“ liveblog “ Ukraine Tag 707 Fr 02.02.2024 ++ Massive Stromausfälle nach russischen Angriffen ++
2. Februar 2024Nach einem russischen Angriff ist die Stadt Krywyj Rih ohne Strom. Der ukrainische Präsident Selenskyj sieht in den neuen EU-Hilfen für sein Land ein klares Signal an die USA und Russland.
- Nach einem russischen Angriff Stadt Krywyj Rih ohne Strom
- Selenskyj: EU-Hilfen sind klares Signal an USA und Russland
11:27 Uhr
Orban: Ungarn hat sich auf EU-Gipfel durchgesetzt
Nach der Einigung des EU-Sondergipfels auf ein milliardenschweres Ukraine-Hilfspaket hat der ungarische Regierungschef Viktor Orban die Aufgabe seines Vetos gerechtfertigt. Wenn Ungarn weiterhin die Hilfen blockiert hätte, dann hätten die 26 anderen EU-Mitgliedsstaaten zugestimmt, das für Ungarn vorgesehene EU-Geld an die Ukraine zu überweisen, sagte der nationalkonservative Politiker im staatlichen Rundfunk. Er habe sich durchgesetzt, betonte Orban.
Ungarn bekomme das gesperrte Geld aus Brüssel, werde keine Waffen an die Ukraine liefern und werde zur zivilen Finanzierung der Ukraine beitragen. EU-Diplomaten erklärten dagegen, dass es überhaupt keine Pläne gegeben habe, das für Ungarn eingeplante Geld für andere Zwecke zu verwenden.
Frankreich bestätigt – Zwei Franzosen in der Ukraine getötet
Das französische Außenministerium hat den Tod zweier Landsleute in der Ukraine bestätigt. Zwei freiwillige französische Helfer seien bei einem russischen Drohnenangriff in der südukrainischen Region Cherson getötet wurden, teilt das Ministerium mit. Drei weitere französische Staatsangehörige seien verletzt worden. Das Ministerium bestätigte damit Angaben des Regionalgouverneurs Olexander Prokudin und anderer Behördenvertreter.
Schulze: Über drei Millionen Ukrainer seit Kriegsbeginn medizinisch unterstützt
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine sind mehr als drei Millionen Menschen in dem Land mit deutscher Hilfe medizinisch unterstützt worden. Diese Zahl nannte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) bei einer deutsch-ukrainischen Gesundheitskonferenz in Berlin. Die medizinische Hilfe sei insbesondere Kindern und Jugendlichen, Binnenflüchtlingen und Veteranen zugute gekommen. Sie umfasse unter anderem Operationen, Arztbehandlungen, Schulungen, medizinische Ausstattung und psychosoziale Betreuung. „Die Ukraine braucht mehr als nur Waffen, um sich zu verteidigen“, erklärte Ministerin Schulze. „Ihre Widerstandskraft hängt auch von der körperlichen und seelischen Gesundheit der Ukrainerinnen und Ukrainer ab.“ Deutschland stehe „auch beim Thema Gesundheit solidarisch an der Seite der Ukraine“.
Deutschland sicherte weitere Hilfe und Zusammenarbeit bei der Gesundheitsversorgung zu. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte, die Unterstützung werde fortgesetzt, so lange es nötig sei. Eine große Rolle spielten die psychische Gesundheit unter anderem von Kindern und das Thema Rehabilitation. Dies gelte auch für die Zeit über den Krieg hinaus.
Russische Drohnenangriffe – Stadt Krywyj Rih ohne Strom
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht elf von 24 russischen Drohnen abgefangen und zerstört. Sie seien auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur im Südosten des Landes gerichtet gewesen, teilte die Luftwaffe mit. Nach dem Angriff sei in der Stadt Krywyj Rih in der Oblast Dnipropetrowsk der Strom abgeschaltet worden, hieß es vom nationalen Netzbetreiber Ukrenergo.
Zehntausende Haushalte und zahlreiche Industriebetriebe in der Stadt im Südosten des Landes waren durch Schäden an einer Anlage von der Versorgung abgeschnitten, wie das ukrainische Energieunternehmen Ukrenerho mitteilte. Der Gebietsgouverneur Serhij Lyssak teilte mit, dass durch den Stromausfall auch zwei Bergbauschächte betroffen waren, 100 Arbeiter seien zu dem Zeitpunkt unter der Erde gewesen. Ein Teil von ihnen konnte an die Oberfläche gebracht werden. Laut Behörden liefen die Arbeiten zur Wiederaufnahme der Stromversorgung. Auch in der nordöstlichen Region Charkiw waren örtlichen Behörden zufolge rund 64 Städte und Ortschaften infolge russischer Drohnenangriffe ohne Strom.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
IAEA-Chef zeigt sich besorgt über Personallage in AKW
Das Personal im ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja ist unter russischer Besatzung von etwa 11.500 auf 4.500 Mitarbeiter geschrumpft. Das teilte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, vor seiner Reise in die Ukraine mit. Dort will er in der kommenden Woche erneut auch das frontnahe Kraftwerk besuchen. Der niedrige Personalstand werde ein zentrales Thema in seinen Gesprächen mit den russischen Betreibern des Atomkraftwerks sein, kündigte Grossi in Wien an. „Es ist unerlässlich, dass das Kraftwerk genug qualifiziertes und geschultes Personal für die Betriebssicherheit und den Schutz der Anlage hat“, so Grossi. Er hatte vorige Woche im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gewarnt, dass der Personalstand im AKW Saporischschja auf Dauer „nicht haltbar“ sei.
