“ liveblog “ Krieg im Nahen Osten 07.10.23 – Tag 59 ++ ++ Menschen sollen Regionen um Chan Yunis verlassen ++ ++

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3. Dezember 2023 Aus Von mvp-web

Stand: 03.12.2023 14:07 Uhr

Das israelische Militär hat Menschen im Süden des Gazastreifens aufgefordert, bestimmte Regionen im Großraum Chan Yunis zu verlassen. Großbritannien will Israel bei der Suche nach Geiseln helfen.


  • Palästinenser melden Tote nach Angriffen und Razzia im Süden
  • Israel setzt Bombardement im Gazastreifen fort
  • Großbritannien hilft Israel bei Geiselsuche

14:07 Uhr

Chefankläger: Gegen Verbrechen auf allen Seiten in Gaza ermitteln

Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, Karim Khan, setzt sich für Ermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen auf allen Seiten des Gaza-Kriegs ein. „Wir müssen zeigen, dass das Recht an allen Frontlinien herrscht und das es in der Lage ist, alle zu schützen“, heißt es in einer vom Weltstrafgericht in Den Haag verbreiteten Erklärung. Khan hatte in den vergangenen Tagen Israel und die palästinensischen Gebiete besucht. Es war sein erster offizieller Besuch als Chefankläger. Er war von Angehörigen und Freunden von Opfern der Hamas-Attacken vom 7. Oktober eingeladen worden. Am Samstag war Khan in Ramallah mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas zusammengetroffen.

13:59 Uhr

UNICEF-Sprecher: Angriffe in Gaza „unmoralisch“ und „sicher illegal“

Der Pressesprecher des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, James Elder, hat die israelischen Angriffe im Gazastreifen während eines Besuchs scharf kritisiert. Dort finde ein „Blutbad“ statt, das „unmoralisch“ sei und das mit „mit Sicherheit als illegal verstanden werden wird“, sagte Elder dem Nachrichtensender Al-Dschasira während eines Besuchs in Chan Junis. Wer das hinnehme, mache sich selbst schuldig. „Schweigen ist Mittäterschaft“, sagte der sichtlich erschütterte Elder, der teils mit zitternder Stimme sprach.

Während seines Besuchs habe er überall Kinder mit schweren Verbrennungen, mit Verletzungen durch Granatsplitter, Gehirnverletzungen und mit Knochenbrüchen gesehen. Man sehe Mütter um ihre Kinder weinen, die wohl „Stunden vor dem Tod“ stünden. Die jüngsten Angaben über sogenannten „sicheren Zonen! für die Bevölkerung in Gaza bezeichnete Elder als „Falschdarstellung“. Die Menschen würden dabei zu „winzigen Flecken Land bewegt“, dort gebe es nur Sand, kein Wasser, keine Sanitäranlagen und keinen Schutz vor dem Wetter. „Das sind keine sicheren Zonen, das werden Todeszonen sein“, sagte Elder.

Palästinenser suchen nach einem israelischen Luftangriff auf das Haus einer Familie im südlichen Gazastreifen nach Überlebenden.

01.12.2023
13:42 Uhr

Regev: Schützen Gazas Zivilbevölkerung

Der israelische Regierungsberater Mark Regev hat Vorwürfe zurückgewiesen, sein Land würde im Kampf gegen die Hamas zu wenig unternehmen, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen. „Wir unternehmen maximale Anstrengungen, vielleicht sogar nie dagewesene in ähnlichen Umständen“, sagte Regev der BBC. Israel habe spezifische Viertel ausgewiesen, die zum Ziel von Angriffen würden und warne die Zivilisten dort vorab, sie zu verlassen, so Regev.

Die Verantwortung für den Gaza-Krieg und die Wiederaufnahme der Kämpfe nach einer mehrtägigen Feuerpause wies Regev ausschließlich der Hamas zu. Zudem verstecke die Organisation „ihre militärische Terrormaschine“ in Wohnvierteln, unter Krankenhäusern und in Moscheen. Die Schuld für zivile Todesopfer liege daher bei der islamistischen Organisation. Israel tue alles dafür, um zwischen Kombattanten und Zivilisten zu unterscheiden.

