“ liveblog “ Krieg im Nahen Osten 07.10.23 – Tag 82 ++ Israel bombardiert Gazastreifen weiter ++
26. Dezember 2023Die israelische Armee hat ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt. Regierungschef Netanyahu bekräftigte, welche Bedingungen für einen Frieden erfüllt sein müssten.
- Israels Armee setzt Bombardement im Gazastreifen fort
- Netanyahu stellt Bedingungen für Frieden
12:08 Uhr
Jordanien wirft zu Weihnachten Hilfsgüter über Kirche in Gaza ab
Die jordanische Luftwaffe hat zu Weihnachten eine Hilfslieferung für Christen im Gazastreifen abgeworfen. Es sei bereits die siebte derartige Aktion auf Anweisung von König Abdullah, meldeten jordanische Medien am Montagabend. Ein Flugzeug der Royal Air Force habe die Hilfsgüter transportiert, um den in der orthodoxen Porphyrius-Kirche eingeschlossenen Menschen beizustehen, hieß es in einer offiziellen Erklärung. Den Angaben zufolge wurden Pakete für die rund 900 Christen per Fallschirm über dem Gotteshaus abgeworfen. Damit wolle Jordanien „eine Botschaft der Solidarität mit unseren christlichen Brüdern“ senden.
11:01 Uhr
Iran droht Israel erneut mit Vergeltung für getöteten General
Der Iran hat Israel nach dem Tod eines Generals der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) in Syrien erneut mit Vergeltung gedroht. „Die Zionisten (Israel) müssen sich auf die Konsequenzen ihres Verbrechens gefasst machen (…) und die werden schmerzhaft sein“, drohte der Sprecher des iranischen Verteidigungsministerium, Resa Talaei-Nik, laut Nachrichtenagentur Tasnim. Israel habe mit dem Angriff nicht nur die territoriale Integrität Syriens verletzt, sondern auch die bereits spannungsgeladene Lage noch weiter eskaliert.
Bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf einen Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus war am Montag der IRGC-General Sejed-Rasi Mussawi getötet worden. Laut Informationen der „New York Times“ soll er dabei geholfen haben, die Lieferung von Raketen und anderen Waffen an die libanesische Hisbollah-Miliz zu überwachen. Am Montagabend hatte Israels Verteidigungsminister Joav Gallant angekündigt, die Anstrengungen gegen die mit dem Iran verbündete Hisbollah im Libanon verstärken zu wollen. Seit Beginn des Nahost-Krieges am 7. Oktober haben sich vor allem die Spannungen an der libanesisch-israelischen Grenze verschärft.
Israel findet Auto einer Geisel an Klinik im Gazastreifen
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben das Auto einer getöteten Geisel am indonesischen Krankenhaus im Norden des Gazastreifens gefunden. Die Armee sehe das als neuen Beweis für die Nutzung ziviler Einrichtungen durch die Hamas. „In dem Fahrzeug wurden Reste einer Panzerfaust und Blutspuren gefunden, die als die einer anderen Geisel identifiziert wurden“, erklärte die Armee. Der Fund bringe das Krankenhaus „direkt mit den brutalen Ereignissen vom 7. Oktober in Verbindung“. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.
Der Toyota Corolla mit israelischem Kennzeichen gehört nach Angaben des Militärs der Familie von Samer El-Talalka, eine von drei versehentlich von israelischen Soldaten getöteten Geiseln. Die drei jungen Männer im Alter zwischen 25 und 28 Jahren waren Mitte Dezember im Gazastreifen getötet worden, obwohl sie eine weiße Fahne trugen und auf Hebräisch um Hilfe riefen.
Israels Armee setzt Bombardement im Gazastreifen fort
Die israelische Armee hat ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt. Dutzende Kampfflugzeuge hätten im Verbund mit den Bodentruppen erneut mehr als 100 Ziele angegriffen, teilte die Armee am Morgen mit. Es seien unter anderem Tunnelschächte der Hamas und Militäranlagen attackiert worden.
