EU einigt sich auf digitalen Impfausweis
25. Februar 2021Stand: 25.02.2021 20:13 Uhr
Laut Kanzlerin Merkel hat sich die EU auf ihrem Corona-Gipfel auf die Einführung eines digitalen Impfausweises geeinigt. Wegen steigender Infektionszahlen drohen 20 französischen Départements neue Einschränkungen. Alle aktuellen Entwicklungen im Liveblog.
- Intensivmediziner für längeren Lockdown
- Großbritannien senkt Warnstufe
- Spahn für lokale Lockerungen – aber auch Verschärfungen
- Russland senkt Preis für Impfstoff Sputnik V
- Handel fordert Öffnung der Geschäfte ab 8. März
- Frankreich verschärft Einreiseregeln
- RKI meldet 11.869 Neuinfektionen
EU will gemeinsamen Impfausweis einführen
Der EU-Sondergipfel zur Corona-Krise ist zu Ende gegangen. Im Anschluss erklärte Kanzlerin Merkel, alle Vertreter seien sich einig, dass die Einführung eines digitalen Impfausweises nötig sei. Die Vorarbeiten seien von der EU gemacht worden, um eine Kompatibilität aller nationalen Impfausweise zu garantieren. Es würde nun für die weitere Entwicklung noch etwa drei Monate dauern. Die Grunddaten, die in dem Ausweis enthalten sein sollten, würden durch die EU-Kommission definiert.
Bundesländer preschen mit Öffnungen vor
Verabredet wurde beim letzten Bund-Länder-Gespräch, dass ab 1. März die Frisöre bundesweit wieder öffnen dürfen. In mehreren Bundesländern machen aber darüber hinaus auch Gartencenter, Baumärkte oder Kosmetiksalons wieder auf.
EU-Behörde: Immer mehr Betrugsversuche mit Corona-Impfstoff
Die EU-Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF geht von Betrug mit Corona-Impfstoff in beträchtlichem Ausmaß aus. „Wir sehen eine steigende Zahl von Betrugsfällen und falschen Angeboten im Zusammenhang mit Impfstoffen“, erklärte ein Sprecher. Alle den Ermittlern bekannten Betrugsversuche belaufen sich demnach auf über 900 Millionen Impfstoffdosen für einen Gesamtpreis von etwa 12,7 Milliarden Euro. „Ziel der Betrüger ist es, die öffentliche Hand zu hohen Anzahlungen zu bewegen, um den Verkauf zu sichern, und mit dem Geld zu verschwinden“, hieß es weiter.
Diese Masche sei vermehrt bereits im vergangenen Jahr in Bezug auf Masken und andere medizinische Schutzausrüstung zu beobachten gewesen. Die Akteure sind demnach häufig Unternehmen aus Drittstaaten, die vorher inaktiv oder in ganz anderen Geschäftsbereichen tätig waren.
Berlin erlaubt „freiwilliges Sitzenbleiben“
Viele Berliner Schüler dürfen das von Corona und Schulschließung geprägte Schuljahr 2020/21 wiederholen, wenn sie das wollen. Das Abgeordnetenhaus beschloss eine entsprechende Gesetzesänderung. Sie betrifft Schüler in der Primarstufe sowie der Sekundarstufe I – also der Klassen 1 bis 10. Wenn sie das Schuljahr wiederholen wollen, müssen ihre Eltern einen schriftlichen Antrag bei den Schulleitern stellen. Verpflichtend vorgesehen ist ein Beratungsgespräch mit Schulvertretern. Bisher konnten Schüler nicht freiwillig sitzenbleiben. Nachteile sollen ihnen durch eine Wiederholung der Jahrgangsstufe nicht entstehen.
„Frankreich hat Fortschritte der letzten Wochen verloren“
Frankreich hat erneut etwa 25.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages registriert – deutlich mehr als vor einer Woche. Gesundheitsminister Olivier Veran erklärte, man habe die Fortschritte, die in den vergangenen Wochen erreicht worden seien, wieder verspielt. Deshalb drohen nun weitere Einschränkungen. Betroffen sind 20 Départements, in denen die Zahlen besonders hoch sind. Dies könne striktere Ausgangsbeschränkungen mit sich bringen oder eine schärfere Kontrolle der Maskenpflicht und des Versammlungsverbots.
AstraZeneca hofft auf mehr Lieferungen im zweiten Quartal
Der wegen Lieferverzögerungen in der EU scharf kritisierte Corona-Impfstoff-Hersteller AstraZeneca hofft nach Angaben seines Chefs Pascal Soriot, die „Erwartungen“ für das zweite Quartal erfüllen zu können. Der britisch-schwedische Konzern arbeite rund um die Uhr daran, mehr liefern zu können, sagt Soriot bei einer Anhörung vor Europa-Abgeordneten in Brüssel. Er sei zuversichtlich, dass die Produktion im zweiten Quartal gesteigert werden könne.
Vertraglich zugesagt sind der EU für den Zeitraum 180 Millionen Dosen. Doch auch diese Zahl könnte niedriger ausfallen. Man rechne damit, zwischen April und Juni weniger als die Hälfte der vertraglich zugesagten 180 Millionen Impfdosen geliefert zu bekommen, sagte ein EU Vertreter gestern.
Mit Blick auf das bis Ende März laufende erste Quartal sagt Soriot, AstraZeneca tue „alles, was wir können, um 40 Millionen Dosen zu liefern“. Im Vertrag war mehr als die doppelte Menge versprochen worden.
