Aktuelle News zur Corona-Pandemie im Ticker: Arzthelferin in Düsseldorf mit Mutante infiziert – hunderte Kontakte in Praxis
27. Februar 2021Top-News zur Corona-Pandemie vom 27. Februar
- Drosten: „Wir sind am Anfang einer neuen Verbreitungswelle“ (17.19 Uhr)
-
Wesentlich weniger Corona-Tote in Pflegeheimen seit Impfbeginn (17.10 Uhr)
- Arzthelferin mit Mutante infiziert – hunderte Kontakte in Praxis (17.02 Uhr)
- SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach sieht in der dritten Welle eine Gruppe besonders gefährdet (14.17 Uhr)
- Zum zweiten Mal in einer Woche: Polizei löst Hochzeit in Duisburg auf (10.30 Uhr)
- Experte warnt: „Bekommen wieder Zustände wie vor Weihnachten“ (07.22 Uhr)
NRW-Innenministerium feierte Beförderungspartys trotz Lockdown
17.42 Uhr: Trotz Corona-Pandemie hat es im nordrhein-westfälischen Innenministerium noch bis Januar 2021 Beförderungsfeiern als Präsenzveranstaltungen gegeben – darunter zwei größere. Am 23. November seien zunächst 26 Personen befördert worden, nach einstündiger Pause und „gründlicher Lüftung“ dann weitere 18 Personen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums auf dpa-Anfrage am Samstag. Zuvor hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet.
Neben den Beförderten seien bei dieser größeren Feier – aus Infektionsschutzgründen auf die zwei separaten Veranstaltungen aufgeteilt – auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) und Staatssekretär Jürgen Mathies sowie einige wenige weitere Personen anwesend gewesen. Die Feiern hätten „unter besonders strikten Corona-Schutzvorkehrungen“ und im größten Saal des Ministeriums stattgefunden, betonte der Sprecher. Es habe nach diesem Veranstaltungstag „gesichert keine positiven Fälle, keinerlei Infektionsgeschehen“ gegeben.
Drosten: „Wir sind am Anfang einer neuen Verbreitungswelle“
17.19 Uhr: Die nächste Corona-Welle hat nach Ansicht von Virologe Christian Drosten bereits begonnen. Mittlerweile ließe sich in vielen Ländern beobachten, wie schnell sich die neuen Virus-Mutationen verbreiten können, sagte der Experte von der Berliner Charité am Freitag in einem Podcast der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
„Deswegen muss man einfach an diese Daten glauben und auch an diese Modellierungen glauben, und deswegen sind wir jetzt nun mal am Anfang einer neuen Verbreitungswelle“, sagte Drosten. Der Virologe hatte sich nach Entdeckung der ersten Mutationen zunächst skeptisch geäußert, ob sie den Verlauf der Pandemie spürbar ändern werden.
Die Datenlage lasse nun aber keinen anderen Schluss zu, so Drosten. Die Geschwindigkeit der Impfstoffvergabe in Deutschland werde bis Mai auch nicht ausreichen, um die Verbreitung des Coronavirus in Deutschland spürbar einzudämmen, vermutet der Virologe. Wohl aber sollten positive Auswirkungen auf die Sterblichkeit zu erwarten sein, nachdem die besonders schutzbedürftigen Gruppen bald komplett geimpft sein sollten.
Drostens Charité-Kollege Leif-Erik Sander sprach sich ebenfalls im „F.A.Z.“-Podcast dafür aus, bei der Impfstoffvergabe notfalls auch schon Prioritätengruppen mit einzubeziehen, die jetzt eigentlich noch nicht dran wären. „Wenn es nach den jetzigen Mechanismen nicht schnell genug geht und die Impfstoffe dann liegen bleiben, muss man über andere Mechanismen nachdenken und vor allem auch mit dem Astrazeneca-Impfstoff sehr schnell vorankommen“, begründete Sander seine Überlegung.
Arzthelferin mit Mutante infiziert – hunderte Kontakte in Praxis
17.02 Uhr: Bei einer Arztpraxis-Mitarbeiterin in Düsseldorf, die mit bis zu 450 Personen Kontakt hatte, ist die hochansteckende Coronavirus-Mutante B.1.1.7 nachgewiesen worden. Das teilte die Stadt am Samstag mit. Die Nachverfolgung der Kontaktpersonen laufe auf Hochtouren. Die Angestellte soll den Angaben zufolge trotz Krankheitssymptomen weitergearbeitet haben. Die Arztpraxis wurde geschlossen.
Mitarbeiter im Gesundheitsamt versuchten derzeit, alle Kontaktpersonen, vor allem Patienten der Praxis, zeitnah telefonisch zu erreichen, hieß es bei der Stadt. Für alle Kontaktpersonen der Medizinischen Fachangestellten werde vorsorglich eine Quarantäne angeordnet. Das Ordnungsamt sowie die Kassenärztliche Vereinigung wurden informiert. Frühestens für Montag erwarte man eine Auswertung zu den Kontaktpersonen.
Die Virus-Mutation B.1.1.7 gilt als deutlich ansteckender und auch als gefährlicher als das ursprüngliche Virus. Düsseldorf lässt nach eigenen Angaben seit Anfang Februar alle positiven PCR-Proben aus dem städtischen Testzentrum und den mobilen Testdiensten der Stadt zusätzlich auf Mutationen untersuchen.
Hamburger Polizei kontrolliert verschärfte Maskenpflicht im Freien
16.21 Uhr: Polizisten haben die Einhaltung der am Samstag verschärften Maskenpflicht in Hamburg kontrolliert. Beamte sprachen beispielsweise am Elbstrand in Övelgönne Menschen an, die keine Masken trugen. Dort und auch rund um die Binnenalster war wegen der kühlen Witterung am Samstagmittag aber nur relativ wenig los. An der Alster trugen viele Menschen Mund-Nase-Bedeckungen.
Gleich mit mehreren Teams kontrollierte die Polizei in der Mönckebergstraße die Einhaltung der Maskenpflicht. In der Hansestadt müssen seit Samstag an öffentlichen Orten, an denen es eng werden kann, in festgelegten Zeiten Masken getragen werden. Das gilt insbesondere in den bei schönem Wetter gut besuchten Parks und Grünanlagen rund um Alster und Elbe. Dort herrscht an Wochenenden und feiertags zwischen 10.00 und 18.00 Uhr Maskenpflicht.
Nur ein einziger Corona-Fall: Neuseeländische Metropole Auckland wieder im Lockdown
15.30 Uhr: Nach der Meldung einer einzigen Corona-Neuinfektion in der neuseeländischen Stadt Auckland ist ein Lockdown von mindestens einer Woche verhängt worden. Das gab Premierministerin Jacinda Ardern am Samstag bekannt. Sie wisse wie frustrierend das sei, sagte Ardern.
Zurzeit sei unklar wie es zu der Ansteckung gekommen sei, sagte Ardern weiter. Die Gesundheitsbehörden seien dabei, eine Gen-Sequenzierung des nachgewiesenen Corona-Virus durchzuführen und Kontakte nachzuverfolgen. In Auckland gab es bereits am 14. Februar einen dreitägigen Lockdown, nachdem drei Corona-Neuinfektionen in einer Familie aufgetreten waren.
Ab Sonntagfrüh (Ortszeit) sind in der größten Stadt Neuseelands unter anderem Schwimmbäder, Museen, Kinos und Spielplätze geschlossen. Schulen bleiben weiterhin geöffnet, bieten jedoch nur Notbetreuung an. Zahlungen müssen ohne Bargeld erfolgen. Im Rest des Landes sind Versammlungen von mehr als 100 Menschen verboten.
Neuseeland gilt als Musterland in der Corona-Pandemie. In dem Land mit 4,8 Millionen Einwohnern wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bisher 2016 Infektionsfälle nachgewiesen, 26 Menschen sind nach einer bestätigten Corona-Infektion gestorben.
