“ liveblog “ Krieg im Nahen Osten 07.10.23 – Tag 48 ++ Freilassung erster Geiseln wohl Donnerstag ++
22. November 2023Laut Israels Außenminister Cohen sollen erste von der Hamas verschleppte Geiseln am Donnerstag freigelassen werden. Israels Armee hat vor Inkrafttreten der Feuerpause weiter Ziele im Gazastreifen angegriffen.
- Freilassung erster Geiseln wohl am Donnerstag
- Israels Armee setzt Bodeneinsatz in Gaza vorerst fort
- Baerbock spricht von Durchbruch
- Bericht: Blinken kommende Woche in Israel
12:26 Uhr
Israel greift erneut Hisbollah-Ziele im Libanon an
Die israelische Luftwaffe hat nach Armeeangaben erneut Ziele der schiitischen Hisbollah-Miliz im benachbarten Libanon angegriffen. „Unter den angegriffenen Zielen waren terroristische Infrastruktur und ein militärischer Standort, in dem Hisbollah-Terroristen tätig gewesen sind», teilte die Armee am Mittwoch mit. Im Norden Israels wurde zudem laut Armee mehrfach Raketenalarm ausgelöst.
WHO: Mitarbeiterin bei Angriff im Gazastreifen getötet
Bei einem Angriff im Gazastreifen ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation eine ihrer Mitarbeiterinnen getötet worden. Die 29 Jährige sei gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem sechs Monate alten Sohn und ihren beiden Brüdern ums Leben gekommen, teilte die WHO am Dienstagabend mit. Insgesamt habe der Angriff, der ein Haus getroffen habe, mutmaßlich mehr als 50 Menschen das Leben gekostet.
Freilassung erster Geiseln wohl Donnerstag
Israel rechnet damit, im Rahmen des vermittelten Waffenstillstandes am Donnerstag die ersten von der militant-islamistischen Hamas verschleppten Geiseln aus dem Gazastreifen zurückzuholen. Dies sagte der israelische Außenminister Eli Cohen im Rundfunk der Armee. In einem Interview wollte Cohen keine genauen Angaben dazu machen, zu welcher Uhrzeit die Rückholaktion beginnen soll.
Berichte: Kampfpause im Gazastreifen wird maximal zehn Tage dauern
Israel hat Medienberichten zufolge weitere Details zu dem Abkommen mit der Hamas über eine Feuerpause sowie den Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge veröffentlicht. Für den gesamten Austausch von bis zu 300 palästinensischen Häftlingen gegen bis zu 100 lebende Geiseln aus Israel sind maximal zehn Tage vorgesehen, berichtete die „Times Of Israel“ unter Berufung auf einen von der israelischen Regierung veröffentlichten Kabinettsbeschluss. Spätestens danach soll der Anti-Terror-Einsatz der israelischen Armee gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen weitergehen.
Papst trifft Angehörige von Opfern beider Nahost-Kriegsparteien
Papst Franziskus hat die Kriegsführung im Nahen Osten als Terrorismus bezeichnet. Am Morgen hatte das katholische Kirchenoberhaupt im Vatikan zwei Delegationen empfangen: Eine Gruppe Angehöriger von israelischen Geiseln der Terrororganisation Hamas in Gaza sowie eine Gruppe von Palästinensern mit in Israel inhaftierten Verwandten.
Bei seiner Generalaudienz im Anschluss sagte Franziskus: „Sie leiden so sehr und ich habe gehört, wie sie beide leiden. Kriege verursachen das. Aber hier sind wir über Kriege hinausgegangen, das ist keine Kriegsführung, das ist Terrorismus.“
EU will Feuerpause für „humanitären Schub“ nutzen
Die EU-Kommission hat die zwischen Israel und der islamistischen Hamas vereinbarte Feuerpause und die geplante Freilassung von 50 Geiseln begrüßt. „Wir werden mit unseren Partnern zusammenarbeiten, um die Feuerpause für einen humanitären Schub nach Gaza zu nutzen“, erklärte der zuständige EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic.
Ägyptens Präsident: Bemühen uns in Gaza um „dauerhafte Lösungen“
Nach der Einigung auf eine mehrtägige Feuerpause im Gaza-Krieg will sich Ägypten nach Worten von Präsident Abdel Fattah al-Sisi weiterhin für „dauerhafte Lösungen“ im Nahost-Konflikt einsetzen. Diese müssten „Gerechtigkeit und Frieden herstellen und dem palästinensischen Volk legitime Rechte garantieren“, teilte Al-Sisi auf der Plattform X mit. Er begrüßte die Einigung zwischen Israel und der islamistischen Hamas, die Ägypten, Katar und die USA vermittelt hätten.
