Tarifstreit bei der Bahn Deutsche Bahn macht GDL neues Angebot

Tarifstreit bei der Bahn Deutsche Bahn macht GDL neues Angebot

20. Januar 2024 Aus Von mvp-web

Stand: 19.01.2024 16:18 Uhr

Im Tarifkonflikt hat die Deutsche Bahn der GDL ein neues Angebot vorgelegt. Sie bietet unter anderem ein neues Arbeitszeit-Wahlmodell an. Einen Tarifabschluss erzielten die GDL und das lokale Bahnunternehmen Abellio.

Die Deutsche Bahn hat der Lokführergewerkschaft GDL ein neues Angebot vorgelegt. Der Konzern bietet der Gewerkschaft darin unter anderem ein weiteres Wahlmodell zur Arbeitszeit an. Personalvorstand Martin Seiler erklärte in Berlin, Beschäftigte könnten eine Stunde weniger Arbeit bei vollem Lohn ab dem 1. Januar 2026 wählen. Wer sich gegen die Absenkung auf 37 Stunden entscheide, bekomme 2,7 Prozent mehr Geld. In Summe erhielten die Beschäftigten in diesem Fall ab dem 1. Januar 2026 fast 13 Prozent mehr Entgelt als aktuell. Das Wahlmodell richtet sich an Lokführer und das Zugpersonal; eine der Kernforderungen der GDL ist allerdings, dass sie auch für die Fahrdienstleiter mit verhandelt.

„Wir wollen eine weitere Eskalation vermeiden“, betonte Seiler. Er erwarte aber im Gegenzug, dass die GDL jetzt an den Verhandlungstisch zurückkehre. Zuvor hatte GDL-Chef Claus Weselsky angedroht, erneut und länger zum Streik aufzurufen, sollte die Bahn kein Angebot vorlegen, in dem auch eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich enthalten ist.

Die Bahn wies diese Forderung bislang zurück und bezeichnete sie als unerfüllbar. Der Konzern argumentiert, dass bei weniger Arbeitszeit mehr Personal nötig sei – das sei aber auf dem angespannten Arbeitsmarkt nicht zu finden. Die GDL wiederum sieht in weniger Arbeitszeit eine geeignete Maßnahme, um die Berufe bei der Bahn attraktiver zu machen.

Sendungsbild | ARD-aktuell

„Im Wesentlichen eine Lohnerhöhung in drei Schritten“, Anke Hahn, RBB, zum neuen Angebot im Tarifkonflikt der GdL

tagesschau24, 19.01.2024 12:00 Uhr

Die Bahn und die GDL stecken seit Anfang November in einem Tarifkonflikt. Die GDL hatte die Gespräche bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde für gescheitert erklärt und zu Warnstreiks aufgerufen. Nach einer Urabstimmung unter den Mitgliedern über unbefristete Streiks wurde zuletzt drei Tage am Stück die Arbeit niedergelegt. Im Personenverkehr sorgten die drei Arbeitskämpfe stets für Tausende Zugausfälle, im Güterverkehr für lange Rückstaus.

Tarifabschluss mit Abellio

Unterdessen einigten sich die GDL und das Eisenbahnunternehmen Abellio auf einen neuen Tarifvertrag. Wie die Gewerkschaft mitteilte, wurde ihre zentrale Forderung nach einer 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter erfüllt. Außerdem habe man sich auf eine Steigerung bei den Gehältern verständigt. Von Abellio hieß es, die die Reduzierung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden erfolge in mehreren Stufen bis 2028. Mit dem Ergebnis sei die Schmerzgrenze für das Unternehmen erreicht.

Abellio betreibt große Strecken des Schiennetzes in Sachsen-Anhalt, sowie darüber hinaus Linien bis nach Niedersachsen und Thüringen.

Weniger Arbeitszeit, mehr Geld

Die GDL erklärte mit Blick auf den Abschluss, man habe inzwischen mit 18 Partnern, darunter mehrere regionale Bahnunternehmen, neue Tarife vereinbart. Auch das zeige, wie sehr sich die Deutsche Bahn „von den Interessen ihrer eigenen Beschäftigten entfremdet hat“, hieß es.

Die GDL fordert auch von der Deutschen Bahn eine Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich, 555 Euro monatlich mehr Lohn und unter anderem einmalig die steuerfreie Inflationsprämie von 3.000 Euro. Die Bahn hatte bisher eine Lohnerhöhung von rund elf Prozent und eine Inflationsausgleichsprämie von 2.850 Euro geboten. Man orientiere sich damit an den Abschlüssen im Öffentlichen Dienst des Bundes und der Länder, hieß es.