Bahnstreik in MV: Auswirkungen und Alternativen

Bahnstreik in MV: Auswirkungen und Alternativen

10. Januar 2024 Aus Von mvp-web
Stand: 09.01.2024 20:33 Uhr

Aufgrund eines Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer werden von Mittwoch an auch in Mecklenburg-Vorpommern massive Beeinträchtigungen im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr erwartet.

Um 2 Uhr nachts am Mittwoch soll es losgehen – und das heißt in diesem Fall, dass von da an vieles stehen bleibt. Nachdem die Deutsche Bahn (DB) Forderungen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) abgelehnt hat, will die GDL bundesweit in einen mehrtägigen Streik treten – bis einschließlich Freitag. Das hat möglicherweise schon am Dienstag auch im Bahnverkehr in Mecklenburg-Vorpommern großflächige Einschränkungen zur Folge.

Fronten im Tarifkonflikt verhärtet

Die Verhandlungen mit der Bahn und mit dem Wettbewerber Transdev erklärte die GDL bereits im November für gescheitert. Knackpunkt ist die Forderung der GDL nach einer Verringerung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohn. Außerdem fordert die Gewerkschaft unter anderem 555 Euro mehr Lohn pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie. Mit dem neuerlichen Streik auf der Schiene meldet sich die GDL nach dem sogenannten Weihnachtsfrieden zurück. Die Gewerkschaft hatte Arbeitskämpfe über die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel bis einschließlich zum 7. Januar ausgeschlossen. Nun soll der dritte und längste Ausstand in der laufenden Tarifauseinandersetzung folgen. „Der DB-Konzern hat den Weihnachtsfrieden nicht genutzt, um mit einem verhandlungsfähigen Angebot Arbeitskampfmaßnahmen entgegenzuwirken“, teilte die GDL mit.

Arbeitskampf beschäftigt hessisches Gericht

Die Deutsche Bahn war mit dem Versuch gescheitert, den geplanten Lokführerstreik mit juristischen Mitteln zu stoppen. Das Arbeitsgericht hatte am Montag eine einstweilige Verfügung gegen den Streikaufruf der GDL abgelehnt. Zuvor hatte das Gericht auch eine Klage des Eisenbahnunternehmens Transdev gegen den Streik in erster Instanz abgewiesen. Die Bahn ging in Berufung, darüber befindet das Landesarbeitsgericht Hessen heute in zweiter Instanz.

Fahrgastverband: Auswirkungen kaum noch zumutbar

In den vergangenen Tagen zeigte sich die Deutsche Bahn kompromissbereit. Bei ihrem neuen Angebot griff sie erstmals die geringere Arbeitszeit auf. DB-Personalvorstand Martin Seiler lehnt es aber ab, den Mitarbeitenden dafür denselben Lohn zu zahlen. Seiler forderte die GDL außerdem auf, den Streik abzusagen und stattdessen den vom Unternehmen vorgeschlagenen Verhandlungstermin am Mittwoch wahrzunehmen. „Lösungen kann es nur am Verhandlungstisch geben“, betonte Seiler. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer im Interesse der Fahrgäste auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Bei dem angekündigten dreitägigen Streik würde der Notfahrplan sehr knapp ausfallen. Die Auswirkungen für die Kunden wären kaum noch zumutbar.

Eine Frau geht mit einem Koffer auf dem Bahnsteig neben einem ICE am Hauptbahnhof Hannover © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Auswirkungen in Mecklenburg-Vorpommern

Laut DB kann es bereits heute von etwa 18 Uhr an, sowie auch nach offiziellem Ende des Streiks zu Ausfällen und Verspätungen kommen. Die Zugausfälle und die gegebenenfalls noch möglichen Fahrten seien mindestens 24 Stunden vorher in den Fahrplanauskunftssystemen enthalten. Diese würden ständig aktualisiert. Die Bahn empfiehlt ihren Fahrgästen, von nicht notwendigen Reisen während des GDL-Streiks abzusehen und Reisen auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. Bei allen Reisen empfiehlt sie, sich unmittelbar vor Reiseantritt über die tatsächlichen Fahrzeiten der Züge und Busse in der Reiseauskunft unter bahn.de oder im DB Navigator. Der DB zufolge sei während des Streiks durch einen Notfahrplan nur ein sehr begrenztes Zugangebot im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr gesichert.

Auf den folgenden Linien können demnach voraussichtlich einzelne Züge fahren oder Alternativen angeboten werden:

  • RE1 – zwischen Hamburg und Rostock bzw. Hamburg und Schwerin, Alternative zwischen Rostock und Schwerin mit RB11 zwischen Rostock und Wismar sowie RE8 zwischen Wismar und Schwerin
  • RE3 – zwischen Angermünde und Berlin, einzelne Züge auch zwischen Stralsund und Berlin Gesundbrunnen, Alternative RE10 zwischen Stralsund und Pasewalk
  • RE5 – zwischen Rostock bzw. Neustrelitz und Oranienburg bzw. Berlin Hbf
  • RE7 – kein Zugverkehr, Alternative RE10 zwischen Stralsund und Pasewalk
  • RB11 – alle Züge fahren vsl. planmäßig (Wismar-Rostock. – Tessin)
  • RB12 – alle Züge fahren vsl. planmäßig (Bad-Doberan Rostock-Rövershagen – Graal-Müritz)
  • RB17/18 – kein Zugverkehr RB17/18, Alternative RE8 zwischen Wismar und Ludwigslust (- Berlin)

 

Auf folgenden Linien fahren voraussichtlich einzelne Busse als Ersatz bzw. als Ergänzung zum Zugverkehr:

  • S2 – zwischen Rostock und Güstrow über Schwaan
  • RE3 – zwischen Pasewalk und Angermünde
  • RE5 – zwischen Stralsund und Neustrelitz

 

Auf folgenden Linien muss der Verkehr ersatzlos eingestellt werden:

  • RE4 – Lübeck – Bad Kleinen – Neubrandenburg – Pasewalk – Szczecin/Ueckermünde
  • RB23/RB24 – Insel Usedom
  • RB25 – Velgast – Barth
  • S1 – Warnemünde – Rostock, Alternative Busse und Bahnen der RSAG
  • S3 – Rostock – Laage – Güstrow

 

Auch ODEG möglicherweise betroffen

Die Bahnen des regionalen Nahverkehrsanbieters Ostdeutsche Eisenbahn (ODEG) sollen zwar fahren, dennoch kann es auch in deren Netz zu Einschränkungen kommen, weil die ODEG die Infrastruktur der DB InfraGO nutzt. Davon könnten folgende Verbindungen betroffen sein:

  • RE8: Wismar <> Wittenberge <> Berlin Hbf <> Flughafen BER
  • RE9: Rostock Hbf <> Stralsund Hbf <> Binz/Sassnitz
  • RE10: Rostock Hbf <> Stralsund Hbf <> Pasewalk
  • RB13: Rehna <> Schwerin <> Parchim
  • RB14: Hagenow Stadt <> Ludwigslust <> Parchim
  • RB15: Plau am See <> Inselstadt Malchow <> Waren (Müritz)

 

Zugbindung aufgehoben, kostenlose Sonderhotline

Die Deutsche Bahn hebt nach eigenen Angaben die Zugbindung von Tickets während des Streiks komplett auf – das heißt, dass mit einem gültigen Ticket auch andere Verbindungen zwischen den entsprechenden Start- und Zielhaltestellen genutzt werden können. Für Anliegen der Fahrgäste rund um den Streik hat die Deutsche Bahn eine kostenfreie Sonderhotline eingerichtet, erreichbar unter der Nummer 08000 – 99 66 33.