Viruslast im Abwasser steigt – Grassiert jetzt Corona-Durchfall? Zahlen befeuern JN.1-Verdacht
19. Dezember 2023Die Corona-Zahlen steigen an. Laut Abwassermonitoring ist derzeit JN.1 die dominierende Variante in Deutschland. Experten äußern den Verdacht, dass sich gerade diese hinterlistige Variante immer mehr vom Atemwegsinfekt zum Darminfekt entwickeln könnte. Ein Virologe klärt auf.
Die Corona-Zahlen steigen. Laut Pandemie-Radar liegt die offizielle 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner zwar nur bei
- 35 Fällen .
Aber diese Zahlen geben wenig Aufschluss über die tatsächliche Infektionslage, da sich viele Menschen mit Atemwegsinfekten gar nicht mehr testen lassen.
Laut aktuellem Abwasser-Monitoring für die epidemiologische Lage (AMELAG) des Robert-Koch-Instituts (RKI) muss die Viruslast in der Bevölkerung deutlich höher sein. So fand man im Vergleich zur Vorwoche
- 54 Prozent
mehr Gen-Fragmente von Corona im Abwasser.
Generell gilt: Je höher die Viruslast im Abwasser desto mehr Menschen sind auch infiziert. Dennoch lässt sich aus dem Abwasser-Monitoring keine Inzidenz ableiten und niemand weiß so genau, wie viele Viren Infizierte überhaupt mit Stuhl und Urin ausscheiden – und vor allem wie lange.
Auch könnte es sein, dass sich dies von Variante zu Variante unterscheidet: „Es ist möglich, dass aktuelle Virusvarianten zu einer höheren Virusausscheidung führen als frühere Varianten“, erklärt das RKI auf Anfrage von FOCUS online.
JN.1 dominiert im Abwasser-Monitoring, aber nicht bei positiven Corona-Tests
Auffällig ist aber, dass im Abwasser die Variante JN.1, ein Abkömmling der Omikron-Sublinie Pirola (BA.2.86), klar dominiert. Laut aktuellem Wochenbericht des RKI, der diesbezüglich auf die Sequenzierung von positiven Corona-Test basierts, liegt JN.1 aber lediglich bei
- 17 Prozent.
Nach wie vor dominiert demnach Eris (EG.5) mit
- 49 Prozent .
Experten mutmaßen, dass JN.1 kein Atemwegsinfekt mehr ist
Könnte es also sein, dass JN.1 sich immer mehr zu einem Darmvirus mutiert und deshalb die Last im Abwasser mit dieser Variante so hoch ist? Diese Frage stellten sich auch bereits einige Experten auf X (ehemals Twitter). So postete der Datenexperte Otmar Scherrer-Genermann, dass JN.1 spaltungsresistente ACE-2-Rezeptoren bevorzugt, die im Dünndarm, aber eher selten in der Lunge anzutreffen sind.
Zur Erklärung: Das Corona-Virus dockt mit seinem Spike-Protein genau an diese ACE-2-Rezeptoren an und dringt so in die menschliche Zelle ein – infiziert sie also. Diese Bindungsaffinität ist bei allen Omikron-Varianten deutlich höher als bei den ursprünglichen Varianten. Deshalb sind sie auch ansteckender.