Greifswalder Professor fordert neuen Corona-Indikator

1. März 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 01.03.2021 05:11 Uhr

Der Chef-Hygieniker am Uniklinikum Greifswald, Prof. Dr. Nils-Olaf Hübner, hat einen neuen Maßstab zum Umgang mit der Corona-Pandemie gefordert.

Da sich die Situation geändert hat, könne der Inzidenzwert nicht mehr allein der Maßstab sein, um durch die Corona-Pandemie zu steuern. Das sagte der Chef-Hygieniker am Uniklinikum Greifswald, Prof. Dr. Nils-Olaf Hübner, im Gespräch mit dem NDR Nordmagazin. Er forderte einen neuen Indikator. Der Inzidenwert gibt an, wie viele neue Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner es in einer Region in den vorangegangenen sieben Tagen gab. Der Wert sei bislang ein gutes Maß dafür gewesen, um den Verlauf der Pandemie abzuschätzen, so Hübner. Aber die Situation habe sich verändert. Einerseits seien immer mehr Menschen geimpft, andererseits sei nicht klar, wie verbreitet und wie gefährlich die neuen Mutanten des Virus seien.

„Konsequenz statt Inzidenz“

Deshalb ist laut Hübner ein Indikator notwendig, in dem sich zum Beispiel auch widerspiegelt, wie viele Menschen geimpft sind, wie schwer die Corona-Erkrankungen sind und in welchen Altersgruppen sie vor allem vorkommen. Es gehe „nicht um Inzidenz, sondern um Konsequenz“, sagte Hübner. Und die Konsequenz müsse sein, möglichst schwere Erkrankungen, Todesfälle und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Hübner betonte indes, dass aus einem neuen Indikator nicht gefolgert werden kann, dass Lockerungen der Corona-Regeln einfacher werden.

Auch Schwesig wirbt für neue Maßstäbe

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) will sich nach eigenen Angaben am Mittwoch bei den nächsten Beratungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dafür einsetzten, dass bundesweit andere Indikatoren bei der Bewertung der Corona-Lage herangezogen werden, zum Beispiel die Krankenhausauslastung, der Impffortschritt und eine Schnellteststrategie. Auf Landesebene sei man dabei, eine neue Bewertung mit diesen Kriterien zu erarbeiten. Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) nannte im Interview mit NDR 1 Radio MV unter anderem als weiteres Kriterium die Zahl der Infektions-Clusterbildungen – also ob viele Infektionen in einem Betrieb oder in einer Einrichtung vorliegen.