Italien verschärft Corona-Regeln – deutliche Lockerung auf Sardinien
14.48 Uhr: Italien will ab Montag die Corona-Beschränkungen in einigen Teilen des Landes verschärfen. Für die süditalienischen Regionen Basilikata und Molise gelten dann ein Lockdown, in der wirtschaftsstarken Lombardei sowie den Marchen und dem Piemont die mittel-strengen Regeln der Orangen Zone. Dazu unterzeichnete Gesundheitsminister Roberto Speranza eine Verordnung, wie sein Ministerium am Samstag in Rom mitteilte.
Dagegen könnte auf der Insel Sardinien etwas Normalität zurückkehren. Sie soll in die Weiße Zone fallen. Ursprünglich ist vorgesehen, dass dort alle Beschränkungen aus dem Corona-Dekret entfallen und stattdessen spezifische Regeln vereinbart werden. Dafür muss eine Region drei Wochen lang einen Inzidenzwert von unter 50 Fällen je 100.000 Einwohner erreichen. Über die Modalitäten wird mit der Regierung Sardiniens noch verhandelt. Es wäre das erste Mal, dass eine Region in diese Kategorie fällt.
Unterdessen warten die Menschen weiter auf das neue Corona-Dekret der Regierung unter Ex-EZB-Chef Mario Draghi, das ab dem 6. März für einen Monat gelten soll. Kulturminister Dario Franceschini hatte am Freitag eine mögliche Öffnung von Kinos und Theatern ab dem 27. März in Aussicht gestellt. Man habe den Experten des Gesundheitsministeriums dafür zusätzliche Sicherheitsregeln vorgestellt. Der Wille sei, so früh wie möglich wieder zu öffnen, weil die Kultur «der wahre Motor der Erholung» sei.
Dem wöchentlichen Bericht zur Corona-Lage zufolge stieg der landesweite Inzidenzwert zuletzt auf 145 Fälle je 100.000 Einwohner im untersuchten Zeitraum vom 15. bis 21. Februar. Der sogenannte R-Wert blieb weiter bei 0,99. Experte Giovanni Rezza sprach von Infektionsherden an Schulen und brachte Schließungen ins Spiel. Die Behörden verzeichneten bislang insgesamt mehr als 2,8 Millionen Corona-Infektionen und über 97.000 Tote mit dem Virus.
SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach sieht in der dritten Welle eine Gruppe besonders gefährdet
14.17 Uhr: Karl Lauterbach (SPD) hat auf dem Kurznachrichtendienst „Twitter“ eine Grafik geteilt, nach der der Inzidenz-Wert weltweit um 10 Prozent ansteigt. Der Gesundheitsexperte kommentiert: „Dritte Welle wird ganz Europa erfassen, nur Ausmaß unklar.“ Dabei sieht er eine Gruppe besonders gefährdet.
Die gute Nachricht sei dabei, dass die Generation über 80 wegen der Corona-Impfungen bald vor dem Virus geschützt sei. Die schlechte wiederum, dass es bei der zu erwartenden dritten Welle 50 bis 80 Jährige besonders hart treffen werde: „Bei Tod oder schwerem Verlauf verlieren sie pro Person viele Lebensjahr.“ Jüngere Menschen müssten schwere Langzeitfolgen fürchten.
Großbritannien nimmt Abschied von Pandemie-Helden „Captain Tom“
14.16 Uhr: Die Briten haben sich in einer emotionalen Zeremonie von ihrem Pandemie-Helden Tom Moore („Captain Tom“) verabschiedet. Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus waren nur acht Familienmitglieder bei der Trauerfeier mit militärischen Ehren im ostenglischen Bedford dabei. Die BBC übertrug das Ereignis aber live im Fernsehen. Tausende Menschen brachten zudem ihre Anteilnahme in einem Online-Kondolenzbuch zum Ausdruck.
Der Anfang Februar im Alter von 100 Jahren nach einer Coronavirus-Infektion gestorbene Weltkriegsveteran hatte im vergangenen Jahr umgerechnet knapp 37 Millionen Euro an Spenden für den in der Pandemie unter Druck geratenen Gesundheitsdienst NHS gesammelt. Er war dafür 100 Runden mit seinem Rollator durch seinen Hinterhof spaziert. Beinahe über Nacht avancierte er zum nationalen Helden. Queen Elizabeth II. schlug ihn im vergangenen Sommer zum Ritter.
