weil sich England im Parallelspiel gegen China in einen Torrausch spielte, war schon zu Beginn der zweiten Halbzeit klar, dass Haiti nur mit einem hohen Sieg die Sensation Achtelfinale packen könnte. Entsprechend forsch und mit einem Traumpass in die Schnittstelle begann der Außenseiter. Kethna Louis stand leicht im Abseits, hatte allerdings auch ins Niemandsland geflankt. Allein diese Szene offenbarte, woran es im Spiel des Debütanten haperte: Der letzte Pass war einfach nicht präzise genug, um auf Weltniveau zu treffen.
Christensen musste nur einmal wirklich zupacken: Nach einer Freistoßflanke köpfte Louis in Bedrängnis auf das Tor. Alle anderen Versuche des willensstarken Neulings wurden geblockt oder landeten im Aus.
Dänemarks Karen Holmgaard (r.) und Haitis Melchie Dumonay kämpfen um den Ball.
Dänemark bricht schwarze Serie
Dänemark verwaltete die Führung relativ unspektakulär, schaltete hin und wieder vom ersten in den dritten Gang und steuerte gelassen der K.-o-Runde entgegen. Die große Spannung, auf die die Konstellation in der Gruppe D vor dem Anpfiff hindeutete, blieb aufgrund des frühen Tores von Harder und der klaren Führung der Engländerinnen völlig aus.
Die Skandinavierinnen tauchten über weite Strecken der zweiten Halbzeit ab und spät, aber gewaltig wieder auf: Harder köpfte in der 83. Minute zum vermeintlichen 2:0 ins leere Tor, weil Kerly Theus beim Rettungsversuch weit aus ihrem Kasten geeilt war. Nach erneuter Videostudie zählte aber auch dieser Treffer nicht. Theus soll vor dem Tor von Mille Gejl gefoult worden sein. Fragwürdig, aber nicht spielentscheidend.
Das zweite dänische Tor erzielte Sanne Troelsgaard in der zehnten Minute der Nachspielzeit. Die eingewechselte Stürmerin schloss einen Konter mit einem Schuss ins lange Eck ab. Mit dem 2:0-Sieg endete auch eine schwarze Serie: Erstmals in ihrer bisherigen WM-Geschichte verloren die Skandinavierinnen das letzte Gruppenspiel nicht.