Geiselnahme am Hamburger Flughafen beendet – Kind befreit

Geiselnahme am Hamburger Flughafen beendet – Kind befreit

5. November 2023 Aus Von mvp-web

Stand: 05.11.2023 14:34 Uhr

Die Geiselnahme am Hamburger Flughafen ist beendet worden. Der bewaffnete Mann, der am Samstagabend mit einem Auto und seinem vierjährigen Kind auf das Vorfeld des Airports gerast war, sei festgenommen worden, erklärte die Polizei.

Geiselnahme am Hamburger Flughafen beendet – Kind befreit

Stand: 05.11.2023 15:03 Uhr

Die Geiselnahme am Hamburger Flughafen ist nach mehr als 18 Stunden beendet worden. Der bewaffnete Mann, der am Samstagabend mit seinem Auto und seinem vierjährigen Kind auf das Vorfeld des Airports gerast war, sei festgenommen worden, erklärte die Polizei.

Glückliches Ende einer Nervenschlacht am Flughafen: Die Geiselnahme ist am Sonntagnachmittag auf dem Rollfeld unblutig zu Ende gegangen. „Der Mann hat mit seiner Tochter das Auto verlassen, ist auf Einsatzkräfte zugegangen, in dem Moment ist der Zugriff geglückt“, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün am Sonntag.

Mann gelangte mit Auto aufs Flughafen-Gelände

Ein bewaffneter Mann hatte mit seinem Fahrzeug am Sonnabend gegen 20 Uhr ein Tor durchbrochen und sei auf das Vorfeld des Airports gefahren, sagte Thomas Gerbert, Sprecher der Bundespolizei. Der Mann habe nach dem Eindringen auf das Gelände zwei Mal in die Luft geschossen. Außerdem habe er zwei brennende Flaschen aus dem Auto geworfen, „eine Art Molotowcocktails“, sagte Gerbert. Es sei kein Schaden entstanden, die Flughafenfeuerwehr habe die Brandsätze löschen können. Der Mann stoppte auf dem Vorfeld neben einer Passagiermaschine der Turkish Airlines. Auf Bildern vom Flughafen war am Sonnabend eine beschädigte Schranke zu sehen, durch die der Mann offenbar gerast war. Zuvor hatte sich die Ehefrau des Mannes wegen möglicher Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet.

Hintergrund offenbar Sorgerechtsstreit

Die Polizei geht davon aus, dass ein Sorgerechtsstreit Hintergrund der Geiselnahme war. Bisherigen Erkenntnissen zufolge hatte sich das Mädchen, das der 35 Jahre alte Mann bei sich hat, am Sonnabend bei der Mutter in Stade aufgehalten. Nach Angaben der Polizei in Stade hat der 35-Jährige aus Buxtehude der Mutter die vierjährige Tochter am Samstagabend gegen 19.20 Uhr gewaltsam entrissen. Dabei soll er mehrfach in die Luft geschossen haben. Danach soll er nach Hamburg gefahren sein – und dort auf das Rollfeld des Flughafens.

Flugbetrieb bleibt eingestellt

Am Sonntagmorgen schrieb die Hamburger Polizei auf X (ehemals Twitter), dass der Flugbetrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt bleibe. Die Polizei bittet Fluggäste vorerst nicht zum Airport anzureisen. Das Gelände ist weiträumig abgesperrt. Der Flughafen kann nicht erreicht und nicht betreten werden, die S-Bahn fahre den Flughafen nicht an. Der Hamburger Flughafen riet Fluggästen auf seiner Internetseite ihren Flugstatus im Blick zu behalten und sich bei Bedarf an ihre Fluggesellschaft zu wenden. Am Sonntag seien bis 11 Uhr bereits 126 Flüge gestrichen worden. Es könne den ganzen Tag über zu Flugstreichungen und Verzögerungen kommen. Laut Airport wurden am Samstagabend sechs Abflüge und vier Ankünfte gestrichen. 17 ankommende Flugzeuge seien zu anderen Flughäfen umgeleitet worden. Insgesamt 3.200 Passagiere seien betroffen gewesen. Für den Sonntag waren ursprünglich insgesamt 286 Flüge mit rund 34.500 Passagieren geplant. Wie viele davon tatsächlich stattfinden können, ist laut Flughafen unklar.

Flughafen geräumt, Flugzeuge evakuiert

Das Flugzeug auf dem Vorfeld, unter dem der Mann sein Auto abgestellt hat, wurde geräumt. Später wurde der Flughafen komplett geräumt und weiträumig abgesperrt, auch die letzten auf dem Rollfeld stehenden Flugzeuge wurden evakuiert. Die Passagiere aus den evakuierten Maschinen wurden in ein nahe gelegenes Hotel gebracht. Nach ersten Erkenntnissen gibt es keine Verletzten. Die Polizei sieht auch keine akute Gefährdung Dritter.

Bildergalerie: Hamburger Flughafen wegen Geiselnahme gesperrt

Airport sieht keine Versäumnisse bei Sicherung des Geländes

Eine beschädigte Schranke, durch die am 04.11.2023 ein Mann am Hamburger Flughafen mit seinem Auto gerast sein soll. © dpa Foto:  Jonas Walzberg

Diese Schranke hat der Bewaffnete offenbar durchbrochen, als er auf das Vorfeld des Airports raste.

Der Flughafen Hamburg sieht trotz der Geiselnahme auf dem Vorfeld des Airports keine Versäumnisse bei der Sicherung des Geländes. „Die Sicherung des Geländes entspricht allen gesetzlichen Vorgaben und übertrifft diese größtenteils“, sagte eine Flughafensprecherin am Sonntag. Dennoch könne bei der Größe des Flughafens nicht ausgeschlossen werden, „dass ein hochkrimineller, unbefugter Zutritt zum Sicherheitsbereich mit brachialer Gewalt erfolgen kann“.

Bereits zwei Vorfälle am Flughafen in diesem Jahr

Bereits im Oktober war der Hamburger Flughafen gesperrt worden, damals allerdings wegen einer Anschlagsdrohung auf eine Maschine von Teheran nach Hamburg. Im Juli hatten Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten der Gruppe Letzte Generation den Hamburger Flughafen für Stunden lahmgelegt, als sie mit Fahrrädern auf das Gelände eingedrungen waren.

Polizeigewerkschaft fordert besseren Schutz von Flughäfen

Angesichts der Geiselnahme auf dem Hamburger Flughafen hat der stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Heiko Teggatz, mit Nachdruck einen besseren Schutz von Flughäfen gefordert. „Es ist nur schwer vermittelbar, dass etwa Weihnachtsmärkte mit Betonbarrikaden gesichert werden, und unsere Flughäfen werden als Hochsicherheitsbereiche von Betreibern stiefmütterlich behandelt“, sagte Teggatz am Sonntag. Die Politik unternehme zu wenig, um Betreiber zu mehr Schutz zu zwingen. „Da vermisse ich auch eine Initiative von Bundesinnenministerin Nancy Faeser“, sagte Teggatz. „Offensichtlich zwingt niemand die Flughafenbetreiber ernsthaft, Sicherheitsmaßnahmen so hochzufahren, dass es zu solchen Vorfällen schlicht nicht mehr kommen kann.“