Israelische Artillerie beschießt den Gazastreifen

02.12.2023
13:39 Uhr

Israelische Experten erklären einige Geiseln anhand von Videos für tot

Rund acht Wochen nach dem Hamas-Überfall haben israelische Experten einige der damals verschleppten Geiseln für tot erklärt. Ihr Team stütze sich bei den Entscheidungen auf Video-Aufnahmen und Aussagen von freigelassenen Geiseln, sagte Kommissionsleiterin Hagar Misrahi vom israelischen Gesundheitsministerium dem israelischen Radiosender Kan. In der aktuellen Ausnahmesituation sei es möglich, jemanden ohne eine ärztliche Leichenschau für tot zu erklären. Ziel sei es, Angehörigen entgegen zu kommen. Ihnen solle die Möglichkeit zur Trauer gegeben werden, wenn keine Hoffnung mehr bestehe, dass die Angehörigen überlebt haben.

13:24 Uhr

Papst-Appell für Frieden in Nahost

Papst Franziskus ruft weiter zu Frieden in Israel und in den palästinensischen Gebieten auf. Beim Mittagsgebet erneuerte er seinen Appell zur Freilassung der Geiseln in Gaza und erinnerte an das Leid der Menschen dort.

Der Papst drückte sein Bedauern über das Auslaufen der Waffenruhe im Gazastreifen aus. „Ich hoffe, dass alle diejenigen, die da involviert sind, dazu beitragen können, einen Waffenstillstand zu finden, indem sie versuchen, mutige Wege des Friedens zu gehen“, sagte das Oberhaupt der Katholischen Kirche nach seinem traditionellen Angelus-Gebet im Vatikan. Franziskus erinnerte zugleich an das Schicksal der Geiseln. „Viele Geiseln sind befreit worden, aber viele sind auch noch in Gaza. Denken wir an sie, an ihre Familien“, sagte er.

13:14 Uhr

Israels Militär: Haben 800 Tunnelschächte der Hamas entdeckt

Israelische Soldaten haben nach Angaben des Militärs seit Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen Ende Oktober 800 Schächte zu unterirdischen Tunneln und Bunkern der Hamas entdeckt. 500 davon seien inzwischen zerstört worden. Teilweise seien sie gesprengt und teilweise geschlossen worden, teilt das Militär mit. Entdeckt worden seien die Schächte in Wohngebieten, viele davon in der Nähe von oder in Wohnhäusern selbst sowie in Gebäuden wie Schulen, Kindergärten, Spielplätzen und Moscheen. Viele Kilometer des umfangreichen Tunnelsystems seien ebenfalls zerstört worden.

12:58 Uhr

Angehörige von Geiseln fordern Treffen mit Sicherheitskabinett

Die Angehörigen von Geiseln der militant-islamistischen Hamas haben ein zeitnahes Treffen mit dem israelischen Sicherheitskabinett gefordert. Die Zeit werde knapp, „um diejenigen zu retten, die noch von der Hamas festgehalten werden“, argumentierte eine Gruppe von Angehörigen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und das Sicherheitskabinett hätten die „moralische und ethische Pflicht“, sich mit ihnen zu treffen, sagten sie. Das Sicherheitskabinett müsse die Frage beantworten, wie „das oberste Ziel des Kriegs“ weiter verfolgt werden solle, „die Geiseln lebend zurückzuholen“, forderten die Angehörigen.

Eien Frau geht in Tel Aviv an einer Wand mit Fotos von in den Gazastreifen entführten Menschen vorbei

01.12.2023
12:38 Uhr

Muslimische Vertreter in USA wollen Biden nicht mehr wählen

Muslimische Gemeindeführer aus mehreren US-Staaten wollen bei der Präsidentschaftswahl 2024 wegen des Gaza-Kriegs nicht für Präsident Joe Biden stimmen. Vertreter aus Michigan, Minnesota, Arizona, Wisconsin, Florida, Georgia, Nevada und Pennsylvania stellten sich bei einer Konferenz bei Detroit hinter die Forderung „Biden aufgeben, Waffenruhe jetzt“.

Sie kritisieren die Haltung Bidens im Krieg. Sie werfen ihm vor, sich zu weigern, eine Waffenruhe zu fordern. Demokraten in Michigan haben bereits gewarnt, dass Bidens Umgang mit dem Gaza-Krieg den demokratischen Präsidenten so viele Stimmen von arabischstämmigen Amerikanern kosten könnte, dass es den Ausgang der Präsidentschaftswahl beeinflussen könnte. Die Staaten Michigan, Wisconsin und Pennsylvania hatten einen wichtigen Beitrag zum Wahlsieg von Biden 2020 geliefert.

