Europäischer Impfvergleich: Erst in 3 Jahren hätte Deutschland zentrale Marke erreicht

27. Januar 2021 Aus Von mvp-web

17:59:29
Bis zum Sommer will die EU-Kommission 70 Prozent aller Erwachsenen impfen – ein ehrgeiziges Ziel, schaut man auf die aktuellen Impfquoten. Das US-Portal „Politico“ hat ausgerechnet, wann die einzelnen EU-Länder diese Marke knacken würden.

Die EU-Kommission hat einen ambitionierten Plan ins Auge gefasst: „Unser Ziel ist, bis zum Sommer 70 Prozent unserer erwachsenen Bevölkerung geimpft zu haben“, erklärte Kommissionschefin Ursula von der Leyen am vergangenen Dienstag in Brüssel. „Das könnte die Wende in unserem Kampf gegen das Virus sein.“

Doch wie realistisch ist diese Vorgabe? Das US-Portal „Politico“ hat ausgerechnet, wie schnell die einzelnen EU-Länder die 70-Prozent-Marke vor dem Hintergrund ihrer aktuellen Impfquoten erreichen können. Die Analyse vom 22. Januar zeigt: Beim gegenwärtigen Tempo hätte die EU als Ganzes den Wert erst im März 2024 erreicht.

Impftempo: Malta ganz vorne, Deutschland abgeschlagen

Europas Impf-Primus ist laut „Politico“ Malta: Bis Mai 2022 könnte das Land, sollte es so weitermachen wie bisher, 70 Prozent aller Erwachsenen gegen Covid-19 geimpft haben. Den zweiten Platz belegt Rumänien, wo bis Dezember 2022 die 70er-Marke erreicht wäre. Und auch Portugal, wo die Corona-Lage derzeit besonders dramatisch ist, gehört zu den Top 3. Würde das Land im aktuellen Tempo weiterimpfen, hätten bis Februar 2023 70 Prozent der Über-18-Jährigen die Anti-Covid-Spritze erhalten.

Doch auch die Spitzenländer liegen weit von der Zielmarke Sommer 2021 entfernt. Noch schlimmer sieht es aber auf den Plätzen dahinter aus.

Deutschland nimmt unter den EU-Staaten nur Rang 15 ein. Den Berechnungen von „Politico“ zufolge wären hierzulande erst im Mai 2024 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft. Das dürfte auch daran liegen, dass in Deutschland nur 80.485 Dosen täglich verimpft werden – in Malta sind es bei knapp 515.000 Einwohnern 1182.Das Schlusslicht im Ranking bildet Bulgarien – den Berechnungen von „Politico“ zufolge wäre dort erst im August 2040 das 70er-Ziel erreicht. Ein möglicher Grund dafür könnte die geringe Impfbereitschaft der Bulgaren sein. Angel Kunchev, leitender staatlicher Gesundheitsinspektor, sagte „Euronews“ Ende vergangenen Jahres: „Anhand anderer Impfprogramme sehen wir, dass die Impfbereitschaft nicht sehr groß ist, sie liegt bei 30 bis 35 Prozent.“

Impfstoff von AstraZeneca auch bald in EU zugelassen?

Dass das Impftempo in vielen Ländern aktuell noch ausbaufähig ist, liegt aber auch an logistischen Herausforderungen, die durch die Lieferung, den Transport und die Lagerung von Impfstoffen entstehen können. Das Vakzin von Biontech und Pfizer beispielsweise muss bei minus 70 Grad Celsius gelagert werden, beim Moderna-Präparat sind es minus 20 Grad.

Mit der Zulassung des AstraZeneca-Impfstoffs könnten sich diese Probleme jedoch verringern. Er kann im Kühlschrank aufgewahrt werden, ohne seine Wirkung zu verlieren. Dass die Europäische Arzneimittelagentur dem Vakzin Ende Januar die EU-Genehmigung erteilt, gilt als wahrscheinlich.