Impfgipfel in MV: Weniger Reserven für Zweitimpfung

14. März 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 14.03.2021 06:37 Uhr

Eine Online-Plattform zur Terminvereinbarung, eine Extra-Hotline für über 80-Jährige, mehr Erstimpfungen und Vorbereitungen für die Einbindung von Hausarztpraxen in die Impfkampagne. Das sind Ergebnisse des siebenstündigen Impfgipfels in Schwerin am Samstagabend. Das Hauptproblem bleibt der fehlende Impfstoff.

Die Landesregierung, Kommunalpolitiker und Vertreter der Ärtzteschaft haben am Sonnabend darüber beraten, wie die Durchführung der Corona-Schutzimpfungen in Mecklenburg-Vorpommern verbessert werden kann. Um mehr Menschen gegen das Coronavirus impfen zu können, sollen im Nordosten die zurückgehaltenen Dosen für die Zweitimpfung deutlich reduziert und die Intervalle bis zur zweiten Impfung auf den maximal möglichen Zeitraum ausgedehnt werden. Dadurch soll etwa ein Viertel mehr Impfstoff für Erstimpfungen zur Verfügung stehen, wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in der Nacht zum Sonntag erklärte.

Infektionsschutz für Hausarztpraxen mit AstraZeneca-Impfstoff

Zudem sollen alle impfwilligen Haus- und Ambulanzärzte vom 22. März an insgesamt 15.000 Impfdosen des Herstellers AstraZeneca erhalten. Damit werde sichergestellt, dass bis zu dem für Mitte April geplanten allgemeinen Impfstart in den Arztpraxen Infektionsschutz besteht. “Wir wollen, dass in dem Moment, wo der Bund die Impfdosen für die Ärzte freigibt, unsere Ärzte selbst geimpft sind mit ihrem Praxispersonal. Und wenn dort Dosen übrig sind, dann können die Ärzte schon ihre schwersten Fälle impfen”, so die Ministerpräsidentin. Seit Wochen läuft dazu bereits ein Modellprojekt im Landkreis Nordwestmecklenburg. Schwesig bedauerte, dass die etwa 1.700 Haus- und Fachärzte in MV Land nicht schon früher neben den Impfzentren flächendeckend in die Massenimpfung einbezogen werden können. “Wir haben das Grundproblem, dass wir viel zu wenig Impfstoff haben für die vielen Personen, die wir allein in den Prioritätengruppen eins und zwei haben.” Schwesig erneuerte ihre Kritik an der EU. “Wir baden jetzt das aus, was die Europäische Union beim Impfen falsch gemacht hat. Sie hat zu spät und zu wenig Impfstoff bestellt.”

56.000 Anrufe bei der Impfhotline an einem Tag

Zuletzt waren vermehrt kritische Stimmen nicht nur zu dem nachlassenden Impftempo in Mecklenburg-Vorpommern laut geworden, sondern auch zur schlechten Erreichbarkeit der Impfhotline, die die Impftermine vergibt. Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) kündigte an, die Zahl der Mitarbeiter im Call-Center bereits von Montag an auf 300 zu verdoppeln. Davon erhoffe man sich eine Entlastung der Hotline. Laut Glawe hatte es dort an einem einzigen Tag knapp 56.000 Anrufe gegeben und damit mehr als im ganzen Februar, nachdem auch chronisch Kranke, Lehrer und Erzieher in die Vorrang-Impfungen einbezogen worden waren. Zusätzliche Entspannung soll eine Online-Plattform zur Terminvereinbarung bringen, die bis Ostern an den Start gehen soll. Für die zu Hause lebenden über 80-Jährigen werde eigens eine Hotline geschaltet, um Wartezeiten zu vermeiden, so Glawe. Lehrer und Erzieher würden künftig direkt von den Impfzentren über Impftermine informiert.

Falsch gelagerter Impfstoff wird freigegeben

Nach Angaben Glawes können nun auch die 12.000 Impfdosen des Herstellers AstraZeneca eingesetzt werden, die beim Transport zu kühl gelagert und deshalb vorsorglich zurückgestellt worden waren. Prüfungen hätten ergeben, dass die Wirksamkeit dadurch nicht beeinträchtigt wurde. Im März stehen in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt insgesamt rund 175.000 Impfdosen der Hersteller Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca zur Verfügung, wie Glawe erklärte. Zunächst hatte Glawe von 190.000 Impfdosen im März gesprochen. Die Lieferung von AstraZeneca sei jedoch geringer aus als zunächst angekündigt ausgefallen.

Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGuS) wurden im Nordosten bislang rund 110.000 Menschen mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Rund 57.000 von ihnen haben auch die zweite Spritze erhalten, das sind gut 3,5 Prozent der Bevölkerung.