Variante B.1.1.7 – Kompletter Lockdown? Das passiert, wenn die Briten-Mutation in Deutschland voll durchschlägt
14. Januar 2021Mit rasender Geschwindigkeit breitete sich die Virus-Mutation aus Großbritannien aus. In Deutschland gab es bislang erst wenige Nachweise. Das könnte sich aber bereits bald ändern und verheerende Folgen für die Bundesrepublik haben.
Die Geschwindigkeit, mit der sich die neue Sars-CoV-2-Variante namens B.1.1.7 in Großbritannien ausbreitet, ist beängstigend. Zuletzt wurden in dem knapp 67-Millionen-Einwohner-Land täglich bis zu 60.000 neue Infektionen gemeldet. Die Zahl der Einweisungen von Covid-19-Patienten in Krankenhäuser ist höher als zum Höhepunkt der ersten Welle im Frühjahr.
In London stehen die Kliniken vor dem Kollaps. Einer von 30 Einwohnern der britischen Hauptstadt habe derzeit Covid-19, schrieb der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan auf Twitter. Die 7-Tage-Inzidenz liegt in der Metropole inzwischen bei mehr als 1000. Zum Vergleich: Die höchste Inzidenz Deutschlands weist aktuell der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen mit einem Wert von 600,8 Fällen pro 100.000 Einwohner auf (Stand: 13. Januar 2021).
Auch im benachbarten Irland haben sich die Fallzahlen zuletzt verzehnfacht. Dieser starke Anstieg wird ebenfalls zu großen Teilen der Mutation B.1.1.7 zugeschrieben.
Virusmutationen aus Großbritannien auch in Deutschland nachgewiesen
Beinahe zeitgleich mit dem Bekanntwerden der britischen Virusmutation folgte eine weitere Entdeckung in Südafrika. Auch dort ist eine neue Mutation von Sars-CoV-2 aufgetaucht, die offenbar infektiöser ist als die bisher bekannte Variante. Beide Mutationen wurden inzwischen auch in weiteren Ländern nachgewiesen – auch in Deutschland.
Bislang ist die Rede von „vereinzelten Fällen“ der zunächst in Großbritannien entdeckten Mutation unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Sachsen oder Baden-Württemberg. In letzterem Bundesland wurde am Dienstag auch die Mutation aus Südafrika nachgewiesen, am Montag hatte bereits eine Stadt in Nordrhein-Westfalen einen ersten Fall gemeldet. Doch was passiert, wenn sich die offenbar hoch ansteckenden neuen Varianten hierzulande weiter ausbreiten?
Vorweg: Beide Varianten gelten zwar als potenziell ansteckender, jedoch geht man bislang davon aus, dass sie nicht zu schwereren Krankheitsverläufen führen. Auch die bislang entwickelten Impfstoffe sollen gegen beide Mutationen wirksam sein. Allerdings sorgen die neuen Varianten dafür, dass die Infektionszahlen in den Ländern, in denen sie wüten, sehr rasch steigen. Das bereitet mehr und mehr Menschen Sorge.
Strengere Maßnahmen, mehr Impfungen: Das braucht Deutschland, wenn Mutationen sich ausbreiten
Friedemann Weber, Direktor des Instituts für Virologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen erklärt es im Gespräch mit FOCUS Online so: „Die neuen Varianten aus Großbritannien oder Südafrika scheinen ansteckender zu sein als die bisherigen Virusstämme. Wenn eine davon sich bei uns breit macht, dann würde das höchstwahrscheinlich die Zahl der Infizierten deutlich erhöhen, mit allen bekannten Folgen. Zudem bräuchten wir eine höhere Durchimpfung der Bevölkerung, denn eine Herdenimmunität von 60 bis 70 Prozent würde nicht mehr ausreichen.“