Intensivärzte schlagen Alarm und fordern sofortige Rückkehr zum Lockdown

15. März 2021 Aus Von mvp-web

Top-News zu Corona in Deutschland vom 15. März

  • Schnellteststationen in der Innenstadt: Tübingen geht in die Öffnungs-Offensive (20.01 Uhr)
  • Behörde schließt erneut Düsseldorfer Restaurant – Gäste flüchten (20.12 Uhr)
  • Osnabrück reißt 100er-Marke und macht dicht – Infizierte sind im Schnitt 33 Jahre alt (19.55 Uhr)
  • Merkel warnt vor „neuen Enttäuschungen“ in der Corona-Politik (19.09 Uhr)
  • Auch Lauterbach fordert sofortige Rücknahme der Corona-Lockerungen (10.49 Uhr)
  • Intensivärzte plädieren für sofortige Rückkehr in Lockdown (10.20 Uhr)
  • RKI-Zahlen am Montag: 6604 Corona-Neuinfektionen und 47 Todesfälle – Inzidenz klettert auf über 80 (6.45 Uhr)

 

Behörde schließt erneut Düsseldorfer Restaurant – Gäste flüchten

20.12 Uhr: Nur einen Tag nach der Schließung eines Restaurants in Düsseldorf sind der Inhaber und eine Kellnerin bei der Kontrolle durch das Ordnungsamt erneut erwischt worden. Laut Mitteilung der Stadt von Montag saßen bei der Nachkontrolle am Freitag sechs Gäste an einem Tisch, obwohl im Corona-Lockdown niemand bewirtet werden darf. Die Gäste flüchteten über einen Hinterausgang und versteckten sich zeitweise mit Weinflaschen und Gläsern in einem Holzverschlag. Der Betrieb wurde erneut geschlossen, die Notausgänge im Innenhof und die Eingangstür wurden versiegelt. Schon am Donnerstag war das Restaurant im Stadtteil Oberkassel aufgefallen: Gäste saßen dort ohne Mund-Nasen-Schutz und ließen sich bewirten.

Schnellteststationen in der Innenstadt: Tübingen geht in die Öffnungs-Offensive

20.01 Uhr: Trotz landesweit hoher Corona-Zahlen will das Land Baden-Württemberg mit der Stadt Tübingen dort ab diesem Dienstag Öffnungsschritte testen. Bei dem Modellprojekt „Öffnen mit Sicherheit“ sollen nach Angaben vom Montag Erfahrungen gesammelt werden, welche Möglichkeiten es durch den intensiven Einsatz von Schnelltests gibt, ohne dass die Infektionen deutlich ansteigen.

Für Einzelhandelsgeschäfte, die bis zum 8. März geschlossen waren, für Friseursalons und bei körpernahen Dienstleistungen wird ein tagesaktueller Schnelltest nach Angaben des Staatsministeriums zur Pflicht. „Außengastronomie und Kulturbetriebe sowie Kinos werden zusätzlich geöffnet, jedoch ebenfalls nur für Personen, die ein tagesaktuelles negatives Schnelltestergebnis vorweisen können sowie unter Einhaltung weiterer Hygieneauflagen.“ In der Innenstadt würden Schnellteststationen eingerichtet, an denen nach kostenlosen Tests personalisierte Zertifikate ausgestellt werden. Die Universität Tübingen begleite das Projekt wissenschaftlich, um konkrete Handlungsempfehlungen für andere Regionen und das Land abzuleiten.

„Das sind genau die innovativen Ideen, die wir in der Pandemie dringend brauchen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). „Wir erhoffen uns von dem Projekt, dass wir damit einen Weg finden, den Menschen etwas mehr Normalität zu ermöglichen.“ Den Branchen, die besonders vom Lockdown betroffen sind, sollten neue Perspektiven eröffnet werden – ohne Abstriche bei der Sicherheit.

Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne), der mit eigenen Wegen in der Corona-Pandemie schon mehrfach bundesweit Aufsehen erregt hatte, geht sogar noch einen Schritt weiter: „Im besten Fall senken wir die Infektionszahlen durch die massive Ausweitung des Testens“, sagte er.

