Impfrekord: 738.501 Dosen an einem Tag
15. April 2021Coronavirus-Pandemie ++ Dresden verbietet Corona-Demo der AfD
Stand: 15.04.2021 17:23 Uhr
Nach dem Verbot von Corona-Protesten der Initiative „Querdenken“ hat die Stadt Dresden auch eine Kundgebung der AfD am Samstag untersagt. Beim Saarland-Modell könnte bald die Notbremse gezogen werden. Alle Entwicklungen im Live Blog.
- Baden-Württemberg zieht Notbremse am Montag
- Laschet gegen Alleingänge bei Sputnik V
- Dresden untersagt auch Corona-Protest der AfD
- Ampel im Saarland-Modell könnte bald auf Rot gehen
- Iran kauft 60 Millionen Dosen Sputnik V
- RKI meldet 29.426 Neuinfektionen
Iran kauft 60 Millionen Dosen Sputnik V
Der Iran kauft von Russland 60 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs Sputnik V. Die amtliche iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete unter Berufung auf den Botschafter des Landes in Russland, Kasem Dschalali, der Vertrag sei unterschrieben. Damit stehe genügend Impfstoff zur Verfügung, um 30 Millionen Menschen zu impfen. Die Impfdosen sollen bis Ende des Jahres im Iran eintreffen. Dort haben sich bisher mehr als zwei Millionen Menschen mit dem Virus infiziert, fast 65.700 starben daran.
Der Iran entwickelt auch einen eigenen Impfstoff, der im Dezember in die Erprobungsphase an Menschen ging und im Frühjahr ausgeliefert werden soll. Auch ein gemeinsamer Impfstoff mit Kuba ist in Planung.
Indien: Mutationen treiben Corona-Welle an
Der starke Anstieg der Corona-Neuinfektionen in Indien geht Experten zufolge auf Virus-Mutationen zurück. Diese seien viel ansteckender, sagen Epidemiologen und Ärzte. Mediziner am All India Institute of Medical Sciences in Neu-Delhi stellten fest, dass ein Patient jetzt bis zu neun von zehn Kontaktpersonen ansteckt, verglichen mit bis zu vier Personen im vergangenen Jahr. Im nordindischen Bundesstaat Punjab, der zuletzt eine der höchsten Todesraten des Landes hatte, wurde in 81 Prozent der Covid-Proben die hochansteckende britische Variante nachgewiesen. „Dieses Virus ist infektiöser und virulenter“, sagte Dhiren Gupta, Leitender Oberarzt am Sir Ganga Ram Hospital in Neu-Delhi.
EMA startet mit Prüfung von Corona-Medikament
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat die Prüfung von Studiendaten für einen möglichen Einsatz eines Covid-19-Antikörpermedikaments des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline eingeläutet. Ziel sei es, EU-weite Empfehlungen für nationale Behörden bereitzustellen, die auf dieser Grundlage über eine frühzeitige Anwendung des Mittels entscheiden könnten, teilte die EMA mit. Noch ist das Mittel VIR-7831 in der EU nicht zugelassen. In den USA hatte Glaxo bereits im März mit seinem Partner Vir Biotechnology einen Antrag auf Notfallzulassung gestellt. Die beiden Unternehmen hatten im vergangenen Monat Studiendaten veröffentlicht, wonach das Medikament das Risiko von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen bei Covid-Patienten um 85 Prozent senke.
Griechenland erlaubt Einreise geimpfter Touristen
Geimpfte Touristen können von kommender Woche an wieder Urlaub in Griechenland machen. Die Maßnahme ist Teil eines Pilotprojekts, um Bürgern und Bürgerinnen aus mehreren Ländern die Einreise zu ermöglichen, teilte die Regierung mit. Eine solche Möglichkeit mit einem Impfnachweis haben derzeit nur Besucher aus Israel. Mit der Maßnahme können Reisende zudem eine einwöchige Quarantäne umgehen, wie sie derzeit noch gilt. Das Pilotprojekt richte sich an „Besucher, die entweder mit einem Impf-Zertifikat oder nach einem PCR-Test kommen“, sagte eine Regierungssprecherin. Offen ist das Angebot demnach für „europäische und einige andere Länder“. Weitere Details nannte die Regierung zunächst nicht.