Seit Donnerstag dürfen laut russischem AKW-Management in Saporischschja keine Fachkräfte des staatlichen ukrainischen Atomkonzerns Energoatom mehr tätig sein, wie es im Lagebericht der IAEA hieß. In der Anlage arbeiten demnach nur mehr ehemalige Energoatom-Fachkräfte, die Verträge mit dem russischen Betreiber unterzeichnet haben, sowie aus Russland entsandtes Personal. Das Management wies nach diesen Angaben gegenüber den ständigen IAEA-Beobachtern vor Ort darauf hin, dass russische Atomkraftwerke mit deutlich weniger Personal auskämen als ukrainische. Grossi will Dienstag in Kiew Gespräche mit Vertretern der Ukraine führen und danach das AKW Saporischschja besuchen. Das frontnahe Kraftwerk ist das größte AKW Europas und steht seit März 2022 unter russischer Besatzung.
UN-Gericht entscheidet über Zuständigkeit für Klage gegen Russland
Das höchste Gericht der Vereinten Nationen (UN) soll heute über seine Zuständigkeit für eine von der Ukraine eingereichte Klage gegen Russland entscheiden. Die Ukraine hatte wenige Tage nach dem russischen Angriff im Februar 2022 beim Internationalen Gerichtshof (IGH) eine Klage eingereicht. Das Land wirft Russland vor, unter dem Vorwand der Verhinderung eines mutmaßlichen Völkermords einen Angriffskrieg zu führen.
Der Vertreter der Ukraine, Anton Korynewytsch, forderte den IHG bereits im September vergangenen Jahres auf, sich für zuständig zu erklären. Mehr als zwei Dutzend europäische Staaten sowie Australien und Kanada haben Kiew mit formellen Erklärungen vor dem Gericht unterstützt und betont, dass sie glauben, dass der Fall vorangetrieben werden sollte.
Selenskyj: EU-Hilfen sind klares Signal an USA und Russland
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die Entscheidung der EU über ein milliardenschweres Hilfspaket für die Ukraine als klares Signal an die USA und Russland bezeichnet. „Es ist ein klares Signal an Moskau, dass Europa standhaft bleibt und nicht durch zerstörerische Wellen des Kremls gebrochen werden kann“, sagte der Präsident in seiner nächtlichen Videoansprache. Gleichzeitig sei es auch ein deutliches Zeichen über den Atlantik hinweg, dass Europa seine Verantwortung in puncto Sicherheit wahrnehme. „Wir erwarten nun Entscheidungen aus den USA“, sagte Selenskyj.
Präsident Selenskyj dankt EU-Staaten für Milliardenhilfen
Der US-Präsidentschaftswahlkampf und eine mögliche Rückkehr von Donald Trump werfen dort ihre Schatten voraus: US-Präsident Joe Biden gelingt es seit Wochen nicht, die zugesagte milliardenschwere Militärhilfe für die Ukraine durch den US-Kongress zu bekommen.
Behörden: Zwei Franzosen bei russischem Angriff in Ukraine getötet
Bei einem russischen Angriff auf die Stadt Beryslaw in der südukrainischen Region Cherson sind nach ukrainischen Angaben zwei Franzosen getötet worden. „Ausländische Freiwillige wurden bei einem feindlichen Angriff auf Beryslaw getötet und verletzt“, erklärte der Gouverneur der Region, Oleksandr Prokudin, im Onlinedienst Telegram. „Die russische Armee hat zwei französische Staatsbürger getötet. Drei andere Ausländer wurden leicht verletzt.“
Auch ein Ukrainer sei bei dem Angriff verletzt worden, fügte der Gouverneur hinzu. Die ukrainische Polizei erklärte, es habe sich um einen russischen Drohnenangriff gehandelt. Bei den getöteten Franzosen handle es sich um zwei Männer, bei den Verletzten um drei Männer und eine Frau. „Alle Opfer waren als Freiwillige in die Region Cherson gekommen“, erklärte die Polizei.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.