Osnabrück reißt 100er-Marke und macht dicht – Infizierte sind im Schnitt 33 Jahre alt

19.55 Uhr: Nach dem Überschreiten des 100er Inzidenzwertes hat die Stadt Osnabrück von Mittwoch an Schließungen im Einzelhandel, von Kultureinrichtungen und des Zoos verfügt. Gleichzeitig forderte Katharina Pötter, Leiterin des Corona-Krisenstabes, das Land auf, den Einzelhandel unter Anwendung einer Teststrategie wieder öffnen zu dürfen.

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus steige in der Stadt seit Wochen beständig, gleichzeitig sinke das Durchschnittsalter der Infizierten, hieß es in einer Pressemitteilung am Montag. Lag es in der Stadt am 15. Januar bei 42 Jahren, ist ein Infizierter nun durchschnittlich nur noch 33 Jahre alt. Außerdem geben mehr als zwei Drittel der Infizierten an, dass sie wissen, bei welcher Kontaktperson sie sich höchstwahrscheinlich angesteckt haben.

„All das deutet darauf hin, dass sich viele Menschen im privaten Umfeld infizieren, nicht jedoch im Einzelhandel, der ja bis Anfang vergangener Woche geschlossen war“, sagte Pötter. „Eine Schließung des Einzelhandels konnte diese Ansteckungen also nicht verhindern.“ Menschen mit einem tagesaktuellen negativen Schnelltest könnten die Geschäfte betreten, schlägt sie vor. Auf diese Weise könnte der Einzelhandel öffnen, ohne Gefahr zu laufen, zu einem Pandemie-Treiber zu werden. Darüber hinaus sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass viele Menschen in den Landkreis fahren, um dort einzukaufen, solange der Einzelhandel in der Stadt Osnabrück geschlossen ist.

Merkel warnt vor „neuen Enttäuschungen“ in der Corona-Politik

19.09 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel warnt vor falschen Erwartungen an die Beteiligung der Hausärzte bei der Corona-Impfkampagne. Der Beschluss bei ihren Beratungen mit den Ministerpräsidenten an diesem Mittwochabend müsse maximale Flexibilität bringen, dürfe aber keine „neuen Enttäuschungen“ produzieren, sagte Merkel am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von Teilnehmern in Online-Beratungen des CDU-Vorstands. Sie hoffe auf Einigkeit mit den Ländern bei den Beratungen. Jeder solle bis zur Bundestagswahl im September ein Impfangebot erhalten.

Merkel und die Ministerpräsidenten wollen am Mittwochabend den Fahrplan für die Einbeziehung der Hausarztpraxen in der Impfkampagne festlegen. Dies ist für Anfang oder Mitte April angepeilt. Ziel sei es, „schnellstmöglich in einer Kombination von Impfzentren und Hausärzten den Impfstoff an die Bürger zu bringen“, hatte Regierungssprecher Steffen Seibert vergangene Woche gesagt. Dafür muss aber genug Impfstoff da sein, wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) deutlich gemacht hatte.

Reiseforscher: „Mit Mallorca laufen wir Gefahr, ein zweites Ischgl zu produzieren“

17.37 Uhr: Reiseforscher Jürgen Schmude, Professor Professor für Tourismuswirtschaft und Nachhaltigkeit an der Universität München, ist besorgt: „Grundsätzlich ist dieser Ansturm eine Katastrophe. Wir haben gesehen, was bei Reise-Großereignissen passieren kann – Stichwort Ischgl“, sagte der Wissenschaftler dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Er habe große Sorge, dass der Mallorca-Ansturm ein erneutes Ansteigen der Fallzahlen verursachen werde. „Wir laufen Gefahr, ein zweites Ischgl zu produzieren mit Mallorca“, sagte Schmude. „Es würde mich nicht wundern, wenn die Insel in drei Wochen wieder in einen harten Lockdown muss“, so Schmude.