Krankenhäuser fahren Regelversorgung zurück
Viele Krankenhäuser fahren ihre Regelversorgung zurück, um Platz für weitere Covid-19-Patienten zu schaffen. „Das ist unbedingt notwendig, um auf die Zunahme der Covid-Patienten vorbereitet zu sein», sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, der „Rheinischen Post“. „Die Covid-Patienten von heute sind die Neuinfizierten von vor zwei bis drei Wochen“, sagte Gaß. Wie auch die Intensivmediziner fordern die Krankenhäuser daher schnelles und konsequentes politisches Handeln. Man müsse damit rechnen, dass „die Zahl der Covid-Patienten den Höchststand der zweiten Welle bald erreichen wird.“ Eine Notbremse, die ab 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und sieben Tagen gelten soll, ist aus Sicht der Krankenhausgesellschaft schon seit Wochen überfällig.
Türkei: Ärzte protestierten gegen Pandemie-Politik
In der Millionenmetropole Istanbul und der türkischen Hauptstadt Ankara haben Beschäftigte im Gesundheitswesen gegen die Pandemie-Politik der Regierung protestiert. Dabei kam es am im Istanbuler Stadtteil Fatih auch zu Gerangel mit der Polizei, wie auf Videoaufnahmen zu sehen war. Die Demonstranten hielten Transparente hoch mit der Aufschrift: „Stoppt die Tode“. Bei einer Presseerklärung forderten die Demonstranten unter anderem einen harten Lockdown und Transparenz von der Regierung. Der Chef der Istanbuler Apothekerkammer, Zafer Cenap Sarialioglu, sagte, er sehe kein Licht am Ende des Tunnels. Es stünden schwere Zeiten bevor.
Beschäftigte des Gesundheitswesens protestieren in Ankara gegen die türkische Corona-Politik. Sie fordern: „Stoppt die Tode“. Zuletzt war die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen auf mehr als 60.000 Fälle an einem Tag gestiegen. Zudem wurden weitere 279 Todesfälle binnen 24 Stunden gemeldet.
Estland und Litauen setzen Vakzin von Johnson & Johnson vorerst nicht ein
Estland wird den Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson vorerst nicht einsetzen. Die gelieferten Dosen des Präparats bleiben eingelagert, bis das Gutachten der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA über mögliche Thrombosen vorliege, teilte das für Gesundheit zuständige Sozialministerium mit. Die Entscheidung sei auf Empfehlung des nationalen Sachverständigenausschuss für Immunoprophylaxe getroffen worden.
Auch Litauen wird vorerst keine Corona-Impfungen mit dem Mittel von Johnson & Johnson veabreichen. „Wir haben die Bitte des Herstellers erhalten, den Impfstoff vorerst im Lager zu behalten“, sagte Gesundheitsminister Arunas Dulkys in Vilnius. Estland hat bisher 2400 Dosen und Litauen 4800 Dosen des Mittels geliefert bekommen.
Steigendes Interesse an CureVac-Impfstoff
Das Tübinger Biotechunternehmen CureVac sieht zunehmendes Interesse an seinem noch nicht zugelassenen Corona-Impfstoff. „In den vergangen Tagen verzeichnen wir vermehrt Anfragen unterschiedlichster Art“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Es gebe Gespräche mit verschieden Seiten, etwa Regierungen oder internationale Organisationen. Mit wem genau geredet wird, blieb aber offen. CureVac erklärte zudem, bei dem Projekt im Zeitplan zu liegen. Daten zur Wirksamkeit des Impfstoffs würden unverändert noch in diesem Quartal erwartet. Der Antrag für eine bedingte Marktzulassung bei der Europäischen Union werde ebenfalls im zweiten Jahresviertel angestrebt.