12:35 Uhr

Zivilist offenbar von israelischem Soldat erschossen

Israel untersucht den Tod eines israelischen Zivilisten, der während eines palästinensischen Anschlags in Jerusalem mutmaßlich von einem Soldaten erschossen worden war. Die Armee teilte mit, der Vorfall am Donnerstag werde von Polizei, Geheimdienst und Militärpolizei geprüft.

Der bewaffnete Zivilist hatte nach Medienberichten auf zwei Palästinenser geschossen, die an einer Bushaltestelle in Jerusalem das Feuer auf dort wartende Menschen eröffnet hatten. Er hatte sein Auto nach den ersten Schüssen der Attentäter auf der anderen Straßenseite gestoppt und war über die Straße gelaufen. Zwei Soldaten waren den ersten Angaben zufolge auch an dem Vorfall beteiligt und schossen auf die Palästinenser. Zumindest einer von ihnen hielt den Zivilisten offenbar für einen dritten Attentäter.

11:56 Uhr

Hamas-Behörde: Hunderte Tote bei neuen israelischen Angriffen

Bei neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen hat es nach palästinensischen Angaben Hunderte von Toten gegeben. Ein Sprecher der Hamas-Behörde teilte mit, bei Angriffen im gesamten Gazastreifen seien binnen 24 Stunden rund 700 Menschen getötet worden. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Der Sprecher berichtete von zahlreichen Leichen unter Trümmern. Es gebe auch große Schwierigkeiten bei der Bergung von Verletzten und deren Transport in Krankenhäuser. Kein Ort im Gazastreifen sei gegenwärtig sicher.

Ein israelischer Armeesprecher hatte in arabischer Sprache die Einwohner bestimmter Wohngebiete im Süden des Gazastreifens dazu aufgerufen, diese zu verlassen und in ausgewiesene andere Gebiete zu fliehen. Die israelische Luftwaffe hat nach Ende einer Feuerpause wieder verstärkt Ziele im Norden und Süden des dicht besiedelten Küstenstreifens beschossen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

11:14 Uhr

Israel ruft erneut dazu auf, Gebiete zu verlassen

Das israelische Militär hat Menschen im Süden des Gazastreifens aufgefordert, bestimmte Regionen im Großraum der Stadt Chan Yunis zu verlassen. Die Evakuierungsanordnung betrifft rund ein halbes Dutzend Gebiete, wie aus der Aufforderung des Militärs auf dem Kurznachrichtendienst X hervorgeht. Die Bevölkerung solle sich in bekannte Schutzeinrichtungen für Flüchtlinge westlich der Stadt begeben. Auch weiter nach Süden, in Richtung Rafah an der Grenze zu Ägypten, wurden die Palästinenser in der Mitteilung geschickt.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte gesagt, Israel lege in Kooperation mit den USA und internationalen Organisationen sichere Gebiete für die Zivilbevölkerung fest. UN-Vertreter und Bewohner des Gazastreifens gaben an, es sei schwer, Evakuierungsaufforderungen rechtzeitig zu bekommen und ihnen zu folgen, weil Strom und Internet immer wieder ausfielen.

10:51 Uhr

Weitere Ausländer und Doppelstaatler verlassen Gazastreifen

Die Ausreisen von Ausländern und Palästinensern mit zweitem Pass aus dem Gazastreifen gehen weiter. Mehr als 600 von ihnen sollten den Grenzübergang Rafah heute überqueren und nach Ägypten einreisen. Das ging aus einer Liste der Grenzbehörde auf palästinensischer Seite hervor. Darunter waren mehr als 300 Landsleute aus den USA und Kanada sowie mehrere Deutsche, Norweger, Griechen, Türken und Philippiner.

Seit Ablauf der Feuerpause am Freitag sei der Grenzübergang für fast 900 Ausländer und Doppelstaatler geöffnet worden, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA in der Nacht mit. Zudem hätten 13 Verletzte mit ihren Begleitern den Gazastreifen verlassen.

