Spannendes Vorrunden-Finale DFB-Team will gegen Südkorea Druck in Leistung umwandeln

Spannendes Vorrunden-Finale DFB-Team will gegen Südkorea Druck in Leistung umwandeln

2. August 2023 Aus Von mvp-web

Stand: 02.08.2023 11:07 Uhr

Die Qualifikation für die K.o.-Runde der besten 16 Teams bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland hat das DFB-Team vor dem letzten Gruppenspiel gegen Südkorea am Donnerstag (03.08.2023) in eigener Hand. Wer in der Startelf stehen wird, wollte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Tag vor der Partie noch nicht verraten.

Bei der Pressekonferenz nach der Ankunft im Spielort Brisbane setzte Voss-Tecklenburg wie gewohnt ihr Pokerface auf. Zum Spielsystem und zum Personal für die Begegnung mit Südkorea am Donnerstag (12 Uhr MESZ, im Live-Ticker auf sportschau.de) sagte sie wie erwartet und von ihr vor Spielen gewohnt: nicht viel.

Lea Wagner

Immerhin ließ die Bundestrainerin durchblicken, wie erleichtert sie ist, dass Innenverteidigerin und Abwehrchefin Marina Hegering nach wochenlanger Pause wegen einer Fersenprellung endlich wieder voll belastbar ist. „Das ist natürlich ein Mehrwert für jede Mannschaft. Von daher sind wir froh, dass Marina jetzt absolut spielfähig ist.“

Angesichts des verletzungsbedingten Ausfalls von Sara Doorsoun gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die 33-Jährige gegen Südkorea von Beginn an neben Kathrin Hendrich im Defensivzentrum spielen wird.

Martina Voss-Tecklenburg | imago

DFB-Team vor Spiel gegen Südkorea

Voss-Tecklenburg – „Wissen, dass wir jetzt einen Ergebnisdruck haben“

Kristoffer Klein, Sportschau, 02.08.2023 10:06 Uhr

Stürmen Popp und Schüller von Beginn an?

Voss-Tecklenburg ließ auch offen, ob sie ihr Spielsystem vom gewohnten 4-3-3 gegen Südkorea in ein 3-5-2 mit Doppelspitze ändert, die dann Alexandra Popp und Lea Schüller bilden könnten. „Wie immer haben wir uns Gedanken gemacht, welche Dinge wir anpassen können“, sagte die Bundestrainerin. Man schaue, ob der Gegner etwas offenbare, „das wir ausnutzen können“.

Co-Trainerin Britta Carlson hatte zu Beginn der Woche gesagt, dass eine Aufstellung mit Doppelspitze möglich sei. So könne das Team „mehr in die Box kommen und mehr Präsenz in der Offensive haben„.

Oberdorf: „Wenn man zu locker ins Spiel geht, wird das nix“

Gegen die Asiatinnen darf es gerne wieder mehr Marokko und weniger Kolumbien im deutschen Spiel sein. Nach dem 6:0 zum Auftakt hatte das Team von Bundestrainerin Voss-Tecklenburg gegen die Südamerikanerinnen (1:2) ihr Offensivspiel vernachlässigt. Vor der Partie gegen Südkorea stehen die Spielerinnen unter Druck, dennoch sei die Stimmung in den vergangenen Tagen „überwiegend gut“ gewesen, so Voss-Tecklenburg. „Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen, und wir gehen die nächsten Schritte zusammen.“

Lena Oberdorf.

Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf sieht in der Situation vor der Südkorea-Partie auch einen positiven Aspekt: „Der Druck gehört auch immer ein bisschen dazu, um seine Leistung abzurufen. Wenn man zu locker ins Spiel geht, wird das auch nix.“ Torhüterin Merle Frohms sprach bei der Abreise nach Brisbane von einem Mix aus Anspannung und Vorfreude, und Sjoeke Nüsken fügte hinzu: „Wir sind zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir das Spiel gewinnen werden.“

Nicht mit Zweifeln, sondern Selbstvertrauen gegen Südkorea

Das Kolumbien-Spiel war nach der Sitzung am Montagvormittag (31.07.2023) bereits abgehakt. „Wir haben in der Analyse nichts schöngeredet„, betonte Co-Trainerin Britta Carlson. „Die Spielerinnen sind sehr selbstkritisch, die wollen sogar eine klare Ansage.“ Abwehrchefin Kathrin Hendrich fand es aber auch gut, dass nicht nur „draufgehauen“ wurde. „Wir wollen nicht zweifeln, sondern mit Selbstvertrauen ins letzte Spiel gehen„, betonte Hendrich.