In der Nacht sei eine Terrorzelle in Dschabalia ausgeschaltet worden, die versucht habe, Sprengstoff nahe eines israelischen Panzers zu platzieren. Die Truppen hätten die Terroristen bekämpft. Ein Kampfflugzeug habe sie dann getötet.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Raketenalarm in Israel
Während Israels Armee verstärkt gegen die Hamas im Gazastreifen vorgeht, hat es auf israelischer Seite erneut Raketenalarm gegeben. Wie die israelische Armee in der Nacht zum Dienstag meldete, heulten an der Grenze zum Gazastreifen erneut die Sirenen. Am Montag wurden aus dem Gazastreifen bereits mehrere Raketen auf Israel abgefeuert, die meisten von ihnen wurden aber von der Luftverteidigung abgefangen.
Netanyahu: Zerschlagung der Hamas Voraussetzung für Frieden
Die Zerschlagung der islamistischen Hamas und eine Entmilitarisierung des Gazastreifens sind für den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu Voraussetzungen für Frieden in dem Gebiet. „Die Hamas muss zerstört werden, der Gazastreifen muss entmilitarisiert und die palästinensische Gesellschaft muss entradikalisiert werden. Dies sind die drei Voraussetzungen für einen Frieden zwischen Israel und seinen palästinensischen Nachbarn im Gazastreifen“, schrieb Netanyahu in einem Gastbeitrag für die Zeitung „Wall Street Journal“.
UN: „Gibt keinen sicheren Ort mehr im Gazastreifen“
Die mehrfach Vertriebenen im Gazastreifen finden nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) keinen sicheren Platz mehr in dem Küstenstreifen. „Es gibt keinen sicheren Ort im Gazastreifen“, sagte Gemma Connell, Leiterin des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten.
Viele Palästinenser seien den Evakuierungsbefehlen der israelischen Armee gefolgt und hätten sich in den ausgewiesenen Gebieten in Sicherheit gebracht, um dann festzustellen, dass es in dem dicht besiedelten Gebiet nur noch wenig Platz gebe. Es sei ein „menschliches Schachbrett“ auf dem Tausende von Menschen, die bereits mehrfach vertrieben worden seien, erneut auf der Flucht seien, ohne dass es eine Garantie gebe, dass ihr Ziel sicher sei.
Bericht: Israels Strategieminister zu Gesprächen in USA erwartet
Israels Minister für Strategische Fragen, Ron Dermer, will nach einem Medienbericht mit dem Verbündeten USA über den Nahost-Krieg reden. Dermer werde am Dienstag in Washington zu Gesprächen im Weißen Haus und im Außenministerium erwartet, meldete das Nachrichtenportal „Axios“ unter Berufung auf zwei israelische und US-Beamte.
Dermer wolle Israels Pläne für die Phase geringer Intensität in dem Krieg erörtern, die nach israelischen Angaben bis Ende Januar beginnen soll, hieß es. Dermer werde zudem die Vorstellungen von Israels Ministerpräsidenten Netanyahu besprechen, was nach Beendigung des Krieges in Gaza geschehen soll, einschließlich der Frage, wer das Gebiet langfristig regieren soll.
Der Politiker werde hierzu mit dem nationalen Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, US-Außenminister Tony Blinken und Mitgliedern des Kongresses zusammentreffen, hieß es. Die USA pochen auf den Beginn einer neuen Phase im Krieg mit weniger Bombardements und mehr gezielten Operationen.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee
WHO besorgt über Zustände in Flüchtlingslager
Mit Blick auf das Flüchtlingslager al-Maghasi im Zentrum des Gazastreifens hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt, ihre Mitarbeiter hätten bei einem Besuch in einem Krankenhaus vom Gesundheitspersonal und von Überlebenden „erschütternde Berichte“ über den Angriff auf das Flüchtlingslager gehört. „Ein Kind hat seine ganze Familie bei dem Angriff auf das Lager verloren. Eine Krankenschwester im Krankenhaus hat den gleichen Verlust erlitten“, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag im Onlinedienst X, früher Twitter.
Laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium sollen bei dem Luftangriff auf das Flüchtlingslager mindestens 70 Menschen getötet worden sein.
Netanyahu: Kämpfe werden intensiver
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat eine Ausweitung des Militäreinsatzes gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen angekündigt. Netanyahu sagte laut einer Erklärung seiner Partei Likud, die Armee werde ihre Kämpfe „in den kommenden Tagen intensivieren“. Der Krieg werde „lang sein“ und sei „nicht nah am Ende“, sagte Netanyahu nach Angaben seiner Partei bei einem Treffen mit Abgeordneten des Likud.
Nach Angaben der Hamas wurden bei israelischen Luftangriffen seit Sonntag mehr als hundert Menschen getötet.