Also selbst schuld? Der Gastwirt hält dagegen. „Ein unbekannter Laden hat aufgemacht, plötzlich platzte die Bierstraße aus allen Nähten“, schildert er die Vorkommnisse vom späten Freitagabend.
Bohrmann sauer: „Das hätte man am Flughafen merken können“
Er selbst sei völlig überrannt worden, zwei Monate lang war in seinem Lokal alles in Ordnung. „Wir sind ja schließlich auch ein Restaurant mit Frühstück und Mittagessen. Wir haben zwar auch abends auf, aber deshalb sind wir keine Kneipe.“
Nach etwas mehr als zwei Stunden sei alles unter Kontrolle gewesen, seitdem nichts mehr passiert. Bohrmann: „Und wäre Freitag auch nur ein Polizist reingekommen, wäre gar nichts passiert. Das hätte man doch schon am Flughafen merken müssen, dass viele Passagiere landen, die zum Ballermann wollen.“
Deutscher Wirt sarkastisch: „Bin den ganzen TV-Teams sehr dankbar“
So kamen dann die Bilder zustande, die jetzt harte Konsequenzen haben. „Ich muss jetzt wieder das ganze Essen wegschmeißen, das hält ja keine zwei Monate. Ich stehe das irgendwie durch, aber ich habe 23 Angestellte, die gerade wieder komplett gearbeitet haben. Die sind jetzt alle wieder arbeitslos.“
Und das vielleicht auch, weil die Ereignisse bewusst überspitzt dargestellt wurden. „Ich bin den ganzen TV-Teams und allen, die Videos gedreht haben, sehr dankbar“, sagt Bohrmann sarkastisch und äußert einen ungeheuerlichen Verdacht.
Böser Verdacht: „Als sei bewusst nach Fehlern gesucht worden“
„Da waren so viele TV-Sender da, das waren fast alle. Sogar ein Team aus Holland war vor Ort. Dann sind teilweise Bilder gezeigt worden, die sind fünf Jahre alt. Da hängen Girlanden bei uns im Laden, das muss an Karneval gewesen sein. Sowas hänge ich doch nicht im Sommer auf!“
Das, in Verbindung mit dem fehlenden Eingreifen der Polizei und dem plötzlichen Eingreifen der Polizei machen ihn mehr als stutzig: „Wir haben seit dem 20. Mai alles dafür getan, dass alles normal und gesittet abläuft. Jetzt kommt es uns vor, als sei bewusst nach Fehlern gesucht worden. Dann gibt es diese zwei, drei Stunden – und plötzlich geht hier eine Hetzjagd los.“
In den folgenden Tagen hätten sich alle Lokale, wie auch schon zuvor, vorbildlich verhalten.
Bohrmann: „Die Sache stinkt zum Himmel“
Deshalb kommt dem Düsseldorfer Wirt die XXL-Bestrafung im wahrsten Sinne des Wortes spanisch vor: „Man hätte ja alles so machen können, wie es jetzt auch verordnet wird: keine Stehtische, keine Hocker, keine Strohhalme, Getränke aus der Flasche. Wobei die wahrscheinlich an einen gepflegten Wein als an Bier denken.“
Und was hätte man anders machen können? Bohrmann: „Die hätten die Lokale räumen sollen, Bußgelder verhängen und gut ist. So stinkt die ganze Sache doch zum Himmel.“
Deshalb wollen sich die betroffenen Wirte nun wehren. Am Freitagmittag treffen sie sich, wollen anschließend vor Gericht ziehen.
Das Treffen findet übrigens auf neutralem Boden statt. Würden sich die Betreiber in einem der nun geschlossenen Lokale treffen, könnte nach der neuen Verordnung nämlich eine Strafe von bis zu 600.000 Euro (!) verhängt werden.
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