Die deutschen Nationalspielerinnen Lena Oberdorf (l.) und Jule Brand im Spiel gegen Kolumbien
Die deutsche Nationalspielerin Sara Doorsoun spielt mit einer Bandage um das linke Bein.

Kolumbien-Spiel soll einmaliger Ausrutscher bleiben

Und die Stimmung ist auf jeden Fall wieder positiv – nachdem ein Teil des Teams am Montag noch mal am Meer gewesen ist. „Es war so schön, einfach mal am Strand zu sein, abzuschalten und nicht an Fußball zu denken„, sagte Spielmacherin Lina Magull, der ihre vergebene Großchance beim Stand von 0:0 noch sehr zu schaffen gemacht hatte.

Wir haben schon direkt nach dem Kolumbien-Spiel gesagt, dass jetzt Südkorea darunter leiden muss.

Nationalspielerin Lina Magull

Doch schon unmittelbar nach dem Kolumbien-Spiel habe sich die „Jetzt-erst-Recht-Mentalität“ eingestellt. „Jetzt muss Südkorea darunter leiden.“ Das DFB-Team hat schließlich immer noch das große Ziel vor Augen. „Wir erhoffen uns demnächst den nächsten Titel für Deutschland„, sagte Melanie Leupolz und Magull erklärte: „Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass wir am Donnerstag Vollgas geben. Wir wollen zeigen, dass wir es besser machen können.“

Bloß keine Parallele zu den Männern

Die WM-Geschichte weist derweil eine kuriose Parallele auf. Die Männer waren bei der Weltmeisterschaft 2018 in der gleichen Situation wie jetzt die Frauen. Deutschland hatte vor dem dritten Gruppenspiel ebenfalls drei Punkte, verlor dann gegen Südkorea und war erstmals in der WM-Grschichte nach der Vorrunde ausgeschieden.

Die deutschen Nationalspielerinnen Jule Brand (l.) und Svenja Huth sind enttäuscht, während im Hintergrund Kolumbiens Spieler jubeln.

Soweit soll es bei den Frauen aber nicht kommen. „Wir wollen den Druck in Energie ummünzen, damit wir gut in unser Spiel reinkommen„, sagte Chantal Hagel, die gegen Kolumbien ihr WM-Debüt gefeiert hatte und wohl auch gegen Südkorea die verletzte Felicitas Rauch als Linksverteidigerin vertreten dürfte.

So ist die Ausgangslage: Um das vorzeitige Ausscheiden zu verhindern, darf Deutschland nicht schlechter abschneiden als Marokko im Parallelspiel. Und falls Marokko gegen den aktuellen Tabellenführer Kolumbien verlieren sollte, könnten sich die DFB-Frauen sogar eine (nicht zu hohe) Niederlage gegen Südkorea leisten. Gruppensieger wird Deutschland nur, wenn das eigene Spiel gewonnen wird und Kolumbien gegen Marokko verliert.

Südkoreas Trainer ist ein alter Bekannter

Von der Papierform her waren die Asiatinnen als zweitstärkstes Team in die Gruppe gestartet. Dass die Aussagekraft der FIFA-Weltrangliste allerdings sehr begrenzt ist, haben auch schon einige andere Partien offenbart. Und so steht vor dem Duell mit Deutschland eigentlich schon fest, dass das koreanische Team, das der ehemalige Bundesliga-Trainer Colin Bell betreut, nach der Vorrunde wieder nach Hause reisen muss.

Südkoreas Nationaltrainer Colin Bell während eines Spiels an der Seitenlinie.

Wir erwarten spielstarke Asiatinnen, die sind technisch immer sehr versiert. Und wir wissen, wie diszipliniert sie sind„, warnte Leupolz trotzdem und ergänzte: „Uns erwartet ein relativ schweres Spiel, aber unser voller Fokus ist auf den drei Punkten.“ Auch Abwehrspielerin Hagel zeigte sich optimistisch: „Wir kennen unsere Stärken und wissen, was wir noch besser machen müsssen. Wir werden es auf den Platz bringen, mit dem nötigen Mut nach vorne spielen und konsequent vor dem Tor sein.