Hausärzte, CSU und Gastronomie sauer wegen Schnelltest-Strategie: „Das geht so nicht“

7. März 2021 Aus Von mvp-web

Top-News zu Corona in Deutschland vom 7. März

  • Durch Fehler in Verordnung: Kosmetik- oder Tattoo-Studios dürfen in einem Bundesland öffnen (17.20 Uhr)
  • Studie gestartet: Großbritannien infiziert Freiwillige mit Corona (14.51 Uhr)
  • Hunderte Menschen versammelt – Polizei räumt Frankfurter Park (12.59 Uhr)
  • Hausärzte-Verband kritisiert wirre Schnellteststrategie: „Das geht so nicht“ (7.23 Uhr)
  • RKI-Zahlen am Sonntag: 8103 Corona-Neuinfektionen, 96 Todesfälle (7.00 Uhr)

Durch Fehler in Verordnung: Kosmetik- oder Tattoo-Studios dürfen in einem Bundesland öffnen

17.20 Uhr: Die niedersächsische Landesregierung muss noch vor Inkrafttreten der neuen Corona-Verordnung einen Fehler in den Regelungen korrigieren. Auch in Hochinzidenzkommunen mit mehr als 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche könnten sogenannte körpernahe Dienstleistungen wie etwa von Kosmetik- oder Tattoo-Studios wieder angeboten werden, teilte die Staatskanzlei am Sonntag mit. Sofern bei der jeweiligen Dienstleistung ein durchgehendes Tragen einer medizinischen Maske nicht möglich sei, müsse zuvor ein Test gemacht werden. Zuvor hatte die „Neue Deister-Zeitung“ darüber berichtet.

Auch die neuen Regelungen zu Fahr- und Flugschulen griffen unabhängig von der Inzidenz, Buchhandlungen und die Büchereien könnten in Hochinzidenzkommunen öffnen, Anprobetermine seien möglich, teilte die Staatskanzlei mit. Zunächst setzte die Verordnung dagegen für die sogenannten Hochinzidenzkommunen einen Paragrafen aus der alten Verordnung wieder in Kraft, der Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo-Studios und ähnliche Betriebe schloss, berichtete die Zeitung.

Corona-Fälle auf Meyer-Kreuzfahrtschiff – Arbeiter sitzen fest

17.01 Uhr: Zwei auf dem neugebauten Kreuzfahrtschiff „Odyssey of the Seas“ tätige Arbeiter sind mit dem Coronavirus infiziert. Der Luxusliner muss vorerst in Bremerhaven bleiben. Das sagte ein Werftsprecher am Samstag. Weitere Informationen waren am Sonntag zunächst nicht zu bekommen. Nach Anordnung des Hafenärztlichen Dienstes dürfen mehrere Hundert Arbeiter, die noch für die Endausrüstung an Bord sind, das Schiff vorerst nicht verlassen. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

Nach Angaben der Meyer-Werft wurden die Fälle am Mittwoch bekannt und am Donnerstag mit PCR-Tests bestätigt. Ob die Infizierten zwischenzeitlich von Bord gebracht wurden, war dem Sprecher zufolge nicht bekannt. Die Mannschaft werde täglich getestet, über das weitere Vorgehen werde noch mit den Behörden beraten.

Ein Sprecher der Bremer Senatorin für Gesundheit teilte auf Anfrage mit, dass es aktuell keine weiteren laborbestätigten Fälle auf dem Schiff gebe. Wegen Verdachtsfällen und Kontaktpersonen an Bord ermittele der Hafenärztliche Dienst dennoch. Deshalb sei noch keine Freigabe für das Schiff erteilt worden.

Die „Odyssey of the Seas“ war vor einer Woche über die Ems in Richtung Nordsee überführt worden.

Studie gestartet: Großbritannien infiziert Freiwillige mit Corona

14.51 Uhr: In Großbritannien sind die ersten Freiwilligen im Zuge einer Studie mit Corona infiziert worden. Die sogenannten Human-Challenge-Analysen hätten am Samstag begonnen, bestätigte das britische Gesundheitsministerium der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Nach früheren Angaben der britischen Regierung handelt es sich um die erste Studie weltweit, bei der Menschen gezielt mit Sars-CoV-2 infiziert werden.

„Das Human-Challenge-Programm wird die Entwicklung von Impfstoffen und Behandlungen gegen Covid-19 verbessern und beschleunigen“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. „Die erste Gruppe von Freiwilligen hat nun am Royal Free Hospital in London mit der Virus-Charakterisierungs-Studie begonnen.“ Die Probanden würden „in einer sicheren und kontrollierten Umgebung dem Virus ausgesetzt, rund um die Uhr überwacht von Medizinern und Wissenschaftlern“, hieß es.

Human Challenge Trials, bei denen gesunde Menschen einem Erreger ausgesetzt werden, kamen in der Vergangenheit zum Beispiel bei der Entwicklung von Grippe- oder Malaria-Impfstoffen zum Einsatz. Allerdings wurde den Probanden dabei – anders als nun bei der britischen Studie – zunächst ein potenzieller Wirkstoff verabreicht.

