Debatte um Urlaubsreisen An Ostern wieder zu Hause?

15. Februar 2021 Aus Von mvp-web

Stand: 15.02.2021 16:05 Uhr

Die Frage, ob man an Ostern wieder verreisen darf, entzweit Regierung und Länderchefs. Die Bundesregierung will noch nichts versprechen, andere sehen “definitiv” eine Perspektive. Die Hoteliers sind empört.

Die Bundesregierung will in der Frage möglicher Lockerungen der Corona-Regeln zu Ostern zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Festlegung treffen. Es spreche “vieles dafür, dass wir jetzt erstmal die Entwicklung der nächsten Wochen abwarten und dann bewerten, welche Lockerungen zu welchem Zeitpunkt möglich sind”, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Er betonte, die Bundesregierung arbeite daran, “dass Ostern 2021 schon wieder ein etwas anderes Fest wird, als Ostern 2020 war.” Zurzeit gebe es eine Lage, die sich in vieler Hinsicht positiv entwickele, sagte Seibert mit Blick auf den Rückgang der Neuinfektionen und der Zahl der intensivmedizinischen Behandlungen. Auch die hohe Zahl der Todesfälle gehe endlich vorsichtig zurück. “Aber diese Lage ist noch unsicher”, betonte der Regierungssprecher. Die Mutationen stellten eine reale Gefahr dar, deren großflächige Ausbreitung in Deutschland müsse verhindert werden.

Scholz hält Debatte für verfrüht

Vize-Kanzler Olaf Scholz hält die Zeit für Lockerungen noch nicht für gekommen. Der Beginn der Diskussion sei sehr früh, sagte der SPD-Politiker und Bundesfinanzminister in einem Interview mit der “Welt”. “Ich glaube, es ist wichtig, dass wir alle ein wenig abwarten, wie sich die Dinge entwickeln, und deshalb macht es keinen Sinn, zum jetzigen Zeitpunkt in die eine oder andere Richtung eine feste Aussage zu treffen.” Scholz erklärte: “Wir sind auf einem sehr guten Weg, dürfen von diesem aber nicht zu früh abbiegen.” Die Corona-Mutationen bereiteten der Bundesregierung weiterhin Sorgen.

Günther sieht “definitiv” eine Perspektive

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) dagegen hält Osterurlaub trotz der Corona-Pandemie für realistisch. “Bei uns in Deutschland sehe ich sehr wohl die Möglichkeit, dass wir Inlandstourismus bis zu diesem Zeitpunkt möglich machen”, sagte Günther. “Und das Wichtigste ist: Ostern ist noch sieben Wochen hin, und heute ist es mit Sicherheit grundfalsch, unabhängig von der Inzidenz schon Urlaube abzusagen.” Natürlich müsse auch über Testungen und über den Umgang mit Gebieten geredet werden, in denen es relativ viele Corona-Fälle gebe. “Aber definitiv sehe ich für den Tourismus eine Perspektive ab Ostern”, so Günther.

Kretschmer: Osterurlaub wird es nicht geben

Die Debatte über Lockerungen zum Osterfest war am Wochenende von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) angestoßen worden. Er hatte der “Bild am Sonntag” gesagt, Osterurlaub in Deutschland könne es dieses Jahr leider nicht geben. Durch eine zu große Mobilität würden die Erfolge bei der Pandemie-Bekämpfung zerstört.

Brandenburgs Ministerpräsident, Dietmar Woidke (SPD) vertritt eine ähnliche Linie. “Auf touristische Reisen, auf Tagesausflüge, auf jegliche nicht notwendige Fahrt sollte jetzt dringend verzichtet werden”, sagte der SPD-Politiker der “Welt”. Es sei jetzt nicht die Zeit für Reisen.

Ärger bei Hoteliers und Gastronomen

Hoteliers und Gastronomen reagierten verärgert auf Kretschmers Vorstoß. Dessen Absage an den Osterurlaub sei “Inakzeptabel”, kritisierte Guido Zöllick, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). “Die pauschale Absage des Osterurlaubs ist ein erneuter Schlag ins Gesicht der Branche.” Der Dehoga forderte konkrete Öffnungsperspektiven für die Branche. Spätestens bei der nächsten Bund-Länder-Runde zum weiteren Vorgehen in der Pandemie am 3. März müsse es einen Fahrplan geben, wann, wie und unter welchen Voraussetzungen, die Betriebe wieder Gäste empfangen dürften. Die Branche sei Ende Februar schon wieder vier Monate im Lockdown, sagte Zöllick. Die Verzweiflung und die existenziellen Sorgen seien “immens groß”.

Auch der Deutsche Tourismusverband (DTV) forderte eine planbare Perspektive: “Die Betriebe bangen um ihre Existenz, weil sie im Unklaren gelassen werden, wie es weitergeht. Die Politik muss ein klares Konzept vorlegen, unter welchen Bedingungen Tourismus möglich ist”, sagte DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz.