Corona: Mit der Luca-App schneller aus dem Lockdown?

Corona: Mit der Luca-App schneller aus dem Lockdown?

8. März 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 08.03.2021 09:15 Uhr

Nach vielen Wochen Corona-Lockdown ist der Wunsch nach Lockerungen groß. Auch Gastronomen und Künstler hoffen, bald wieder loslegen zu können. Helfen könnte dabei eine App namens Luca, hinter der unter anderem auch die Rapper der Fantastischen Vier stehen.

Die Idee hinter Luca: den Aufwand zur Kontaktnachverfolgung beispielsweise nach Restaurant-, Hotel- oder Konzertbesuchen für alle Seiten einfacher zu machen. Die App soll die bisherige Zettelwirtschaft ablösen – die nicht zuletzt wegen unleserlicher oder ausgedachter Kontaktadressen für die Gesundheitsämter meist wenig hilfreich war.

Künftig könnten Gastronomen, Einzelhändler oder Konzertveranstalter ihre Besucher mit einem sogenannten QR-Code in Empfang nehmen, den diese mit der App auf ihrem Handy scannen können. Nun sind die Besucher eingecheckt – und im Fall einer Infektion können ihre Daten direkt und verschlüsselt an die kooperierenden Gesundheitsämter übermittelt werden – nur die können die Daten auslesen.

Auch andere Entwickler wie Vida, shapefruit.de oder darfichrein.de bieten einen ähnlichen Service an, der aber mit Kosten für die Anbieter verbunden ist. Zudem befürchten Experten, dass zu viele unterschiedliche Apps die Akzeptanz der digitalen Tools erschweren könnten.

Touristiker hoffen auf sicheren Saisonstart

Eingesetzt wird die Luca-App schon vielerorts in Norddeutschland, beispielsweise auf den nordfriesischen Inseln Amrum, Sylt und Föhr, wo sich die Verantwortlichen einen Weg hin zu einem sicheren Tourismus erhoffen. Die Inseln haben dabei ganz klar den Saisonstart zu Ostern im Blick: „Die Pandemie ist dann zwar noch nicht vorbei, aber mit Luca sind wir bestens aufgestellt“, sagt Jochen Gemeinhardt, Geschäftsführer der Föhr Tourismus GmbH. Gäste und Insulaner könnten sich sicher fühlen und Betreiber von Restaurants oder Unterkünften brauchen keine Papierhaufen mit Kontaktdaten mehr zu verwalten. Auch die Unternehmensverbände vor Ort appellierten an ihre Mitglieder, beim Luca-Projekt mitzumachen.

Auf Sylt setzen bereits 200 Betriebe die Luca-App ein, als Nächstes sollen beispielsweise auch Arztpraxen, Fitnessstudios, Friseursalons, aber auch Schulen und Kitas mit dem System vertraut gemacht werden.

Doch Patrick Hennig, CEO der Start-Up-Firma neXenio und einer der Köpfe hinter der App, betont, dass es nicht nur darum geht, Gastronomie und Events wieder möglich zu machen. Die Luca-App kann und soll in allen Bereichen des gesellschaftlichen Zusammenlebens helfen – im öffentlichen Nahverkehr, in Pflegeheimen, bei Versammlungen oder einfach im Büro kann die App eingesetzt werden, um Kontakte sicher und einfach zu verfolgen. „Wir wollen so auch den Blick zurück möglich machen. Wir können mit Luca Cluster identifizieren und Leute warnen lassen, dass sie möglicherweise Kontakt mit einem Infizierten hatten.“

Sänger Smudo brachte sich aktiv ein bei der Entwicklung der Luca-App.

Die Luca-App ist ausdrücklich nicht als Konkurrenz zur Warn-App des Bundes geplant. „Das sind zwei ganz verschiedene Dinge“, betont Fanta-4-Rapper Smudo, der sich mit seiner Band seit Dezember 2020 bei der Entwicklung des Systems mit einbringt. Die Warn-App sei eine Art passives Risiko-Radar, Luca erleichtere hingegen die Arbeit der Gesundheitsämter.

Positives Feedback der Gesundheitsämter

Hennig berichtet im Gespräch mit NDR.de von viel positivem Feedback der Gesundheitsämter, die bereits mit der App vernetzt sind: „Die sind superhappy!“ Datensätze, die sonst mühsam und zeitaufwendig per Hand eingegeben werden mussten, könnten nun per Knopfdruck von der App in die Software der Gesundheitsämter übertragen werden.

Auch wenn die Vernetzung vielerorts schon funktioniert, sind andere Städte noch in der Prüfphase. Zwar bewertet der Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich, Apps zur Kontaktnachverfolgung wie Luca positiv. Zugleich weist er jedoch darauf hin, dass erst noch geklärt werden müsse, wie die Gesundheitsämter über Schnittstellen ohne großen Aufwand auf diese Daten zugreifen können. Da gebe es „sehr unterschiedliche Voraussetzungen“.

Früh mit Datenschützern zusammengearbeitet

Patrick Hennig erwartet nicht, dass Datenschützer Luca Steine in den Weg legen.

Die Luca-Macher versprechen höchste Datensicherheit, weil die dezentral gespeicherten Nutzerdaten nur von den Gesundheitsämtern, nicht aber von den Gastgebern, der App oder Dritten ausgelesen werden können. „Wir haben frühzeitig die Datenschützer mit ins Boot geholt – es hilft ja niemandem etwas, wenn wir erst etwas entwickeln, das von den Datenschützern so nicht abgenickt wird.“ Die App könne nur dann beim Weg aus dem Lockdown helfen, wenn alle Beteiligten die App auch gut finden, alle bereit seien, diese auch zu benutzen. „Daher finden wir es wichtig, dass Luca positiv besetzt ist. Es sollen für Betreiber und Gäste keine Kosten entstehen, niemand muss Angst um seine Daten haben.“

Auf Nachfrage von NDR.de begrüßte die Hamburger Datenschutzbehörde generell die Entwicklung solcher Apps. Der Umstieg auf eine digitale Lösung in der Kontaktnachverfolgung sei als „datenschutzfreundlicher“ einzustufen. „Eine gut gemachte App ist besser als die bisherige Zettelwirtschaft“, heißt es aus der Behörde. Die Konferenz der unabhängigen Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder (DSK) habe dazu nun eine Task Force auf den Weg gebracht, die sich mit der Thematik näher beschäftigen wird.

Lockerungen erst in Rostock – dann bundesweit?

Hennig weiß zudem vom großen Interesse seitens der Politik, mit der Luca-App einen Weg aus dem Lockdown zu finden. So sei man in Gesprächen mit allen Landesregierungen im Norden, habe bereits mehrere Kooperationen mit einzelnen Städten wie Schwerin, Kiel oder St. Peter-Ording auf den Weg gebracht.

Auch Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen setzt auf die App, um seine Pläne, Rostock zur bundesweiten Modellstadt für Lockerungen zu entwickeln. Gemeinsam mit den Verbänden würden immer mehr Betriebe in der Anwendung der Luca-App geschult. „Die Saloninhaber sind sehr begeistert sind über diese Möglichkeit der Datenerfassung“, hieß es beispielsweise von der Friseur-Innung Rostock-Bad Doberan. Auch innerhalb der Stadtverwaltung wird die App künftig angewendet, zudem sollen sich die kommunalen Unternehmen an dem Projekt beteiligen.