US-Präsidentenwahl Was Trumps Rückkehr für die Wirtschaft hieße

US-Präsidentenwahl Was Trumps Rückkehr für die Wirtschaft hieße

26. Januar 2024 Aus Von mvp-web

Stand: 26.01.2024 16:24 Uhr

Eine weitere Präsidentschaft Donald Trumps könnte massive Folgen für die Weltwirtschaft haben. Deutschen Unternehmen bereitet das zunehmend Sorgen. Womit wäre zu rechnen?

Anne-Catherine Beck Von Anne-Catherine Beck, ARD-Finanzredaktion

Eine zweite Trump-Ära könnte wohl alles auf den Kopf stellen – auch ökonomisch. Denn für Donald Trump gilt: „America first“. Heißt: eine Welthandelsordnung, die wenig mit transatlantischer Partnerschaft zu tun hat, dafür umso mehr mit wirtschaftlichem Protektionismus.

So wäre es bei einer Präsidentschaft Trumps denkbar, dass Strafzölle für Produkte aus der EU zurückkehren. Denn schon während seiner letzten Amtszeit hatte Trump Strafzölle auf Waschmaschinen, Solaranlagen sowie Stahl- und Aluminiumprodukte aus Europa eingeführt. Auch der demokratische US-Präsident Joe Biden hatte indes in den vergangenen Jahren einen protektionistischen Kurs in der Wirtschafts- und Handelspolitik verfolgt.

Neue Zölle würden Exportgeschäft erschweren

Angesichts einer denkbaren Wiederwahl droht Trump immer wieder mit Strafzöllen auf ausländische Autos, was für Deutschland gravierend wäre. Laut Schätzungen des ifo-Instituts hätte dies allein für Deutschland einen wirtschaftlichen Schaden von rund fünf Milliarden Euro zur Folge.

Auch Jürgen Matthes, Leiter der internationalen Wirtschaftspolitik beim IW Köln, sieht in Trump eine große Gefahr: „Über dem transatlantischen Handel würden dunkle Wolken aufziehen. Denn Trump hat schon im letzten Herbst angekündigt, auf Importe aus allen Ländern einen Mindestzoll von zehn Prozent zu erheben. Das würde für viele deutsche Firmen, die in die USA exportieren, eine starke Zollerhöhung bedeuten und unsere Ausfuhren in die USA stark erschweren.“

„Großer Handelskrieg wäre eine Katastrophe“

Viele Unternehmen sähen sich dadurch noch stärker dazu gezwungen, Produktion in die USA zu verlagern, was Deutschland als Standort zusätzlich schwächen würde. Auch könnte nach Einschätzung von Matthes durch eine solche Zollerhöhung das internationale Handelssystem gänzlich zusammenbrechen, weil viele Staaten Vergeltung üben dürften mit höheren Barrieren gegen US-Produkte. „Ein solcher großer Handelskrieg wäre eine Katastrophe für die exportorientierte Wirtschaft.“

Dabei sieht Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, in Strafzöllen keinen strategischen Vorteil für Trump: „US-amerikanische Unternehmen verdienen hierzulande genauso viel wie europäische Unternehmen in den USA. Die USA hätten durch Strafzölle keinen strategischen Vorteil.“

Würden die Aktienkurse hochgehen?

Ein Unsicherheitsfaktor ist Trump allerdings auch, weil er sich aus internationalen Gremien zurückziehen könnte, wie etwa aus der Welthandelsorganisation WTO oder der NATO. Denkbar wäre auch, dass er die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt oder vollkommen einstellt. Außerdem befürchtet Fuest, dass Trump auch die Zusammenarbeit mit anderen Ländern beim Klimaschutz beenden könnte.

Eine zweite Präsidentschaft unter Trump hätte auch auf die Finanzmärkte Auswirkungen. Wobei Martin Lück, Leiter der Kapitalmarktstrategie bei Blackrock, zumindest kurzfristig mit einem positiven Effekt für die Aktienmärkte rechnet: „Das totale Desaster, das mit einer Wiederwahl verbunden wäre, wird sich in den Kursen erst in der langen Frist bemerkbar machen.“

Mögliche Steuersenkungen

Auch Matthes rechnet mit positiven Effekten auf den Aktienmarkt: „Trump dürfte als Republikaner eine wirtschaftsfreundliche Politik machen, möglicherweise die Steuern erneut senken.“ Davon könnten auch deutsche Firmen mit Tochtergesellschaften in den USA profitieren. „Trumps Politik kurbelt in den USA die Wirtschaft an und dürfte an der Börse positiv wirken.“

Schon während Trumps erster Amtszeit als US-Präsident hatte der amerikanische Aktienindex S&P 500 trotz vieler Schwankungen um rund 70 Prozent zugelegt. Nach Ansicht von Anlagestratege Lück war das allerdings nicht allein auf Trump zurückzuführen, sondern eher auf die expansive Geldpolitik und das starke Wachstum der Weltwirtschaft.