Israels Armee setzt Bodeneinsatz in Gaza vorerst fort
Israels Armee hat vor Inkraftreten einer vereinbarten Feuerpause erneut Ziele der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. Wie die Armee mitteilte, zerstörten Truppen am Morgen einen Tunnelschacht, aus dem ein Hamas-Terrorist herausgekommen war und auf die Soldaten geschossen habe. Zudem sei das Militär auf Terroristen und Waffen in einem Gebäude gestoßen, das von der Hamas genutzt worden sei. Die Terroristen seien getötet und das Gebäude zerstört worden, teilte die Armee weiter mit.
Bericht nennt Details zu den beim Gaza-Deal freikommenden Häftlingen
Nach dem Abkommen mit der Hamas über den Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge hat Israel Medienberichten zufolge Einzelheiten zu den Inhaftierten bekannt gegeben. 287 der 300 inhaftierten Palästinenser, die für eine Entlassung in Frage kommen, seien junge Männer bis 18 Jahre, meldete die „Times Of Israel“. Die meisten sollen demnach wegen Aufruhr und Steinwürfen im Westjordanland oder Ost-Jerusalem inhaftiert worden sein.
Bei 13 weiteren Häftlingen handelt es sich dem Bericht zufolge um erwachsene Frauen, die überwiegend wegen Messerattacken verurteilt wurden. Israelische Medien hatten zuvor berichtet, dass keine Häftlinge freigelassen würden, die wegen Mordes im Gefängnis sitzen.
Von der Leyen begrüßt Abkommen zur Geisel-Freilassung „von ganzem Herzen“
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die von Israel und der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas vereinbarte Freilassung von 50 Geiseln „von ganzem Herzen“ begrüßt. Sie sei all jenen „zutiefst dankbar, die in den vergangenen Wochen auf diplomatischem Wege unermüdlich daran gearbeitet haben, diese Einigung zu erzielen“, erklärte von der Leyen am Mittwoch.
Sie rief die Terrorvereinigung Hamas zudem auf, sämtliche Geiseln freizulassen. Die EU-Kommissionschefin erklärte weiter, die EU werde „alles tun“, um die im Gegenzug für die Geiselfreilassung vereinbarte Feuerpause für die Lieferung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen zu nutzen.
Rotes Kreuz will möglichen Häftlingsaustausch unterstützen
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) steht bereit, um einen möglichen Gefangenenaustausch im Krieg zwischen Israel und der Hamas zu unterstützen. Derzeit liefen Gespräche mit den Konfliktparteien, um ihnen bei der Umsetzung einer Vereinbarung zu helfen, teilte das IKRK mit. „Als neutraler Vermittler ist es uns wichtig klarzustellen, dass wir nicht an den Verhandlungen beteiligt sind und keine Entscheidungen über den Inhalt treffen“, hieß es in der Mitteilung. Die Rolle des IKRK bestehe darin, die Umsetzung zu unterstützen, sobald die Beteiligten eine Einigung erzielt hätten.
Abbas fordert umfassende politische Lösung für Nahost-Konflikt
Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hat die Vereinbarung zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und einen Gefangenenaustausch begrüßt. Abbas von der mit der Hamas rivalisierenden Fatah, der im Westjordanland regiert, hob dabei die Bemühungen Katars und Ägyptens bei der Vermittlung der Vereinbarung hervor und forderte zugleich umfassendere Lösungen für den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern.
Abbas wolle eine längere Waffenruhe und „die Umsetzung einer politischen Lösung, die auf internationaler Legitimität beruht“, heißt es in einer Erklärung seines Beraters Hussein Al-Scheich auf einer Online-Plattform.
Katar hofft auf „umfassende Einigung“ zu Kriegsende
Das Emirat Katar hofft nach der Einigung auf eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie die Freilassung von Geiseln und Häftlingen auf eine noch weiterreichendere Einigung zu einem Kriegsende. „Wir hoffen, dass diese Feuerpause eine umfassende und nachhaltige Vereinbarung schaffen wird, die den Krieg und das Blutvergießen stoppt“, schrieb Katars Ministerpräsident und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani bei X.
Palästinenser: Fünf Tote bei Drohnenangriff im Westjordanland
Fünf Palästinenser sind nach einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa bei einem Drohnenangriff auf Tulkarm im Westjordanland getötet worden. Weitere Menschen seien verletzt worden. Zudem habe es eine Razzia des israelischen Militärs im Krankenhaus Thabet Thabet gegeben.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Baerbock spricht von Durchbruch
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock spricht angesichts der angekündigten Feuerpause von einem Durchbruch. „Die angekündigte Freilassung einer ersten größeren Gruppe von Geiseln ist ein Durchbruch – auch wenn nichts auf der Welt ihr Leid ungeschehen machen kann. Die humanitäre Pause muss genutzt werden, um lebensnotwendige Hilfe zu den Menschen in Gaza zu bringen“, schrieb die Grünen-Politikerin auf X (vormals Twitter).
