Ver.di und „Fridays for Future“ Streiktag legt Busse und Bahnen lahm
1. März 2024Für einen attraktiven Nahverkehr, mehr Klimaschutz und bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV: Mit einem Aktionstag hat „Fridays for future“ die Gewerkschaft ver.di bei ihren Warnstreiks unterstützt. Fast überall fielen Busse und Bahnen aus.
In mehreren Bundesländern haben Busse und Bahnen erneut stillgestanden. Die Gewerkschaft ver.di hatte zusammen mit der Klimabewegung „Fridays for Future“ (FFF) zu Streiks aufgerufen. Es war die zweite Warnstreikrunde im laufenden Tarifkonflikt des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), den ver.di parallel in fast allen Bundesländern austrägt.
„Fridays for Future“ unterstützt ver.di bei Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr
Bei zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen traten beide Organisationen im Rahmen des Bündnisses „Wir fahren zusammen“ gemeinsam auf, um für bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV zu demonstrieren. Es ging aber auch um mehr Klimaschutz und eine bessere Ausstattung des öffentlichen Nahverkehrs.
Ver.di zeigt sich zufrieden
Der Warnstreik betraf ver.di zufolge mehr als 100 Städte in nahezu allen Bundesländern. Fahrgäste mussten sich auf weitreichende Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr einstellen. Lediglich in Bayern, im Saarland sowie in Thüringen gab es keine Ausstände. In vielen Ländern hatten die Warnstreiks bereits gestern begonnen. Teils ist auch noch morgen mit Einschränkungen zu rechnen.
„Wir sind sehr zufrieden“, sagte der ver.di-Fachgruppenleiter für Busse und Bahnen, Andreas Schackert, der Nachrichtenagentur dpa am Nachmittag. „Wir waren mit unserem Streik sichtbar und erfolgreich, bis auf wenige Ausnahmen lief der Arbeitskampf überall ungestört.“
Die Zusammenarbeit mit „Fridays for Future“ bezeichnete Schackert als vollen Erfolg. Überall im Land habe es gemeinsame Auftritte und Kundgebungen gegeben. „Wir sind in vielen Städten gemeinsam unterwegs gewesen und haben gezeigt, dass es nicht nur darum geht, dass eine kleine Interessengruppe von Beschäftigten um ihre Pfründe kämpft“, betonte er, „sondern dass wir attraktive Arbeitsbedingungen brauchen für einen verlässlichen und attraktiven ÖPNV.“
FFF: Sozial-ökologische Verkehrswende ist möglich
Ähnlich äußerte sich Liv Manthey, Aktivistin der Klimabewegung: „Es ist eine politische Frage, ob die Menschen, die uns täglich von A nach B bringen, gute Arbeitsbedingungen haben“, teilte sie mit. „Und es ist eine politische Frage, ob Mobilität für alle ermöglicht wird – oder nicht.“ Eine sozial-ökologische Verkehrswende sei möglich und helfe allen.
Zur größten Kundgebung im Berliner Invalidenpark zog es Manthey zufolge Tausende Menschen. Aktivistin Luisa Neubauer und die stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende Christine Behle traten dort gemeinsam auf.
Kürzere Arbeitszeiten, mehr Urlaubstage
Ver.di hatte die insgesamt rund 90.000 Beschäftigten im kommunalen öffentlichen Nahverkehr bundesweit seit Montag zu einem „Wellen-Streik“ aufgerufen. Die Gewerkschaft verhandelt derzeit in 14 Bundesländern mit den Verkehrsunternehmen über neue Tarifverträge.
Um höhere Entgelte geht es dabei nur in den Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Auch im Saarland setzt sich ver.die für mehr Geld ein, hier einigten sich beide Seiten aber vor wenigen Tagen auf einen Abschluss.
In den anderen Bundesländern geht es hingegen vor allem um bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. In Hamburg etwa will ver.di die 35-Stunden-Woche durchzusetzen. Um längere Wendezeiten am Ende einer Route, mehr Urlaubstage und Urlaubsgeld geht es wiederum in Berlin.
Sind weitere Streiks möglich?
Ob es bald erneut zu einem derart großangelegten Warnstreik im ÖPNV kommt, ist unklar. Die Fronten gelten nicht überall als verhärtet. In immer mehr Bundesländern dürfte es in den nächsten Wochen daher Abschlüsse geben. Damit sinkt die Zahl der Städte und Landkreise, in denen ver.di zu Warnstreiks aufrufen kann.
Doch Fahrgästen drohen dafür an anderer Stelle weitere Ausfälle. Am Donnerstag sind die wieder aufgenommenen Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL vorzeitig abgebrochen worden. Damit sind im Fern-, Regional- und Güterverkehr auf der Schiene neue Streiks wahrscheinlich.