Zahl der Intensiv-Patienten verharrt bei 4653
Die Zahl der Corona-Intensivpatienten verharrt auf hohem Niveau. Das DIVI-Register meldete wie am Vortag 4653.
Tagesrekord bei Impfungen in Deutschland
In Deutschland wurden gestern 738.501 Impfdosen verabreicht – ein Tagesrekord. Das melden das Robert Koch-Institut und das Bundesgesundheitsministerium. Damit seien nun 5.276.028 Personen vollständig geimpft, was 6,3 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Insgesamt haben 14.773.908 Personen mindestens eine Dosis erhalten. Am weitesten ist der Fortschritt in Bremen. Dort erhielten bereits 20 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Erstimpfung.
Karliczek dämpft Hoffnungen auf „Wunderpille“
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat Hoffnungen auf schnelle Erfolge bei der Medikamentenforschung zur Behandlung von Covid-19 erneut gedämpft. Aus vielen Gesprächen mit Forschern sei immer wieder deutlich geworden, dass man keine Wunder erwarten dürfe, sagte die CDU-Politikerin.
BSI befürchtet mehr Cyber-Attacken
Wegen der vermehrten Homeoffice-Arbeit in der Corona-Pandemie wächst laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Gefahr von Cyber-Attacken. Das Angebot von Homeoffice-Arbeitsplätzen habe sich mehr als verdoppelt, teilt das BSI zu einer Umfrage unter 1000 Unternehmen und Betrieben mit.
Mehr als 50 Prozent der Unternehmen investierten aber weniger als zehn Prozent der IT-Ausgaben in Cyber-Sicherheit. Je kleiner die Firma, desto schwerwiegender seien jedoch die Folgen. „Für Kleinst- und Kleinunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden hat eine von vier Cyberattacken existenzbedrohende Folgen“, warnt das BSI.
Litauen will sich um AstraZeneca-Dosen aus Dänemark bemühen
Nach dem Verzicht Dänemarks auf den Corona-Impfstoff von AstraZeneca will sich Litauen um die übrigbleibenden Dosen bemühen. „Wenn Dänemark erwägen würde, diese Mengen zu teilen, wären wir wirklich glücklich, zu denen zu gehören, die sie übernehmen würden“, sagte Regierungschefin Ingrida Simonyte. Das baltische EU-Land habe bereits sein Interesse in Kopenhagen signalisiert. Unklar ist allerdings, ob ein solcher Handel nach den EU-Beschaffungsregeln überhaupt möglich ist.
Dänemark hatte als erstes EU-Land am Mittwoch angekündigt, vollständig auf den Corona-Impfstoff von AstraZeneca zu verzichten. Begründet wurde der Schritt mit sehr seltenen Fällen ungewöhnlicher Blutgerinnsel, Blutungen und niedriger Blutplättchenzahlen.
STIKO warnt vor Aufhebung der Impf-Priorisierung
Die Ständige Impfkommission (STIKO) warnt vor einer Aufhebung der Impf-Priorisierung. Es müssten mit den begrenzten Impfstoffmengen weiter möglichst Menschen mit hohem Risiko vor einem schweren Covid-19-Verlauf geschützt werden, etwa Vorerkrankte, sagt STIKO-Chef Thomas Mertens der „Rheinischen Post“.