Bei der Trauerfeier am Samstag wurde der in eine Union-Jack-Fahne gehüllte Sarg von sechs Soldaten in die Aussegnungshalle des Krematoriums in Bedford getragen. Gleichzeitig wurden Salutschüsse abgefeuert. Ein Militärflugzeug aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs donnerte über das Gelände.
Zum Abschluss der Zeremonie verabschiedete ein Trompeter Moore mit dem militärischen Signal „Last Post“. Seine Asche soll in einem Familiengrab in der nordostenglischen Grafschaft Yorkshire beigesetzt werden.
Bericht: Strenge Einreiseregeln für Corona-Mutationsgebiete sollen länger gelten
12.34 Uhr: Die strengen Einreiseregeln für Gebiete mit einer starken Verbreitung hoch ansteckender Coronavirus-Varianten sollen einem Bericht zufolge verlängert werden. Ein Referentenentwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium sehe eine Fristverlängerung um zwei Wochen bis zum 17. März vor, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe am Samstag online. „Mit einem deutlich verringerten Eintrag von Virusvarianten sollen weitere Infektionen möglichst verhindert werden“, heißt es demnach in dem Papier.
Die Einreisevorschriften beinhalten im Wesentlichen ein Beförderungsverbot. Wenn ein Land als Mutationsgebiet eingestuft ist, dürfen Ausländer ohne Wohnsitz in Deutschland in der Regel nicht mehr in die Bundesrepublik befördert werden.
Als sogenannte Virusvariantengebiete sind unter anderem Großbritannien, Südafrika und Brasilien eingestuft, aber auch das Nachbarland Tschechien und das an Bayern angrenzende österreichische Bundesland Tirol.
An den Grenzen zu Tirol und Tschechien gibt es derzeit verschärfte Grenzkontrollen. Wie die Funke-Zeitungen am Samstag weiter berichteten, soll das Corona-Kabinett der Bundesregierung am Montag darüber beraten, inwieweit diese Kontrollen fortgesetzt werden.
Eine Neuinfektionen in Neuseeland – Lockdown
12.26 Uhr: Nach dem Auftreten eines neuen Corona-Infektionsfalls in Auckland hat Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern einen erneuten Lockdown für die Millionen-Metropole angeordnet. Die neuen Beschränkungen hätten ab Sonntag Gültigkeit und blieben für mindestens eine Woche in Kraft, sagte Ardern am Samstag. In dieser Zeit dürfen die Bewohner Aucklands ihre Wohnungen nur verlassen, um dringende Einkäufe zu erledigen oder zur Arbeit zu gehen.
Schulen sowie alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte bleiben während des Lockdowns geschlossen. Die Ein- und Ausreise aus der 1,7-Millionen-Einwohner-Stadt wird eingeschränkt. Für den Rest des Landes gelten Einschränkungen der zweiten Stufe. Dazu zählen etwa Kontaktbeschränkungen.
In Auckland hatte es erst vor knapp zwei Wochen einen dreitägigen Lockdown gegeben. An diesem Samstag sei erneut ein Corona-Infektionsfall nachgewiesen worden, der in keinem Zusammenhang mit anderen bekannten Ansteckungsfällen der vergangenen zwei Wochen stehe, sagte Ardern. Die einzige Verbindung zwischen dem neuen Infektionsfall und anderen Fällen sei eine Schule im Süden von Auckland.
Zum zweiten Mal in einer Woche: Polizei löst Hochzeit in Duisburg auf
10.30 Uhr: In Duisburg haben die Behörden zum zweiten Mal innerhalb sechs Tagen eine Hochzeitsfeier in Marxloh beendet. 43 Erwachsene und 14 Kinder sollen miteinander gefeiert haben, wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ) berichtet. Die Anwesenden feierten nach Angaben eines Polizeisprechers „mit Musik und Buffet, aber ohne Einhalten der Abstandsregeln und teilweise ohne Mund-/Nasenschutz“.