Hotels und Airlines hätten zwar umfassende Hygienekonzepte umgesetzt. Aber: „Wir wissen, dass sich Menschen im Urlaub anders als im Alltag verhalten. Generell versucht man, Probleme im Urlaub auszublenden. Und aktuell wollen diese Leute ja ganz bewusst raus aus der Corona-Situation in Deutschland.“

3 Monate nach Start der Impfkampagne: Eine der größten Kliniken Israels schließt letzte Covid-Station

14.52 Uhr: Knapp drei Monate nach Beginn der massiven Impfkampagne in Israel hat das große Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv am Montag seine letzte Corona-Station geschlossen. Zum Höhepunkt der Pandemie seien es noch sechs Corona-Stationen gewesen, teilte die Klinik mit. Die 18 verbleibenden Corona-Patienten, alle nicht vollständig geimpft, sollten nun abgesondert in den regulären Intensivstationen untergebracht werden. Es sei ein „bewegender Tag“.

Nach Medienberichten wurden auch im bekannten Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv zwei Corona-Stationen geschlossen. Die Zahl der Schwerkranken war zuletzt stetig gesunken. Sie lag am Montag bei 627. Bei der letzten Corona-Welle war sie noch etwa doppelt so hoch gewesen.

In dem kleinen Mittelmeerstaat mit rund neun Millionen Einwohnern hatte am 19. Dezember eine Impfkampagne begonnen, die zu den erfolgreichsten weltweit gehört. In den vergangenen Wochen gingen die Zahlen der Schwerkranken und der Neuinfektionen deutlich zurück. Eine Erstimpfung erhielten in Israel bislang etwa 5,2 Millionen Menschen, davon bekamen auch mehr als 4,2 Millionen die zweite Dosis. Mehr als 786 000 Israelis gelten nach einer Corona-Erkrankung als genesen.

Weitere Lockerungen in Thüringen trotz steigender Inzidenz

14.10 Uhr: Trotz steigender Infektionszahlen ist in Thüringen wieder Kosmetik und Fußpflege erlaubt. Nach der seit Montag im Freistaat geltenden neuen Verordnung dürfen nun auch erneut diese körpernahen Dienstleistungen angeboten werden. Die Friseursalons haben bereits seit Anfang März geöffnet. Jetzt ziehen Solarien, Buchläden, Bibliotheken und Kinderschuhgeschäfte nach.

Es gelten jedoch strenge Auflagen. So ist die Anzahl der Kunden im Verhältnis zur Verkaufsfläche begrenzt. Dort, wo das Tragen einer Maske nicht möglich ist – wie bei der Gesichtskosmetik – muss ein negativer Corona-Test vorgelegt werden. Die jetzige Verordnung gilt bis Ende März. In Thüringen war am Montag die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen auf rund 168 gestiegen (Vortag: 161,6).

Auch Lauterbach fordert sofortige Rücknahme der Corona-Lockerungen

10.49 Uhr: Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat angesichts stark steigender Corona-Infektionszahlen einen Einschnitt bei den Corona-Lockerungen gefordert. „Alle Lockerungen sollten so schnell wie möglich ausgesetzt werden“, sagte der Politiker der „Berliner  Zeitung“ am Sonntag. Vor allem Schulen sollten nach Meinung Lauerbachs so schnell wie möglich wieder schließen.

Er sei für einen Schulstopp, weil die Virusmutationen sich insbesondere bei den Jüngeren rasant ausbreiten würden, sagte Lauterbach. „Ich appelliere an die Länder, alle Schulen bis Ostern wieder zu schließen, auch die Grundschulen.“

Auch setzte er sich für das „absolut strikte Umsetzen der Notbremse“ ein. Wer jetzt lockere, „nimmt viele schwere und tödliche Verläufe in Kauf, besonders bei den 50-80 Jährigen“, so der SPD-Politiker. Er rechne damit, dass wir trotz bestehender Lockdown-Regelungen Anfang April bundesweit wieder die 100er-Marke der Sieben-Tage-Inzidenz reißen werden, sagte er der „Rheinischen Post“. Es dürfe keine lokalen Ausnahmen bei der Notbremse geben.

