Hansa Rostock träumt vom Aufstieg und hofft auf Fan-Rückkehr
7. März 2021Hansa Rostock bleibt nach dem glücklichen 2:1-Erfolg gegen Kaiserslautern auf Aufstiegskurs. Möglicherweise war es das vorerst letzte Geister-Heimspiel der Mecklenburger. Rostocks Bürgermeister Claus Ruhe Madsen will am 20. März gegen Halle 3.000 Fans zulassen.
Ein musikalischer Klassiker erklang aus den Lautsprechern des Ostseestadions, nachdem der FC Hansa Rostock am Sonnabendnachmittag Kaiserslautern bezwungen hatte. „Oh, wie ist das schön, oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen…“, hallte es durchs weite Rund, während sich die Mecklenburger „Mentalitätsmonster“ freudetrunken in den Armen lagen. Wie schon in den Spielen in den Vorwochen bei Viktoria Köln (2:1) und gegen den SC Verl (3:2) hatten die Hansestädter einen Rückstand in einen Erfolg umgewandelt.
Diesmal gelang der lucky Punch gar erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit, was für unendlich viel Adrenalin-Ausstoß bei den Gastgebern sorgte. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, sehr, sehr geil“, sagte Siegtorschütze Damian Roßbach, dessen erste „Bude“ im Hansa-Trikot die Rostocker zumindest vorübergehend auf Tabellenplatz zwei brachte.
Härtel mahnt: „Wir müssen uns steigern“
Die Kogge steuert im neunten Drittliga-Jahr den Zielhafen Zweite Bundesliga an. Gegen die abstiegsbedrohten Pfälzer geriet sie allerdings in schwere See, wie Steuermann Jens Härtel offen zugab: „So ist das im Fußball. Wenn du unten stehst, nutzt du die Situationen nicht. Und wenn du oben stehst, gelingt dir manchmal hinten raus so ein Sieg. Wir nehmen das gerne mit, wissen aber, dass wir uns steigern müssen.“ Damit fasste der Rostocker Trainer die Partie perfekt zusammen. Denn während Kaiserlautern Chancenwucher betrieb, überzeugte Hansa durch hoffe Effizienz vor dem Tor.
Alles eine Frage des Glücks? Vielleicht auch. Aber gewiss nicht ausschließlich. Vielmehr sind die Mecklenburger nach dem personellen Umbauarbeiten der vergangenen Jahren ein „verschworener Haufen“ (Roßbach) mit ganz viel Mentalität und hoher fußballerischer Qualität.
Rotation geht fast nach hinten los
Kritiker dieser These werden nun einwenden, dass der Hansa-Auftritt gegen die „Roten Teufel“ alles andere als ein Hochglanz-Produkt war. Richtig. Doch das hatte seine Gründe. Zum einen präsentierten sich die Pfälzer nicht ansatzweise wie ein Abstiegskandidat, den man mal eben im Vorbeigehen bezwingt. Zum anderen hatte Härtel die Rotationsmaschine angeworfen. Der Coach nahm im Vergleich zur Nachholpartie am vergangenen Mittwoch beim VfB Lübeck (0:1) gleich acht Veränderungen in der Startelf vor. Die fußballerisch etwas ruckelige Vorstellung inklusive einiger Abstimmungprobleme war auch dieser Personalrochade geschuldet.
In die Kategorie „Aktionismus“ fielen die vielen Wechsel aber nicht, wie Härtel dem NDR erklärte: „Es geht darum, die Belastung zu verteilen. Deswegen gab es heute ein paar Wechsel mehr.“ Und möglich war der Austausch beinahe der gesamten Anfangsformation auch nur, weil das Leistungsgefälle im Aufgebot nicht sonderlich hoch ist. „Es ist ganz wichtig, dass wir eine gute Breite und Qualität in der Mannschaft haben“, sagte Verteidiger Roßbach.
Torjäger Verhoek der nächste Verletzte
Das sorgsame Haushalten mit den körperlichen Ressourcen der Spieler könnte für Härtel und Hansa im Drittliga-Finish noch zum Trumpf werden. Denn nur wenige andere Teams haben einen ähnlich stark besetzten Kader wie die Rostocker, die aktuell sogar die verletzungsbedingten Ausfälle von Max Reinthaler, Nils Butzen, Luca Horn und Maurice Litka kompensieren können. Gegen Kaiserslautern verletzte sich nun auch noch Hansas Toptorschütze John Verhoek. „Er hat einen dicken Klumpfuß“, berichtete Härtel. Verhoek musste in der Nachspielzeit ausgewechselt werden, nachdem er seinem Teamkameraden Jan Löhmannsröben auf den Fuß getreten und umgeknickt war.
Marien nährt Hoffnung auf Rückkehr von Zuschauern
Das Lazarett des Tabellenzweiten füllt sich also weiter. Und vielleicht ja sehr bald auch das Ostseestadion wieder. Denn Hansa könnte der erste deutsche Club sein, der wieder vor Zuschauern auflaufen darf. „Die Kommunikation läuft heiß. Wir sind jetzt bemüht, was in den Zeitungen steht, mit Inhalt zu füllen. Wenn man 3.000 Leuten die Tore aufmacht, muss das ja auch funktionieren“, erklärte Vorstandschef Robert Marien dem NDR. Der Clubboss nahm damit Stellung zur Idee von Rostocks Oberbürgermeister Madsen, im Heimspiel gegen den Halleschen FC am 20. März 3.000 Fans Zutritt in die Arena zu gewähren.
„Ich möchte 3.000 Menschen ins Stadion bringen, ich möchte sehen: Was für eine Infrastruktur brauche ich, um 3.000 Menschen einen Schnelltest zu verpassen“, sagte der parteilose 48-Jährige.
„An Fußball ohne Fans will man sich nicht gewöhnen“
Sollte Hansa von der Politik grünes Licht für eine Teilzulassung von Zuschauern bekommen, würde der Club die Tickets zunächst den Dauerkartenbesitzern mit Soli-Ticket zur Verfügung stellen. Ein erster Schritt in Richtung Normalität wäre getan. Denn: „An Fußball ohne Fans will man sich nicht gewöhnen“, erklärte Hansa-Boss Marien: „Wir arbeiten daran, dass die Fans so schnell wie möglich zurückkehren.“