Neuer Corona-Brandherd nach Gottesdienst in Frankfurt – Infizierte im gesamten Rhein-Main-Gebiet
23. Mai 2020Am 10. Mai findet in Frankfurt (Main) ein Gottesdienst statt. Verboten ist das nicht, zudem habe man sich an alle Regeln gehalten, beteuern Verantwortliche der Baptisten-Gemeinde. Doch es passiert trotzdem: Zahlreiche Menschen in der gesamten Region haben sich durch den Gottesdienst offenbar mit dem Coronavirus infiziert.
Nach einem Gottesdienst in einer Kirchengemeinde der Baptisten in Frankfurt haben sich mehrere Mitglieder mit dem Coronavirus infiziert. Der stellvertretende Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, Antoni Walczok, sagte der „Frankfurter Rundschau“: „Es handelt sich um ein sehr dynamisches Geschehen.“ Gläubige aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet seien betroffen, heißt es in dem Bericht.
Nach neuesten Angaben des Gesundheitsamts gebe es nach dem Gottesdienst insgesamt mehr als 40 Infizierte. Das teilte der Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Frankfurt, René Gottschalk, am Samstag mit. „Die weitaus meisten sind nicht sonderlich krank. Nach unserem Kenntnisstand ist auch nur eine Person in einem Krankenhaus.“
Die Stadt Hanau teilte mit, dass nach Informationen des Main-Kinzig-Kreises sich im Zusammenhang mit dem Gottesdienst „mindestens 16 Personen aus Hanau mit dem Corona-Virus infiziert haben“. Deshalb hätten der Landkreis und die Stadt ein für Sonntag geplantes Fastengebet von Muslimen im Hanauer Herbert-Dröse-Stadion abgesagt. Die Veranstaltung wäre mit Blick auf die Geschehnisse in Frankfurt unverantwortlich.
„Bei uns ist es eine schwierige Lage“
Der Gottesdienst fand am 10. Mai statt im Bethaus der Evangeliums-Christen-Baptisten-Gemeinde. Der Vereinsvorsitzende liege aktuell im Krankenhaus, berichtet die Zeitung weiter. „Wir haben alle Versammlungen abgebrochen. Gottesdienste gibt es jetzt nur noch online“, sagte der stellvertretende Vereinsvorsitzende der Gemeinde, Wladimir Pritzkau (64), am Samstag. „Bei uns ist es eine schwierige Lage.“ Die genaue Zahl der Betroffenen konnte auch Pritzkau nicht nennen. Die meisten seien Zuhause, sechs befänden sich in Krankenhäusern.
Die Regeln waren nach Angaben des Gesundheitsamts nicht verletzt worden. Gottesdienste waren zu dem Zeitpunkt bereits wieder erlaubt in Hessen. „Es gab keine Verletzung einer Rechtsverordnung“, sagte Walczok der „Rundschau“. Die Regeln hätten auch nicht vorgeschrieben, Namen und Adressen von Besuchern zu registrieren. Zur Teilnehmerzahl habe es ebenso keine Richtlinien gegeben.
Wie viele Besucher zu dem Gottesdienst gekommen waren, könne er „nicht genau sagen“, meinte Gemeinde-Vize Pritzkau. „Bei uns sind aber alle Regeln eingehalten worden.“ Es habe Desinfektionsmittel gegeben, der vorgeschriebene Abstand sei beachtet worden.