Fehlerfestival und Chancenwucher DHB-Handballer rumpeln sich gegen Österreich zum Remis

Fehlerfestival und Chancenwucher DHB-Handballer rumpeln sich gegen Österreich zum Remis

21. Januar 2024 Aus Von mvp-web

Stand: 20.01.2024 23:17 Uhr

Die deutschen Handballer sind gegen das Überraschungsteam aus Österreich im zweiten EM-Hauptrundenspiel zwar mit einem blauen Auge davongekommen. Das in letzter Minute erreichte 22:22 (11:12)-Remis fühlte sich allerdings eher an wie eine Niederlage. Die deutsche Mannschaft zeigte vor allem im Angriff eine ganz schwache Leistung.

Jens Mickler Von Jens Mickler

Alfred Gislason biss sich im Interview mit der Sportschau auf die Zähne. „Grausam“ nannte er die Chancenverwertung seiner Mannschaft, „wir haben den Punkt im Angriff verloren. 23 Fehlwürfe, meistens freistehend gegen den Torhüter. Wir hatten auf gewissen Positionen gar keine Gefahr“, sagte Gislason und zögerte dann, bevor es persönlich wurde.

„Unsere rechte Seite war, ehrlich gesagt – unter dem was wir haben wollen, da war gar keine Gefahr.“ Man sah, wie er den Ärger unterdrücken, Kai Häfner (ein Tor bei vier Würfen) und Timo Kastening (vier von acht Würfen getroffen) nicht namentlich erwähnen wollte.

Überall Fehler und vergebene Chancen

Es wäre auch unfair gewesen, Einzelne in der Offensive herauszugreifen – überall häuften sich Fehler und vergebene Chancen. Sebastian Heymann traf keinen seiner drei Würfe, Lukas Mertens nur zwei von fünf. Philipp Weber, der für den angeschlagenen Juri Knorr (erkältet) begann, fand gar nicht ins Spiel. „Juri wollte ich eine Pause geben, da kommt Weber rein und macht vier Fehler in den ersten zehn Minuten“, kritisierte Gislason. Der Magdeburger blieb ohne Tor, Knorr kam nach zwölf Minuten rein.

Zu diesem Zeitpunkt wirkte die Mannschaft schon total verunsichert und vor allem im Angriff von allen guten Geistern verlassen. Nichts funktionierte in der Offensive, viele technische Fehler, schwache Abspiele und Torwürfe, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient hatten. Deutschland spielte eine grauenvolle erste Halbzeit.

Alfred Gislason, deutscher Handball-Nationaltrainer, schaut besorgt

Alfred Gislason, deutscher Handball-Nationaltrainer, schaut besorgt

Erstmals in Köln ein Länderspiel nicht gewonnen

Deutschland war als großer Favorit in dieses Spiel gegangen, hatte die Unterstützung von fast 20.000 Fans – es sollte nicht ganz reichen. Die DHB-Handballer hatten bisher alle Länderspiele in ihrem „Wohnzimmer“, der Arena in Köln, die wieder ausverkauft war, gewonnen. Gegen die lange Jahre im Handball zweitklassigen Österreicher war es der erste Punktverlust in einem Pflichtspiel. Die Österreicher feierten den Punktgewinn dagegen wie einen Sieg.

Dabei war Deutschland mit dem Punkt gut bedient, rettete mit einem 6:1-Lauf in den letzten zwölf Minuten noch das Unentschieden, weil Österreich viermal nur Latte oder Pfosten traf. „In den letzten zehn Minuten haben wir es geschafft das Ruder rumzureißen, aber da war es schon zu spät“, meinte Kapitän Johannes Golla. „Insgesamt war es unglaublich schlecht. So eine Leistung bringt uns um unsere Ziele.“

Knorr – „Wir sind an uns selbst gescheitert“

Ein „Wunder“ sei es gewesen, aus dem Spiel noch einen Punkt zu holen, fand Linksaußen Rune Dahmke. Und das Verdienst von Andreas Wolff, der einmal mehr eine herausragende Leistung und 14 Paraden lieferte. Sein Gegenüber, Contantin Möstl, war mit 17 Paraden noch stärker und Mann des Spiels.

„Wir schießen den Torwart zum Helden“, sagte ARD-Experte Dominik Klein. Und Spielmacher Knorr, mit sechs Treffern am Ende bester deutscher Werfer, meinte: „Ich fand es nicht schwierig im Angriff, wir sind einfach nur an uns selbst gescheitert vorm Tor.“

Deutschlands Julian Köster im Torwurf gegen Österreichs Torwart Constantin Möstl | dpa/Tom Weller

Dahme – „Nicht lange Zeit, dich einzubuddeln“

Das Halbfinale ist nun für die Deutschen weiter weg gerückt, Österreich hat dagegen beste Chancen unter die letzten Vier bei dieser Europameisterschaft zu kommen. Die Deutschen brauchen nun zwei Siege aus zwei Spielen und sind auf Schützenhilfe aus anderen Spielen angewiesen – Österreich darf bestenfalls nicht vier Punkte aus den beiden Spielen gegen Frankreich und Island holen.

„Jetzt alles auf Null setzen, du hast nicht lange Zeit, dich einzubuddeln“, sagte Dahmke, der nach Spielende am Hallenmikrofon versprach: „Nächstes Mal seid ihr, die Fans, genauso gut, und wir besser.“