Bei dem britischen Projekt wurden junge, gesunde Menschen ausgewählt, die ein vergleichsweise geringes Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken. Sie sollen zunächst die geringste mögliche Dosis an Viren zugeführt bekommen, die für eine Infektion notwendig ist. Bis zu 90 Freiwillige könnten dabei gezielt infiziert werden. Mit der anfänglichen Charakterisierungs-Studie wollen die Forscher auch herausfinden, wie das Immunsystem auf das Virus reagiert und wie Infizierte Viruspartikel in die Umgebung abgeben.

In Deutschland gelten Human-Challenge-Studien als unwahrscheinlich. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) lehnt sie als unethisch ab. Zudem gibt es medizinische Vorbehalte: „Challenge-Studien zeigen vielleicht ein verfälschtes Bild, da Erkenntnisse, die nur mit jungen, gesunden Menschen gewonnen wurden, möglicherweise nicht auf Ältere und chronisch Kranke übertragbar sind“, betont der Verband. Künstlich herbeigeführte Ansteckungen entsprächen nicht den echten Infektionen im Alltag.

Hunderte Menschen versammelt – Polizei räumt Frankfurter Park

12.59 Uhr: Mehrere Hundert Menschen haben sich laut Polizei bei gutem Wetter in einem Park in Frankfurt versammelt und dabei die Corona-Regeln missachtet. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, beendete die Polizei im Laufe des Samstags mehrere Versammlungen und räumte schließlich den Hafenpark im Frankfurter Ostend.

Zunächst hätten sich am Nachmittag rund 50 Menschen zu einem sogenannten Flashmob versammelt. Bei dem organisierten Tanz trugen laut Polizei nicht alle eine Maske, zudem seien viele Zuschauer angelockt worden. Die Veranstaltung sei daraufhin beendet worden. Zudem hätten sich viele Menschen auf den Sportplätzen aufgehalten und sich dabei nicht an die Corona-Verordnungen gehalten. Die Stadtpolizei habe ein Betretungsverbot für die Plätze ausgesprochen.

Am Abend seien dann immer mehr Menschen in den Hafenpark geströmt, hätten Musik gehört und Alkohol getrunken. Hinweise, dass es sich um eine organisierte Veranstaltung handelte, gebe es keine.

Polizei löst Party in Saarbrücken auf

07.41 Uhr: Die Polizei in Saarbrücken hat eine größere Party in einem Mehrparteienhaus mit 35 Menschen beendet. Wie die Polizei mitteilte, feierten zahlreiche Menschen in der Nacht zu Sonntag ohne Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygieneregeln einen Geburtstag in den Kellerräumlichkeiten des Hauses. Die Partygäste trugen keine Mund-Nasen-Bedeckungen, einige machten den Beamten gegenüber falsche Angaben über ihre Meldeadressen. Eine Person habe versucht, eine gänzlich falsche Identität anzugeben.

Es seien sogar Gäste aus Hessen angereist, um bei den Feierlichkeiten dabei zu sein, teilte die Polizei weiter mit. Dem durch die Einsatzkräfte ausgesprochenen Platzverweis seien die feierfreudigen Gäste teilweise nur widerwillig nachgekommen. Die Polizei habe gegen alle Beteiligten ein Verfahren wegen Verstößen gegen die Verordnung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eingeleitet.

Hausärzte-Verband kritisiert Schnellteststrategie: „Das geht so nicht“

7.05 Uhr: Der ab Montag geltende Anspruch jeden Bürgers auf einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche wird laut Hausärzteverband nicht umzusetzen sein. ­Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des ­Hausärzteverbandes, warnte in „Bild am Sonntag“: „Was wir nicht anbieten können, ist ein Tag der offenen Tür für alle, die sich mal eben spontan testen lassen wollen.“

Weigeldt kritisierte die Politik scharf für eine völlig ungenügende Planung: „Wir wissen nicht einmal ansatzweise, wann diese Schnelltests in welchem Umfang von wem geordert und zu wem geliefert werden sollen. Das geht so nicht!“

CSU-Generalsekretär Markus Blume legte mit Kritik an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nach, sagte in „Bild am Sonntag“: „Man kann nicht die Verantwortung beim Testen auf die Länder schieben und sich selbst für komplett unzuständig erklären.“

Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten wollen Öffnungen bei Restaurants vor allem mit Schnell- und Selbsttests ermöglichen. Dass künftig die Wirte ihren Gästen einen Corona-Test anbieten müssen, lehnt der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ab. Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges sagte „Bild am Sonntag“: „Nicht jeder Gastronom kann sich ein eigenes Testzelt vor den Eingang stellen, das ist gerade für ­kleinere Betriebe schlicht nicht leistbar.“

RKI-Zahlen am Sonntag: 8103 Corona-Neuinfektionen, 96 Todesfälle

Sonntag, 7. März, 7.00 Uhr: Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 8103 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 96 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Sonntag hervor. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 03.11 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich.

Am Sonntag sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 7890 Neuinfektionen und 157 neue Todesfälle verzeichnet.

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Sonntagmorgen bundesweit bei 66,1 – und damit im Vergleich zum Vortag (65,6) etwas höher.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2 500 182 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 304 300 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 71 900.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Samstag bei 1,06 (Vortag 1,04). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 106 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.