Ein Polizeisprecher berichtet der WAZ weiter: „Das Ordnungsamt verhängte Bußgelder beziehungsweise Sicherheitsleistungen gegen alle erwachsenen Teilnehmer unter anderem wegen der Teilnahme an der durch die Coronaschutzverordnung untersagten Feier.“ Nachdem die Personalien aufgenommen worden seien, habe das Ordnungsamt die Hochzeitsfeier aufgelöst.
Wochenend-Lockdown in Nizza und Dunkerque wegen Corona-Lage
09.11 Uhr: Seit diesem Wochenende gilt in besonders heftig von der Corona-Epidemie betroffenen Regionen in Frankreich ein Teil-Lockdown. Dieser betrifft die südfranzösische Metropole Nizza samt Küstenregion und die nordfranzösische Stadt Dunkerque (Dünkirchen). Der Lockdown gilt nur am Wochenende – die Menschen dürfen dann nur noch mit triftigem Grund vor die Tür. Läden, ausgenommen Supermärkte oder Apotheken, haben geschlossen.
Zu den triftigen Gründen zählen Sport oder spazieren gehen im Umkreis von fünf Kilometern zur eigenen Wohnung oder einkaufen. Wer seine Wohnung verlässt, muss ein entsprechendes Formular mit sich führen. In Nizza hat Bürgermeister Christian Estrosi auch Teile der berühmten Flaniermeile Promenade des Anglais und die Strände gesperrt.
Ab 18.00 Uhr gilt dann in diesen Regionen wie auch im gesamten Rest des Landes eine Ausgangssperre. Dann schließen alle Läden, Sport oder Spaziergänge sind untersagt. Dieses sogenannte Couvre-feu gilt in Frankreich schon seit einigen Wochen – Ausnahmen gelten etwa für den Arbeitsweg oder Gassigehen. Auch dies muss mit einem ausgefüllten Formular belegt werden.
Premierminister Jean Castex hatte am Donnerstag in 20 Départements eine erhöhte Corona-Warnstufe ausgerufen – hier sollen die örtlichen Behörden über verschärfte Maßnahmen nachdenken. Zu den betroffenen Regionen zählt auch die Stadt Paris. Deren Vize-Bürgermeister brachte zunächst einen kurzen strengen Lockdown ins Spiel mit Aussicht, danach wieder Restaurants oder Kulturstädten öffnen zu können. Nach heftiger Kritik ruderte die Stadt aber schnell zurück. Sie will an diesem Wochenende mit Gesundheitsbehörden und Präfektur über mögliche Maßnahmen beraten.
Aktuelle RKI-Zahlen: 598 Neuinfektionen mehr als vor einer Woche, aber weniger Tote
08.01 Uhr: Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 9762 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 369 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Samstag hervor. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 9164 Neuinfektionen und 490 neue Todesfälle verzeichnet.
Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Samstagmorgen bundesweit bei 63,8 – und damit etwas höher als am Vortag (62,6).
Die Zahl der neuen Ansteckungen in Deutschland war im Januar und Februar über Wochen deutlich zurückgegangen. Zuletzt stagnierte sie allerdings, was auch an der Verbreitung ansteckenderer Varianten liegen könnte. Vor vier Wochen, am 30. Januar, hatte die Inzidenz noch bei 90,9 gelegen. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden.
Der Höchststand von 1244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33 777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden – er enthielt jedoch 3500 Nachmeldungen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.434.446 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 243 200 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 69.888.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Freitagabend bei 1,08 (Vortag 1,05). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 108 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.
Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 05.14 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich.
Experte warnt: „Bekommen wieder Zustände wie vor Weihnachten“
07.22 Uhr: Die dritte Welle der Corona-Pandemie wird nach Berechnungen des Saarbrücker Pharmazie-Professors Thorsten Lehr ähnlich stark ausfallen wie die zweite. „Ich gehe schon davon aus, dass wir wieder so Zustände wie vor Weihnachten bekommen werden“, sagte der Experte für Corona-Prognosen der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Er rechnete damit, dass in der erste Aprilhälfte wieder Sieben-Tage-Inzidenzen um 200 erreicht werden könnten.