Intensivärzte plädieren für sofortige Rückkehr in Lockdown

10.20 Uhr: Angesichts steigender Corona-Zahlen fordern Deutschlands Intensivärzte eine sofortige Rückkehr in den Lockdown. „Von den Daten, die wir jetzt haben und sehen und mit dem Durchsetzen der britischen Mutante würden wir sehr stark dafür plädieren, jetzt sofort wieder in einen Lockdown zu gehen, um einfach eine starke dritte Welle zu verhindern“, sagte der wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, am Montag im rbb-Sender Radioeins. DIVI ist die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.

Karagiannidis sagte, er hoffe sehr, dass die Länder die beschlossene Notbremse eines Inzidenzwerts von 100 durchsetzen. Bund und Länder hatten eine Rückkehr in den Lockdown vereinbart, wenn in einer Region die Zahl der Neuinfektionen wieder die Marke von 100 pro 100 000 Einwohnern in 7 Tagen erreicht. „Ansonsten würden wir jetzt noch einmal 5000, 6000 Patienten auf der Intensivstation sehen“, sagte Karagiannidis. „Man sieht sehr deutlich, dass wir sehr schnell jetzt wieder in steigende Intensivzahlen geraten werden, sofern wir dem Virus jetzt die Möglichkeit dazu geben.“ Derzeit sind rund 2800 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung.

„Wir gewinnen auch nicht viel, wenn wir jetzt die nächsten ein, zwei Wochen offen lassen, weil wir ganz schnell auf einem hohen Niveau ankommen und es auf dem hohen Niveau doppelt so schwierig sein wird, von den Zahlen wieder herunter zu kommen“, sagte Karagiannidis. Wichtig sei es, nun die über 50- und über 60-Jährigen schnell zu impfen. Dann würden auch weniger Menschen mit Covid-19 schwer krank.

Die Belastung für das Personal auf den Intensivstationen sei bis heute ohne Unterbrechung sehr hoch und steige nun wieder weiter. Es gelte, sich in den Sommer zu retten, sagte Karagiannidis, der selbst Arzt an einer Kölner Lungenklinik ist. Positiv sei es, wenn umfangreich auf Corona getestet werde. So könnten wahrscheinlich rund 50 bis 60 Prozent der Infektionsfälle entdeckt werden.

RKI-Zahlen am Montag: 6604 Corona-Neuinfektionen und 47 Todesfälle – Inzidenz klettert auf über 80

6.45 Uhr: Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 6604 Corona-Neuinfektionen gemeldet – und damit 1593 mehr als vor genau einer Woche. Außerdem lag die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) am Montagmorgen bundesweit bei 82,9 und damit deutlich höher als am Vortag (79). Das geht aus Zahlen des RKI vom Montag hervor. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 06.30 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich.

Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 47 weitere Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 5011 Neuinfektionen und 34 neue Todesfälle verzeichnet.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.575.849 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2.365.100 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 73.418.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntagabend bei 1,19 (Vortag ebenfalls 1,19). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 119 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.

Lehrerverband spricht sich gegen erneute Schließung der Schulen aus

Montag, 15. März 2021, 4.40 Uhr: Der Deutsche Lehrerverband hat trotz steigender Corona-Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen vor erneuten Schulschließungen gewarnt. „Wenn wir nicht wollen, dass die überwiegende Mehrzahl der Schulen wieder auf Distanzunterricht umsteigen muss, weil dort die 100-er Inzidenzgrenze überschritten wird, müssen wir jetzt sofort die Impfungen von Lehrkräften an allen Schularten vorziehen, alle Schülerinnen und Schüler mindestens zweimal wöchentlich testen“, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger.

Es sei zu überlegen, ob diese regelmäßigen Schnell- oder Selbsttests wie in Österreich praktiziert und in Sachsen geplant als verbindliche Voraussetzung für den Besuch des Präsenzunterrichts festgeschrieben werden sollten, sagte Meidinger. Außerdem sollten alle schlecht belüftbaren Unterrichtsräume mit Raumluftfilteranlagen ausgestattet werden, forderte Meidinger. Überdies brauche es eine Maskenpflicht für alle Schüler auch während des Unterrichts.