Rückschlag vor der EM Erste Niederlage für Nagelsmann – Deutschland verliert gegen die Türkei
19. November 2023Die deutsche Nationalmannschaft hat gegen die Türkei ihre erste Niederlage unter Bundestrainer Julian Nagelsmann kassiert. Es ist ein Rückschlag auf dem Weg zur Heim-EM 2024.
Deutschland verlor am Samstag (18.11.2023) im mit 72.592 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympiastadion mit 2:3 (1:2) gegen die Türkei. Nach dem Sieg gegen die USA und dem Unentschieden gegen Mexiko verlor Nagelsmann im dritten Spiel erstmals als Bundestrainer. Kai Havertz und Niclas Füllkrug erzielten die Tore für Deutschland, während Ferdi Kadioglu, Kenan Yildiz und Yusuf Sari per Handelfmeter vor zehntausenden türkischen Fans für die Türkei trafen.
Yusuf Sari (M.) von der Türkei bejubelt sein Tor zum 3:2.
Für die deutsche Mannschaft ist es ein Rückschlag vor der Heim-EM im Sommer 2024, am Dienstag spielt das Team in Wien gegen Österreich. Seit dem Vorrunden-Aus bei der WM in Katar 2022 hat Deutschland fünf von zehn Spielen verloren und drei davon gewonnen. „Als Mannschaft hatten wir ein gute Emotionsniveau“, sagte Nagelsmann in der Sportschau. „In den ersten zehn Minuten müssen wir das Spiel zu machen. Aber einzelne Spieler hatten nicht immer dasselbe Emotionsniveau wie der Gegenspieler. Da müssen wir uns steigern, denn wir haben keine Zeit, die wir verschenken können.“ Die Gruppen für die EURO 2024 werden am 2. Dezember in Hamburg ausgelost.
Nagelsmann – „Ist kein Experiment, sondern eine absolute Überzeugung“
Datum | Gegner | Ergebnis |
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25.03.2023 | Peru | 2:0 |
28.03.2023 | Belgien | 2:3 |
12.06.2023 | Ukraine | 3:3 |
16.06.2023 | Polen | 0:1 |
20.06.2023 | Kolumbien | 0:2 |
09.09.2023 | Japan | 1:4 |
12.09.2023 | Frankreich | 2:1 |
14.10.2023 | USA | 3:1 |
18.10.2023 | Mexiko | 2:2 |
18.11.2023 | Türkei | 2:3 |
21.11.2023 | Österreich |
Deutschland geht früh in Führung – doch die Türkei findet Antworten
„Gerade im Hinblick auf ein großes Turnier ist es wichtig, stabil zu sein“, sagte Julian Nagelsmann vor der Partie bei RTL. Der Bundestrainer, der die Mannschaft zur Heim EM 2024 führen soll, überraschte mit einer ungewöhnlichen Maßnahme: Kai Havertz spielte als Linksverteidiger. Und der Plan ging zunächst auch auf: Benjamin Henrichs spielte rechts Leroy Sané frei, der den Linksverteidiger im Strafraum mit seinem Zuspiel fand – Havertz traf zur Führung. Ein frühes Tor schien zunächst die guten Eindrücke von der USA-Reise zu bestätigen.
Länderspiel gegen die Türkei
Verkorkste Heimpremiere in Berlin
Das deutsche Team zeigte sich offensiv stark, leistete sich jedoch defensiv aber grobe Fehler. Die Türkei fand so noch vor der Pause passende Antworten. Abdülkerim Bardakci drosch den Ball nach vorne links, gegen Ferdi Kadioglu verschätzte sich die deutsche Abwehr, Kadioglu schoss den Ball wuchtig in das Tor von Schlussmann Kevin Trapp (38.). Die Türkei, längst sicher für die EM in Deutschland qualifiziert, machte weiter Druck und ging sogar in Führung: Erneut stellt ein langer Pass auf der linken türkischen Angriffseite die deutsche Mannschaft vor Probleme. Kenan Yildiz tauchte frei vor Trapp auf und schoss beherzt in den rechten Winkel (45.+2).
Ferdi Kadioglu jubelt über seinen Ausgleichstreffer.
„Wir haben drei Gegentore bekommen – mal wieder. Auf dem Niveau ist das zu viel“, sagte Deutschlands Kapitän Ilkay Gündogan in der Sportschau. „Wir waren nicht aggressiv genug. Wir haben es den Türken zu leicht gemacht, die Bälle hin und her zu spielen. Dann läufst du viel hinterher – und das soll natürlich nicht unser Maßstab sein.“
Gündogan – „Wir haben drei Gegentore bekommen – auf dem Niveau ist das zu viel“
Füllkrug mit dem Ausgleich, doch die Türkei trifft erneut
Auch in die zweite Hälfte startete die deutsche Mannschaft gut und kam kurz nach Wiederanpfiff zum Ausgleich. Florian Wirtz trieb den Ball bis tief in die türkische Hälfte, bediente Niclas Füllkrug, der aus zwölf Metern traf (49.).
Niclas Füllkrug jubelt über seinen Ausgleichstreffer gegen die Türkei.
Doch die Türkei blieb druckvoll. Salih Özcan traf in der 52. Minute aus 18 Metern den Pfosten – und in der 69. Minute meldete der Video-Assistent dem Schiedsrichter ein möglicherweise strafbares Handspiel, Kai Havertz hatte den Ball im Lauf an den Arm bekommen. Der polnische Schiedsrichter Bartosz Frankowski entschied auf Strafstoß, Yusuf Sari verwandelte etwas glücklich zur erneuten türkischen Führung, Torwart Trapp war noch dran (71.). Yilmaz hätte in der 82. Minute noch auf 4:2 erhöhen können, er traf aber nicht wie auch Serge Gnabry, der knapp an einem Zuspiel von Henrichs vorbei rutschte (86.). „Es unbedingt zu wollen – das ist wichtig für uns. Ich glaube, dass wir nicht alle bei hundert Prozent waren“, sagte Füllkrug in der Sportschau. „Wir sind in der ersten Halbzeit nicht auf die emotionale Ebene der Türkei gekommen.“
Füllkrug – „Ich glaube, dass wir nicht alle bei hundert Prozent waren“
Der türkische Nationalspieler Salih Özcan schwärmte von der Atmosphäre, die für ein regelrechtes Heimspiel der Türkei sorgte. „Das Aufeinandertreffen ist immer besonders, glaub ich“, sagte Özcan in der Sportschau. „Wir haben uns gut gefühlt, wir haben die Fans mitgenommen, wir haben es genossen und es fühlt sich unbeschreiblich schön an.“
Salih Özcan – „Es fühlt sich unbeschreiblich schön an“
Situation vor dem Spiel politisch aufgeladen
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der Freitag und Samstag zu einem Staatsbesuch in Deutschland weilte, erschien nicht zum Spiel. Mehrere Demonstrationen zum Nahostkonflikt und zur Situation der Kurden in der Türkei beschäftigten vor allem Polizeikräfte. Ein Fanmarsch türkischer Fans vor dem Spiel verlief friedlich.