Karte Gazastreifen mit den von der israelischen Armee kontrollierten Gebieten

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee

09:56 Uhr

Palästinenser melden Tote nach Angriffen und Razzia im Süden

Bei einer Razzia israelischer Truppen nahe der Stadt Rafah sind nach Angaben von Behörden sieben Palästinenser getötet worden. Es habe zudem mehrere Verletzte gegeben, teilte das von der militant islamistischen Hamas kontrollierte Innenministerium mit. Rafah liegt im Süden des Gazastreifens an der Grenze zu Ägypten. Vertreter palästinensischer Gesundheitsbehörden gaben an, mehrere Menschen seien bei nächtlichen Luftangriffen auf die ebenfalls im Süden gelegene Ortschaft Al-Karara in der Nähe von Chan Yunis getötet worden.

Bereits am Samstag hatte es Palästinensern zufolge Angriffe auf Chan Yunis und Rafah mit mehreren Toten gegeben. Im Süden des Gazastreifens haben Hunderttausende Menschen Schutz gesucht, die vor Angriffen im Norden geflohen waren. Am Freitagmorgen war eine vorübergehende Waffenruhe zu Ende gegangen. Israel setzte sich den Sturz der Hamas zum Ziel, nachdem die Organisation am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet hatte. Eine Stellungnahme zu den jüngsten Berichten lag nicht vor.

08:14 Uhr

Israel setzt Bombardement im Gazastreifen fort

Die israelische Armee hat ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt. Kampfflugzeuge und Hubschrauber hätten in der Nacht „Terrorziele“ angegriffen, darunter Tunnelschächte, Kommandozentralen und Waffenlager, teilte das israelische Militär am Morgen mit. Zudem habe eine von den Bodentruppen gesteuerte Kampfdrohne fünf Terroristen der islamistischen Hamas ins Visier genommen und ausgeschaltet. Am Vortag hätten auch Israels Marineeinheiten „Terrorziele der Hamas“ angegriffen und den Einsatz der Bodentruppen flankiert, hieß es. Zu diesen Zielen gehörten terroristische Infrastruktur, Schiffe der Hamas-Marine sowie Waffen.

Sendungsbild | ARD-aktuell
06:30 Uhr

Netanyahu: Kämpfen bis zum „totalen Sieg“

Premierminister Netanyahu hat bekräftigt, man werde den Krieg gegen die islamistische Hamas „bis zum Ende“ und bis zum „totalen Sieg“ über die Terrororganisation fortsetzen, wie die „Times of Israel“ meldete. Er machte demnach am Samstagabend deutlich, dass ein Bodeneinsatz der einzige Weg sei, die Hamas zu zerstören. Während Bodentruppen bereits im Norden im Einsatz sind, führte die Armee am Samstag im Süden massive Schläge aus der Luft aus. Allein in der Gegend der Stadt Chan Junis wurden mehr als 50 Ziele bombardiert.

05:40 Uhr

Großbritannien unterstützt Israel bei Geiselsuche

Großbritannien unterstützt Israel bei der Suche nach den noch im Gazastreifen in den Händen der Terrororganisation Hamas verbliebenen Geiseln. „Zur Unterstützung der laufenden Geiselbefreiungsaktion wird das britische Verteidigungsministerium Überwachungsflüge über dem östlichen Mittelmeer durchführen und dabei auch im Luftraum über Israel und Gaza operieren“, teilte die britische Regierung mit.

Die Überwachungsflugzeuge seien unbewaffnet und dienten ausschließlich der Ortung von Geiseln. Es würden an die zuständigen Behörden nur Informationen weitergegeben, die sich auf die Geiselbefreiung bezögen, hieß es. Unter den von der Hamas am 7. Oktober aus Israel entführten 240 Menschen befinden sich auch britische Staatsangehörige.

05:40 Uhr

Frankreich mahnt Israel zum Überdenken seiner Kriegsstrategie

Nach dem Auslaufen der Feuerpause im Gazastreifen hat Frankreich Israel vor einem langen Krieg gewarnt und den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung angemahnt. Der Krieg gegen die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas sei „an einem Punkt angekommen, an dem die israelischen Behörden ihr Ziel und erwünschten Endzustand genauer definieren müssen“, sagte der französische Präsident Emmanuel Macron bei einer Pressekonferenz am Rande der UN-Klimakonferenz in Dubai.

Zu der Vorgabe von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, die Hamas vollständig zu zerstören, sagte Macron: „Was ist die vollständige Zerstörung der Hamas und glaubt irgendjemand, dass das möglich ist? Wenn ja wird der Krieg zehn Jahre lang dauern.“ Der französische Präsident rief zu „verstärkten Bemühungen um eine dauerhafte Waffenruhe“ auf.