Damit schütze man auch die Intensivstationen. Durch Impfungen könne die aktuelle dritte Welle aber nicht wesentlich beeinflusst werden. „Dazu hätte man viel früher viel mehr Impfstoff haben müssen.“
Sachsen-Anhalt impft Wahlhelfer vorrangig
Ehrenamtliche Wahlhelfer bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt können vorrangig gegen Corona geimpft werden. Darauf haben sich Landeswahlleiterin Christa Dieckmann und das zuständige Sozialministerium verständigt. „Der Schutz der Personen, die als Wahlhelfer dieses wichtige Ehrenamt für unsere Demokratie ausüben, hat Priorität“, erklärte Dieckmann. Insgesamt würden in Sachsen-Anhalt zur Landtagswahl am 6. Juni mehr als 20.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer benötigt.
„Wir werden rechtzeitig vor der Landtagswahl mit den Impfungen beginnen können und damit einen Beitrag zum Infektionsschutz in den Wahllokalen leisten“, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD).
Forscher suchen Spuren von Corona-Mutanten in Abwasser
Forscher in Hessen haben ein wissenschaftliches Projekt gestartet, um Spuren von Corona-Mutanten im Abwasser zu untersuchen. Damit sollten ihre Verbreitungswege nachverfolgt werden, teilte die Technische Universität (TU) Darmstadt am Donnerstag mit. Bei dem Projekt sollen die Mutanten durch genetische Tests, einer sogenannten Genomanalyse, identifiziert werden.
Forschern war es in der Vergangenheit bereits gelungen, das Coronavirus im Abwasser nachzuweisen. Nun soll das Abwasser als Quelle für genomische Informationen der Mutanten zur Verfolgung des Infektionsgeschehens genutzt werden. Dies gelte insbesondere für die Erforschung der Verbreitungswege der britischen Mutation B.1.1.7., die sich in Deutschland zur vorherrschenden Variante entwickelte.
Wirtschaft könnte Vorkrisenniveau 2022 erreichen
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) rechnet damit, dass die deutsche Wirtschaft 2022 ihr Vorkrisenniveau wieder erreicht. Sie sei in einer robusten Verfassung, insbesondere die Industrie komme gut durch die Krise.
Hertha-Trainer Dardai und Stürmer Lukebakio positiv getestet
Hertha-Trainer Pal Dardai, sein Assistent Admir Hamzagic und Stürmer Dodi Lukebakio sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Alle drei seien symptomfrei, teilte der Berliner Fußball-Bundesligist mit. Da sich Co-Trainer Andreas Neuendorf als Kontaktperson ersten Grades ebenfalls in Quarantäne befinde, werde das Team von Sportdirektor Arne Friedrich auf das nächste Spiel am Sonntag in Mainz vorbereitet.
Wirtschaftsforscher senken Wachstumsprognose ab
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft angesichts der weiter andauernden Corona-Krise deutlich nach unten korrigiert. In ihrem Frühjahrsgutachten prognostizierten sie einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 3,7 Prozent im laufenden Jahr und um 3,9 Prozent im Jahr 2022. Im Herbst waren sie für 2021 noch von einem BIP-Wachstum von 4,7 Prozent ausgegangen.
Nobelpreisträger fordern Aussetzung des Patentschutzes
Mehrere Nobelpreisträger und frühere Staatschefs haben zur vorübergehenden Aussetzung des Patentrechts bei Corona-Impfstoffen aufgerufen. Eine solche Maßnahme sei „ein entscheidender und notwendiger Schritt zur Beendigung der Pandemie“, hieß es in einem offenen Brief an US-Präsident Joe Biden. Zu den 170 Unterzeichnern gehören neben den Nobelpreisträgern Muhammad Yunus, Joseph Stiglitz und Françoise Barré-Sinoussi auch Frankreichs Ex-Präsident François Hollande, der frühere britische Premierminister Gordon Brown sowie der ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow.
