Bahnstreik: GDL ruft ab heute Abend zu eintägigem Ausstand auf
7. Dezember 2023Die Lokführergewerkschaft GDL hat zu einem eintägigen bundesweiten Warnstreik bei der Deutschen Bahn ab heute Abend aufgerufen, von dem auch Norddeutschland massiv betroffen sein wird. Im Personenverkehr soll der Ausstand um 22 Uhr beginnen.
Plänen der Gewerkschaft von Mittwoch zufolge soll die bundesweite Arbeitsniederlegung heute ab 18 Uhr zunächst den Güterverkehr betreffen, ehe ab 22 Uhr auch Bahnverbindungen im Fern- und Nahverkehr betroffen sein werden. Enden soll der Streik nach 24 Stunden am Freitag um 22 Uhr.
Betroffen von dem Ausstand der Lokführer ist auch der Regionalverkehr in Norddeutschland. Die GDL ruft neben Beschäftigten der Deutschen Bahn unter anderem Mitarbeitende der AKN Eisenbahn GmbH und aus dem Transdev-Konzern zur Arbeitsniederlegung auf. Ausfälle wird es zum Beispiel in Niedersachsen bei der Nordwestbahn sowie der S-Bahn in Hamburg und Hannover geben. Auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie in Bremen werden voraussichtlich viele Bahnverbindungen ausfallen und Züge verspätet fahren.
Tickets der Deutschen Bahn können auch später genutzt werden
Informationen zu Kulanzregelungen und Umtauschmöglichkeiten für bereits gekaufte Tickets gibt es auch auf einer Internetseite der Bahn. Dort heißt es, alle Fahrgäste, die ihre für die Zeit des Streiks geplante Reise verschieben mussten, könnten ihr Ticket zu einem späteren oder früheren Zeitpunkt nutzen als geplant. Die Zugbindung für zwischen Donnerstag- und Freitagabend geplante Fahrten sei aufgehoben.
Verhandlungen Ende November abgebrochen
Die Gewerkschaft will mit dem erneuten Warnstreik unter anderem der Forderung nach einer Arbeitszeitsenkung für Schichtarbeiter Nachdruck verleihen. GDL-Chef Claus Weselsky hatte die Tarifverhandlungen am 24. November für gescheitert erklärt, weil die Bahn unter anderem bei diesem Punkt bislang keinen Verhandlungsspielraum signalisierte.
Die Arbeitgeber ignorierten nicht nur die berechtigten Bedürfnisse der eigenen Beschäftigten, so Weselsky in einer GDL-Mitteilung: „Sie torpedieren zudem die dringend nötigen Maßnahmen zu einer erfolgreichen Personalgewinnung und setzen so fahrlässig die Zukunft des klimafreundlichsten Verkehrsmittels Eisenbahn aufs Spiel.“
20-stündiger Streik erst Mitte November
Zuletzt hatte die GDL bei der Bahn am 15. und 16. November gestreikt. Bei dieser 20-stündigen Arbeitsniederlegung fielen gut 80 Prozent der eigentlich vorgesehenen Fernverkehrsfahrten aus. Ob der Fernverkehr dieses Mal komplett eingestellt wird, war zunächst noch offen. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen in manchen Bundesländern noch deutlicher, in einigen Regionen fuhr zeitweise quasi kein Zug und kaum eine S-Bahn.
Deutliche Kritik von der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn hat den angekündigten Warnstreik scharf kritisiert. Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel sei verantwortungslos und egoistisch, sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler laut einer Mitteilung: „Anstatt zu verhandeln und sich der Wirklichkeit zu stellen, streikt die Lokführergewerkschaft für unerfüllbare Forderungen. Das ist absolut unnötig.“
Der Fahrgastverband Pro Bahn in Niedersachsen und Bremen kritisierte den angekündigten GDL-Warnstreik als „Provokation für Fahrgäste“. Weselsky wolle sich „offenbar nicht einigen, sondern legt es auf Streik an“, so Malte Diehl, Vorsitzender des Pro-Bahn-Landesverbandes, in einer Mitteilung. Darin forderte er erneut einen Garantiefahrplan, der auch bei Warnstreiks eingehalten wird – für „ein Minimum an Mobilität“.
GDL verlangt mindestens 555 Euro monatlich mehr Lohn
Laut Bahn verhandelt die GDL für knapp 10.000 Mitarbeiter des Staatskonzerns. Der bisherige Tarifvertrag mit der Gewerkschaft war Ende Oktober ausgelaufen. Die GDL verlangt unter anderem 555 Euro monatlich mehr Lohn. Zudem soll die Arbeitszeit für Schichtarbeiter ohne Lohnkürzung auf 35 von 38 Stunden die Woche gesenkt werden. Darüber hinaus wird einmalig eine steuerfreie Inflationsprämie von 3.000 Euro gefordert. Des Weiteren soll die Vertragslaufzeit zwölf Monate nicht übersteigen. Die Bahn lehnt die Forderungen als zu hoch ab. Sie würden ihren Angaben zufolge in Summe eine Lohnsteigerung von 50 Prozent bedeuten.
Die Bahn hat bislang ein Angebot unterbreitet, das elf Prozent mehr Lohn und eine Inflationsprämie von bis zu 2.850 Euro vorsieht – gestreckt auf eine Laufzeit von 32 Monaten. Parallel läuft derzeit noch eine Urabstimmung der GDL-Mitglieder über häufigere und längere Arbeitskämpfe. Das Ergebnis soll am 19. Dezember vorliegen. Unbefristete Streiks sind möglich, wenn 75 Prozent der Abstimmungsteilnehmer für solche Arbeitskämpfe stimmen.