Biden begrüßt Geiselabkommen
US-Präsident Joe Biden hat die Einigung über die Freilassung einiger der von der Hamas festgehaltenen Geiseln begrüßt und auf die Einhaltung der Abmachung gepocht. „Es ist wichtig, dass alle Aspekte dieses Abkommens vollständig umgesetzt werden“, teilte Biden mit.
Er wisse die Zusage zu schätzen, die die israelische Regierung mit der Unterstützung einer verlängerten Feuerpause gemacht habe, damit die Vereinbarung vollständig umgesetzt werden könne. So könne nun zusätzliche humanitäre Hilfe geleistet werde, „um das Leid unschuldiger palästinensischer Familien im Gazastreifen zu lindern“. Das Abkommen werde auch die Heimkehr weiterer amerikanischer Geiseln ermöglichen. „Und ich werde nicht aufgeben, bis sie alle frei sind“, sagte Biden.
Katar bestätigt Abkommen zur Geiselfreilassung
Der Vermittler Katar hat ein Abkommen zwischen Israel und der Hamas zur Freilassung von 50 Geiseln im Gegenzug für eine viertägige Waffenruhe bestätigt. „Der Beginn der Pause wird innerhalb der nächsten 24 Stunden bekanntgegeben und soll vier Tage dauern, vorbehaltlich einer Verlängerung“, erklärte das Außenministerium von Katar.
„Die Vereinbarung sieht die Freilassung von 50 Frauen und Kindern vor, die derzeit im Gazastreifen festgehalten werden, im Gegenzug für die Freilassung von palästinensischen Frauen und Kindern, die in israelischen Gefängnissen festgehalten werden, wobei die Zahl der Freigelassenen in späteren Phasen der Umsetzung der Vereinbarung erhöht werden soll“, hieß es weiter. Außerdem wird nach Angaben des katarischen Staatsministers im Außenministerium, Mohammed Al-Khulaifi, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) die Freilassung der Geiseln überwachen.
Insider: Drei US-Bürger sollen freigelassen werden
Unter den rund 50 Geiseln, die im Rahmen der zwischen Israel und der Hamas vereinbarten Waffenruhe freigelassen werden sollen, befinden sich nach Angaben von Insidern auch drei US-Bürger. Unter ihnen sei ein dreijähriges Mädchen, dessen Eltern bei dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober getötet worden seien, sagte ein mit der Angelegenheit vertrauter US-Regierungsvertreter.
Jordanien verstärkt Militärpräsenz an der Grenze zu Israel
Jordanien verstärkt seine Armeepräsenz entlang der Grenze zu Israel. Jordaniens Ministerpräsident Bischer al-Chasauneh erklärt, sein Land werde „alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel“ einsetzen, um Israel daran zu hindern, die Palästinenser massenhaft aus dem Westjordanland zu vertreiben. Jeder israelische Versuch, Palästinenser gewaltsam über den Jordan zu drängen, würde einen Bruch des Friedensabkommens mit dem Nachbarland darstellen. Jede Bedrohung der nationalen Sicherheit Jordaniens würde „alle Optionen auf den Tisch bringen“. Die jüngsten Truppenverlegungen entlang der Grenzen zu Israel seien Teil der Maßnahmen zum Schutz der Sicherheit des Landes.
Medien: Freilassung der Geiseln erst 24 Stunden nach Waffenruhe
Im Falle einer raschen Annahme der vorübergehenden Waffenruhe werden die ersten Geiselfreilassungen nach israelischen Medienberichten nicht vor Donnerstag erwartet. Die Umsetzung des Abkommens müsse 24 Stunden warten, um israelischen Bürgern die Möglichkeit zu geben, den Obersten Gerichtshof anzurufen, um die Freilassung der palästinensischen Gefangenen zu blockieren, berichtet unter anderem Channel 12 News. Einem Insider zufolge sollen rund 50 von der radikal-islamistischen Hamas verschleppte israelische Geiseln freigelassen werden. Im Gegenzug sollen palästinensische Frauen und Kinder aus israelischen Gefängnissen freikommen.
Bericht: Blinken kommende Woche in Israel
US-Außenminister Anthony Blinken wird einem Medienbericht zufolge Anfang kommender Woche zu Gesprächen nach Israel reisen. Er werde mit israelischen und palästinensischen Vertretern über den Krieg im Gazastreifen sprechen, berichtet das Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.