Montgomery kritisiert Inzidenz als Auslöser für Notbremse
Der Vorsitzende des Weltärztebundes hat sich angesichts der dritten Corona-Welle für eine Bundes-Notbremse ausgesprochen – eine Inzidenz von 100 als Auslöser aber kritisiert. „Wir brauchen einen Mix aus Werten», sagte Frank Ulrich Montgomery im Deutschlandfunk. „Wir brauchen eine Berücksichtigung der Inzidenz, die sagt uns, wo wir gerade stehen. Eine Berücksichtigung des R-Wertes, der sagt uns, wohin wir gerade gehen, und wir brauchen aber auch die Belegung der Intensivstationen“.
Scholz nennt Nachtragshaushalt „mutigen Schritt“
Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat den geplanten Nachtragshaushalt mit einer weiteren Erhöhung der Neuverschuldung verteidigt. Die Aufstockung des Budgets für 2021 sei „ein offensiver, ein mutiger Schritt“, sagte er im Bundestag. „Wir können durchhalten und wir werden die Krise hinter uns lassen. Das ist die Botschaft, die damit auch verbunden ist.“ Der Bundestag debattierte am Morgen erstmals über Scholz‘ Vorlage. Vorgesehen ist eine Erhöhung der Gesamtausgaben um knapp 50 Milliarden auf 547,7 Milliarden Euro. Die Neuverschuldung soll um 60 Milliarden auf 240 Milliarden Euro steigen.
Macher der Luca-App stellen Programmcode online
Die Entwickler der Luca-App haben den Quellcode ihres Systems zur Corona-Kontaktverfolgung vollständig unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht. Seit Mittwochabend ist der Code der beiden App-Versionen (Android und iOS) sowie des Backend-Systems auf der Plattform GitLab einsehbar. Er kann damit nun von unabhängigen Stellen überprüft werden. Man wolle eine transparente Analyse und Weiterentwicklung der Software ermöglichen, erklärte die Culture4life GmbH, das Unternehmen hinter dem Luca-System.
Forderung nach bundesweiter „Querdenken“-Beobachtung
Der Thüringer Verfassungsschutz hat eine bundesweite Beobachtung der sogenannten „Querdenken“-Bewegung gefordert. Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer sprach sich im ARD-Magazin Kontraste dafür aus, die Bewegung als Verdachtsfall einzustufen. „Wir haben es mit einer Bestrebung zur Diffamierung und Delegitimierung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und der Institutionen dieses Staats zu tun“, sagte Kramer. Es gebe hinreichende Anhaltspunkte für eine verfassungsfeindliche Bestrebung.
Japanischer Spitzenpolitiker: Olympia-Absage weiter möglich
Hochrangige japanische Politiker haben die Diskussion über die Austragung der Olympischen Spiele in Tokio erneut angeheizt. Der Generalsekretär der Regierungspartei LDP, Toshihiro Nikai, nannte eine Absage der Sommerspiele wegen der Corona-Pandemie sogar als mögliche Option. „Wenn es unmöglich wird, die Spiele auszutragen, dann müssen sie definitiv abgesagt werden“, sagte Nikai Medienberichten zufolge bei der Aufzeichnung einer Sendung von TBS TV.
Unternehmen bereiten Verfassungsklage vor
Eine Gruppe von Händlern und Gastronomen will gegen die geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes und der Einführung einer bundesweiten Corona-Notbremse klagen. „Die Regierung zwingt uns, weitere juristische Schritte zu unternehmen, weil wir schlicht am Ende sind“, sagte Alexander von Preen, Vorstandschef des Sporthandelsverbunds Intersport, dem „Handelsblatt“. „Wir sind jetzt an dem Punkt, wo wir überlegen, die gesetzlichen Regelungen vom Bundesverfassungsgericht prüfen zu lassen“, erklärte von Preen. Ziel sei eine Rücknahme des Lockdowns für den Handel oder eine Entschädigung für die erlittenen Verluste.
