Sichergestellte Drogen: Stralsunder Polizei bestätigt „Blue Punisher“
15. April 2024Bei den am Wochenende in Stralsund beschlagnahmten Drogen handelt es sich nach Angaben der Polizei um „Blue Punisher“. Gegen rund 130 Partygäste wird ermittelt.
Die Stralsunder Polizei bestätigte am Montag auf Nachfrage des NDR die Beschlagnahmung von „Blue Punisher“. Die Ecstasy-Variante war am Wochenende im Zusammenhang mit einer Party in einer Skaterhalle gefunden worden. Dabei hatte die Polizei nach der Sicherstellung einer verdächtigen Pille zunächst einen Großeinsatz veranlasst. Nach Auflösung der Party fand die Polizei sieben verdächtige Pillen bei einem 20-Jährigen. Gegen ihn und rund 130 Partygäste wird nun ermittelt.
Minderjährige unter den Gästen in Stralsund
Im vergangenen Jahr war in Altentreptow eine 13-Jährige nach der Einnahme von „Blue Punisher“ aufgrund einer Hirnschwellung gestorben. Zwei weitere Mädchen im Alter von 14 und 15 Jahren überlebten dank einer intensivmedizinischen Behandlung. Auch bei der Party in der Skaterhalle in Stralsund waren nach Angaben der Polizei 20 Minderjährige unter den Gästen.
Chemische Drogen möglichst prüfen lassen
Insbesondere für Minderjährige kann „Blue Punisher“ dramatische Folgen haben, denn in jeder Pille könne unterschiedlich viel Wirkstoff enthalten sein, sagt der Pharmazieprofessor Andreas Link von der Universität Greifswald. Er empfiehlt jedem, der chemisch hergestellte Drogen nutzen möchte, diese auf ihren Inhalt überprüfen zu lassen, wenn es wie zum Beispiel auf dem Fusion-Festival die Möglichkeit gebe. Zudem sei es wichtig, Jugendliche für die Gefahren zu sensibilisieren.
Präventionsarbeit kann Jugendliche sensibilisieren
Das bestätigt auch Marko Bittner. Er ist einer von vier hauptamtlichen Mitarbeitern bei Chamäleon Stralsund e.V. im Bereich Prävention. Er ist an Schulen unterwegs und vermittelt den Schülerinnen und Schülern neue Blickwinkel auf den Umgang mit Substanzen wie Alkohol, Cannabis oder eben auch „Blue Punisher“. Er wünscht sich, dass Suchtprävention wie die Verkehrserziehung betrachtet wird. Schon kleine Kinder lernten, dass sie bei einer roten Ampel nicht einfach auf die Straße laufen dürfen. Diese frühe Senisbilisierung könnte auch die Suchtprävention voran bringen. Allerdings brauche es dafür finanzielle Mittel, die bisher fehlen. Für 15.000 Jugendliche im Landkreis Vorpommern-Rügen ist Bittner mit drei Kollegen zuständig.
Ecstasy schaltet das körpereigene Warnsystem ab
Mit dem Sammelbegriff Ecstasy sind synthetische Drogen in Tabletten-, Pulver- oder in Kristallform gemeint, die ohne natürliche Rohstoffe im Labor hergestellt werden. Dahinter steckt ein Amphetaminderivat, das auf dem Hauptwirkstoff MDMA basiert. Ecstasy führt zu Höhenflügen, Kontaktfreudigkeit und Verlust des Zeitgefühls. Das körpereigene Warnsystem wird ausgeschaltet. Beim Einsatz als Partydroge kann es zum Beispiel bei langem Tanzen zu extremem Wasserverlust, Organschäden oder Kreislaufzusammenbruch kommen. Tödliches Nierenversagen wurde ebenso beobachtet wie tödliche Hirnblutungen. Die Droge kann zudem Psychosen und Wahnvorstellungen verursachen.
Überdosis des Nervengifts MDMA mit fataler Wirkung
Eine besonders starke Variante von Ecstasy ist „Blue Punisher“ (deutsch: „blauer Bestrafer“). Das Aussehen der Pille ähnelt einem Diamanten mit eingraviertem Totenkopf, der an das Logo des Marvel-Charakters „The Punisher“ angelehnt ist. Die blaue Pille, die auch nur als „The Punisher“ und in anderen Farben erhältlich ist, kann häufig über eine Bruchrille halbiert werden. Lebensgefährlich ist bei der kleinen Pille der hochdosierte Wirkstoff MDMA (Methylendioxymethylamphetamin). MDMA ist ein Nervengift, welches das Gehirn dauerhaft schädigen kann und schlimmsten Falls sogar zum Tod führt.