Zwei Entwicklungen seien für den erneuten Anstieg der Corona-Zahlen verantwortlich.
- Zum einen sei die britische Mutante, die wohl um die 35 Prozent ansteckender sei, in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. „Sie wird auch hier die Oberhand gewinnen und weiter ansteigen bis in den 90-plus-Bereich“, sagte Lehr nach Analyse der jüngsten Zahlen des „Covid-Simulators“ an der Universität des Saarlandes.
- Zum anderen sehe er seit Mitte Februar wieder mehr Kontakte, die zu höheren Zahlen geführt hätten. „Ich befürchte, das hat ein bisschen was mit einer Lockdown-Müdigkeit zu tun. Und auch vielleicht mit einem Wiederanlaufen des normalen Lebens in gewissen Bereichen.“
Nun stehen Öffnungen bevor – wie die der Friseure und anderer Betriebe ab dem 1. März oder weiterer Schritte ab dem 8. März. „Auch wenn die Lockerungen moderat sind, werden sie sich auswirken.“ Lehr geht davon aus, dass es nach dem 7. März rund 20 Prozent mehr Kontakte gebe. „Und dann werden wir sehen, dass die Kombination aus Lockerungen mit der Mutante, die dann voll da ist, zu einem relativ starken Anstieg führt.“ Ohne jeglichen Lockerungsschritt würde Anfang April die 100er-Inzidenz erreicht. Die vor ein paar Wochen noch angestrebte Inzidenz von 35 sei inzwischen in weite Ferne gerückt.
Die Wirkung der Impfungen sei momentan noch kaum zu sehen. Das liege daran, dass über 95 Prozent noch nicht geimpft seien. Effekte sehe man erst, wenn man 30 Prozent der Bevölkerung geimpft habe. „Bei einem optimistischen Szenario würde ich erwarten, dass wir das vielleicht im Juni geschafft haben.“
Den Anstieg der Zahlen ausbremsen könnte man möglicherweise über mehr Tests. „Über gezielte Schnelltests, die großflächig eingesetzt werden, um infektiöse Mitbürger aus dem Verkehr zu ziehen“, sagte Lehr. Er habe aber Zweifel, „dass die Umsetzung rechtzeitig passiert. Also rechtzeitig für eine Lockerung.“ Und Öffnungsschritte kämen höchstwahrscheinlich: „Weil die Gesellschaft drängt.“
Der Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes hat mit seinem Forscherteam einen „Covid-Simulator“ entwickelt, der das Infektionsgeschehen in Deutschland berechnet und Prognosen liefert: für ganz Deutschland, die einzelnen Bundesländer bis hin auf Landkreisebene.
Helge Braun: Selbst- und Schnelltests ebnen Weg für „eine Menge Öffnungsperspektiven“
21.33 Uhr: Corona-Schnelltests und Selbsttests spielen Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) zufolge bei der Bekämpfung der Pandemie und dem weiteren Vorgehen eine wichtige Rolle. Der Aufbau von Kapazitäten und die Durchführung von Tests sei in der nächsten Zeit das „zentrale Instrument“, sagte er am Freitagabend beim digitalen Jahresempfang der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Wiesbaden. „Wir werden in Zukunft alle wesentlich häufiger getestet werden.“ Wenn man auf diese Weise schaffe, die Infektionszahlen gut zu stabilisieren, „dann haben wir eine Menge Öffnungsperspektiven“.
Angesichts der als ansteckender geltenden Virusmutationen müsse man auf dem Weg aus dem Lockdown sehr vorsichtig vorgehen, damit die Zahlen nicht wieder nach oben schnellen, betonte Braun. Es gehe darum, in „kleinen, vorsichtigen Schritten“ etwas zu ermöglichen. Das Schlimmste wäre: „Wir machen auf, stellen fest, es klappt nicht und dann sind die Zahlen wieder hoch und machen wieder relativ streng zu.“