Spahn: „Jeder Tag zählt“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mahnt mit Blick auf die aktuellen Zahlen zum Handeln. „Jeder Tag zählt gerade in dieser schwierigen Lage“, sagte der CDU-Politiker in Berlin. Die Zahl der Neuinfektionen sei nach wie vor zu hoch und steige sogar noch weiter. „Die Lage auf den Intensivstationen wird täglich kritischer.“ Er appelliere an die Bundesländer, umgehend weitere Einschränkungen zu verfügen und nicht bis Mitte nächster Woche zu warten, bis der Bundestag das neue Infektionsschutzgesetz mit der bundesweiten Notbremse beschlossen habe. „Impfen und Testen allein reichen nicht, um die dritte Welle zu brechen.“
Schwesig: Nicht auf Bundesinfektionsschutzgesetz warten
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat die laufenden Verhandlungen zum Infektionsschutzgesetz als zu langsam kritisiert. Ihr Bundesland diskutiere bereits über einen harten Lockdown und werde „nicht auf das Bundesgesetz warten können“, sagte die SPD-Politikerin im Fernsehsender Welt. Es sei „unzumutbar“, dass im Bund nun 14 Tage verhandelt werden solle. „Wir brauchen jetzt zügig Entscheidungen“, sagte Schwesig. Zu den notwendigen Maßnahmen gehörten auch Ausgangsbeschränkungen.
Holetschek: Ausgangssperre „temporär verhältnismäßig“
Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Klaus Holetschek, hat die geplanten Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie verteidigt. Im ARD-Morgenmagazin erklärte der bayerische Gesundheitsminister: „Wir brauchen jetzt alle Maßnahmen geschlossen und entschlossen, um diese dritte Welle endgültig noch einmal zu brechen.“ Er stellte klar, dass immer abgewogen werden müsse im Rahmen der Verhältnismäßigkeit. „Wenn ich aber sehe, wie unser Gesundheitssystem überlastet wird, ist eine Ausgangssperre temporär durchaus verhältnismäßig. Die bringt auch etwas. Das zeigt auch das RKI oder Studien, dass man da den R-Wert durchaus senken kann, wenn man Mobilität und Kontakte unterbricht“, betonte Holetschek.
Island lockert Corona-Beschränkungen
Island lockert die Corona-Auflagen. Ab heute können die Menschen wieder ins Fitnessstudio und in die von ihnen geliebten Schwimmbäder gehen. Allerdings dürfen nur halb so viele Besucher hineingelassen werden wie normal, die Studios und Bäder müssen zudem spätestens um 22 Uhr schließen. Dieselbe Schließzeit gilt nun auch für Kneipen, die ab heute ebenfalls wieder Kunden empfangen dürfen. Trainingseinheiten und sportliche Wettkämpfe sind für Kinder und Erwachsene auch wieder erlaubt, allerdings ohne Zuschauer. Im Chor und bei andere künstlerischen Veranstaltungen dürfen jetzt bis zu 50 Teilnehmer auf der Bühne sowie 100 sitzende Menschen im Publikum dabei sein. Die Obergrenze für Teilnehmer an öffentliche Zusammenkünfte wird von zehn auf 20 angehoben.
Griechenland will Quarantänepflicht für Touristen aufheben
Für Touristen aus EU-Ländern soll von kommendem Montag an die einwöchige Quarantänepflicht bei der Einreise nach Griechenland wegfallen. Dem Vorhaben der Regierung müsse am Freitag noch der Corona-Expertenstab zustimmen, berichtete die Tageszeitung „Kathimerini“. Voraussetzung sei, dass die Einreisenden entweder vollständig geimpft sind oder einen aktuellen, negativen PCR-Test vorweisen können. Auch wird ein Teil der Ankommenden weiterhin per Zufallsprinzip noch einmal getestet. Im Land selbst müssen sich die Touristen dann an die geltenden Corona-Regeln halten – etwa die derzeit noch überall geltende Maskenpflicht.