Corona-Mutation: Alle Moscheen in Düren geschlossen
Nach dem Auftreten der britischen Mutation des Coronavirus sind in Düren (Nordrhein-Westfalen) alle fünf Moscheen geschlossen worden. In einer Moschee seien acht Fälle registriert worden, berichtete ein Sprecher der Stadt. Daraufhin sei zunächst die betroffene Moschee geschlossen worden. Weil die Behörden befürchteten, dass Gläubige auf die übrigen vier Moscheen ausweichen und das Virus so weiterverbreiten könnten, seien die anderen Moscheegemeinden ebenfalls gebeten worden, ihre Gotteshäuser zu schließen. Dem seien sie auch nachgekommen. Der WDR hatte zuerst berichtet.
Lauterbach warnt weiter vor dritter Welle
Außerdem betont der SPD-Gesundheitsexperte, es würde helfen für sechs Wochen nur jeweils ein BioNTech-Impfung zu verabreichen, und noch schon nach drei Wochen die zweite. Er fordert auch, das Vakzin von AstraZeneca an drei Prio-Impfgruppen zu verabreichen. So könnten auch bei steigender Inzidenz die Todeszahlen gering gehalten werden.
Großbritannien senkt Warnstufe in Corona-Pandemie
Ein Expertengremium in Großbritannien hat die Warnstufe in der Coronavirus-Pandemie von der höchsten Stufe 5 auf 4 gesenkt. Das teilte das Gesundheitsministerium in London mit. Die Gefahr eines Kollapses im Gesundheitssystem innerhalb von Wochen sei angesichts stetig sinkender Kennziffern nicht mehr gegeben, hieß es in der Mitteilung.
Trotzdem warnten die Experten vor Nachlässigkeit. „Wir sollten uns keine Illusionen machen – die Ansteckungsrate, der Druck auf die Krankenhäuser und die Zahl der Todesfälle sind weiterhin hoch.“ Bald sei mit einem erheblichen positiven Effekt des Impfprogramms zu rechnen. Bis dahin sei es aber wichtig, wachsam zu bleiben und die Regeln zur Eindämmung der Pandemie zu beachten. Die Lockdown-Maßnahmen in dem Land bleiben trotz niedrigerer Warnstufe vorerst unverändert bestehen. In Großbritannien steht das öffentliche Leben seit Anfang Januar weitgehend still.
CureVac-Impfstoff wirkt offenbar gegen Mutanten
Der Corona-Impfstoffs des Tübinger Unternehmens CureVac hilft offenbar auch gegen die mutierten Varianten des Coronavirus. Das erklärte der Vorsitzende Franz-Werner Haas. Demnach hätten erste Studien gezeigt, dass das Mittel auch gegen die in Großbritannien und Südafrika entdeckten Varianten helfe. Die Studienergebnisse sollen bald veröffentlicht werden.
Auch andere Impfstoff wie die BioNTech/Pfizer sind gegen die mutierten Varianten wirksam.
CureVac erwartet Impfstoff-Zulassung bis Juni
Der deutsche Impfstoffhersteller CureVac rechnet mit einer EU-Zulassung seines Corona-Impfstoffs nach eigenen Angaben bis Anfang Juni. Dies teilte CureVac-Chef Franz-Werner Haas in einer Anhörung des Europaparlaments mit. Die entscheidenden Daten der klinischen Tests seien für Mitte April zu erwarten.
Der Gesundheits- und der Industrieausschuss des Europaparlaments hatten die Chefs der wichtigsten Impfstoffhersteller eingeladen, mit denen die EU Lieferverträge hat. Darunter auch AstraZeneca-Chef Pascal Soriot. Dieser musste sich den kritischen Fragen stellen. Denn die Firma hatte Ende Januar überraschend bekannt gegeben, der EU statt 80 Millionen Impfdosen im ersten Quartal nur 31 Millionen liefern zu können. Später erhöhte das Unternehmen die Zusage leicht auf 40 Millionen Dosen bis Ende März.
Flensburg beendet Ausgangssperre
Die in Flensburg wegen der Ausbreitung der britischen Corona-Mutante geltende Ausgangssperre wird nicht weiter verlängert. Wie die Stadt mitteilte, wurde diese Entscheidung vor dem Hintergrund seit mehreren Tagen stagnierender Inzidenzwerte getroffen. Damit läuft die Ausgangssperre am Samstag aus. Auch weitere Maßnahmen sollen angepasst werden. So bleibt die Kontaktbeschränkung auf den eigenen Haushalt zwar über Samstag hinaus bestehen. Für allein lebende Menschen gibt es aber dann die Ausnahme, dass sie einen weiteren Menschen treffen dürfen. Die in Schleswig-Holstein anstehenden Lockerungen etwa in Form der Öffnung von Friseuren oder Gartencenter gelten in Flensburg vorerst nicht.
Intensivmediziner fordern Lockdown-Verlängerung bis April
Deutschlands Intensiv- und Notfallmediziner haben eine Verlängerung des Lockdowns bis Anfang April gefordert. Drei Wochen mehr Disziplin seien entscheidend, um durch Impfungen eine schwer bis nicht mehr kontrollierbare dritte Welle zu vermeiden, sagte Gernot Marx, Präsident der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Nach einem neuen Prognosemodell der DIVI könnte ein Öffnen am 7. März die Zahlen schwer kranker Corona-Patienten in Kliniken in die Höhe treiben, hieß es.
Erste Notfallzulassung für Impfstoff von Johnson & Johnson
Der Golfstaat Bahrain hat dem Corona-Impfstoff des US-Pharmaunternehmens Johnson & Johnsons die weltweit erste Notfallzulassung erteilt, wie die zuständige Aufsichtsbehörde mitteilte. Das Land bietet seinen Bürgern und Einwohnern bereits vier Impfstoffe kostenlos an: von Impfstoff Pfizer/BioNTech, den chinesischen Impfstoff von Sinopharm, das russische Vakzin Sputnik V sowie das Mittel von AstraZeneca.