Scholz verteidigt geplante Ausgangsbeschränkungen
Vize-Kanzler Olaf Scholz hat die geplanten Ausgangsbeschränkungen erneut gegen Kritik verteidigt. Sie seien lebensnah, es gebe Ausnahmen, sagte der SPD-Politiker im ARD-Morgenmagazin. „Das hat überall geholfen, in vielen Staaten der Welt ist das gemacht worden – und es hat die Inzidenzwerte nach unten gebracht.“ Oberhalb von 100 Infektionsfällen je 100.000 Einwohnern binnen einer Woche müsse etwas geschehen, um die Ausbreitung des Virus einzugrenzen. „Wir wollen strenge Regeln haben.“ Und sie sollten einheitlich im ganzen Land sein, das werde nächste Woche beschlossen.
Mehr als 200.000 Neuinfektionen in Indien
In Indien hat das Gesundheitsministerium 200.739 Neuinfektionen verzeichnet – erstmals mehr als 200.000 binnen 24 Stunden. Damit haben sich nachweislich mehr als 14,1 Millionen Menschen in Indien mit dem Coronavirus angesteckt. Nur die USA weisen mit mehr als 31,4 Millionen mehr Ansteckungsfälle auf. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus sei um 1038 auf 173.123 gestiegen, teilt das Ministerium in Neu-Delhi mit.
Weniger Existenzgründungen im Corona-Krisenjahr 2020
In der Corona-Krise haben viele Menschen ihre Pläne für eine berufliche Selbstständigkeit zunächst auf Eis gelegt. Nach Daten der staatlichen Förderbank KfW setzten im vergangenen Jahr 537.000 Menschen ihre Ideen zur Existenzgründung um – 68.000 oder gut 11 Prozent weniger als im Vorjahr. 2019 war die Gründungstätigkeit gestiegen und hatten auf ein weiteres Plus im Jahr 2020 hoffen lassen. Doch die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen des wirtschaftlichen Lebens machten viele Pläne zunichte, wie aus einer Vorabauswertung des KfW-Gründungsmonitors hervorgeht.
Regierung in Argentinien verhängt Lockdown
Angesichts der aktuellen Infektionslage hat die Regierung in Argentinien für große Teile des Landes wieder strenge Ausgangsbeschränkungen verhängt. Im Großraum Buenos Aires gilt ab Freitag von 20 Uhr bis 6 Uhr eine Ausgangssperre, wie Präsident Alberto Fernández mitteilte. Ausgenommen sind lediglich Arbeiter in essenziellen Sektoren. Alle sozialen, sportlichen, kulturellen und religiösen Veranstaltungen in geschlossenen Räumen werden untersagt. Schulen und Kindergärten müssen bis Ende April schließen.
Gericht erlaubt Senatsuntersuchung gegen Bolsonaro
Das Oberste Gericht Brasiliens hat grünes Licht für eine Senatsermittlung gegen Präsident Jair Bolsonaro gegeben. Das Gericht bestätigte mit zehn zu eins Stimmen die Entscheidung von Richter Luís Roberto Barroso, dass der Senat mit einer Untersuchung von Bolsonaros Vorgehen gegen die Corona-Pandemie beginnen könne. Senatspräsident Rodrigo Pacheco hatte sich gegen Ermittlungen gesperrt und Gesundheitsbedenken wegen der Pandemie geltend gemacht. Kritiker werfen Bolsonaro vor, die Reaktion Brasiliens auf die Pandemie verpfuscht und sich gegen Schutzmaßnahmen gestellt zu haben. Außerdem habe er es versäumt, Ressourcen für Impfstoffe zu beschaffen und den Einsatz von Medikamenten propagiert, die gegen das Virus nicht wirken.
Umfrage: Homeoffice-Bedingungen machen viele krank
Mehr als jeder dritte Homeoffice-Nutzer klagt einer neuen Umfrage zufolge über gesundheitliche Probleme wegen eines schlechten Arbeitsplatzes. In einer Erhebung des Forschungsinstituts Forsa im Auftrag des Stuttgarter Prüfkonzerns Dekra gaben 36 Prozent der befragten Heimarbeiter an, dass bei ihnen aufgrund eines „mangelhaften, nicht-ergonomischen Arbeitsplatzes“ Verspannungen sowie Rücken- oder Kopfschmerzen aufgetreten seien. Frauen sind demnach davon etwas häufiger betroffen als Männer. Die Umfrageergebnisse lagen Nachrichtenagentur dpa vorab vor.
FDP fordert Lockerung der Ladenöffnungszeiten
Im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wird in der FDP der Ruf nach einer Lockerung der Ladenöffnungszeiten lauter. Gerade in der Corona-Krise sei der stationäre Einzelhandel hart getroffen worden. „Eine Entzerrung der Einkaufszeiten würde insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel zu einer geringeren Personendichte in den Läden führen und wäre daher auch für den Infektionsschutz hilfreich“, sagte der FDP-Fraktionsvize Michael Theurer dem „Handelsblatt“. Eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten sei auch deshalb „überfällig“, damit der klassische Einzelhandel gegen den Onlinehandel bestehen könne.
Rechtliche Bedenken gegen bundesweite Notbremse
Experten im Bundeskanzleramt haben offenbar rechtliche Bedenken gegen die geplante Corona-Notbremse des Bundes. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung stellen mehrere Referate die Verhältnismäßigkeit von nächtlichen Ausgangssperre in Frage. In einem Aktenvermerk von Anfang März heißt es, die Maßnahme sei wegen der noch nicht belegten Wirksamkeit problematisch. Gerichte hätten sie bereits als rechtswidrig eingestuft. Auch die automatische Schließung von Kitas und Schulen sei problematisch, da das Recht auf Bildung dabei nicht angemessen berücksichtigt werde.
RKI meldet 29.426 Neuinfektionen
Das Robert-Koch-Institut hat 29.426 Neuinfektionen gemeldet. Das sind 9019 Fälle mehr als am Donnerstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt im Vergleich zum Vortag auf 160,1 von 153,2. 293 Menschen sind in den vergangenen 24 Stunden in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 79.381. Insgesamt wurden bislang mehr als 3,073 Millionen Menschen in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet.
Wirtschaftsweise erwarten weiteren Aufschwung
Die sogenannten Wirtschaftsweisen rechnen trotz des verlängerten Corona-Lockdowns mit einem Aufschwung der deutschen Wirtschaft im zweiten Halbjahr. „Wir erwarten weiterhin ein Wachstum von rund drei Prozent im laufenden Jahr“, sagte Monika Schnitzer, Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der „Rheinischen Post“. „Die Konjunkturlage hat sich seit Mitte März nicht erkennbar verschlechtert, die Stimmungsindikatoren zeigen weiter eher nach oben, die Auftragseingänge der Industrie sind gestiegen.“
Intensivmediziner: Keine Zeit zu diskutieren
Deutschlands Intensivmediziner fordern von der Politik sofort harte Corona-Schutzmaßnahmen. „Wir können es uns nicht leisten, noch wochenlang zu diskutieren“, warnte der wissenschaftliche Leiter des Intensivbettenregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Christian Karagiannidis, im „Tagesspiegel“.
Der frühere Präsident der Vereinigung, Uwe Janssens, sagte an die Politik gewandt im Fernsehsender Phoenix: „Wir haben fünf nach zwölf, ihr müsst jetzt handeln, es muss jetzt eine Strategie verfolgt werden, die bundesweit einheitlich gilt.“ Wären die vor Wochen beschlossenen Maßnahmen flächendeckend umgesetzt worden, hätte man die aktuelle Entwicklung mit einem starken Anstieg der Infektionszahlen noch abschwächen können. Karagiannidis sagte, den Tod seien Intensivmediziner zwar gewohnt – „aber so etwas hat es noch nicht gegeben.“