Coronavirus: Wie stark ist der Norden betroffen?

27. August 2020 Aus Von mvp-web

Der 12. Juli 2020 markiert den bisher tiefsten Stand der Corona-Neuinfektionen in Norddeutschland seit dem Abflachen der ersten Welle:

An jenem Sonntag lag der Durchschnittswert der vergangenen sieben Tage (7-Tage-Mittel) nur noch bei 19 gemeldeten Neuinfizierten in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern zusammen. Doch dann stiegen die Infektionszahlen im Norden ein weiteres Mal an. Wie heftig ist dieser erneute Anstieg? Zeichnet sich hier der Beginn der befürchteten zweiten Welle ab?

Corona-Pandemie: Verlauf mit Grafiken besser verstehen

Infektionen in Norddeutschland

Um die regionale Ausbreitung des Coronavirus einschätzen zu können, braucht es Daten. Selten waren Grafiken zum Verständnis eines Ereignisses – und seiner politischen Folgen – so wichtig wie im Verlauf der Corona-Pandemie. NDR.de stellt an dieser Stelle regelmäßig die neuesten Zahlen des bundeseigenen Robert Koch-Instituts (RKI) für Norddeutschland zusammen – und führt Berechnungen durch, die dabei helfen, den Pandemie-Verlauf einzuordnen.

Die Prozentzahl im oberen Bild bietet dafür einen ersten Anhaltspunkt: Sie zeigt an, wie sich der 7-Tage-Mittelwert im Vergleich zur Vorwoche verändert hat. Ist der Wert positiv, liegt das jüngste 7-Tage-Mittel höher als das vom Vergleichstag in der Vorwoche. Ist der Wert negativ, deutet sich ein – zumindest temporärer – Rückgang der laborbestätigten Neuinfektionen an.

Das 7-Tage-Mittel erlaubt es, den Verzug in der Meldekette bei den täglichen Meldungen auszugleichen. Das funktioniert inklusive der Daten der jüngsten Tage allerdings nicht, denn die unvollständigen Daten würden möglicherweise einen steten Rückgang der Pandemie suggerieren. Ein Mittel aus dem Werkzeugkoffer der Statistik hilft: Auf Grundlage der Tageswerte lässt sich eine Trendlinie ermitteln, um zumindest eine grobe Richtung zu erhalten, wie sich die Pandemie bis in die jüngste Gegenwart entwickelt hat. Was genau hinter der Trendlinie steckt, erfahren Sie hier.

Wie stark sind Hamburg, Niedersachsen, MV und SH betroffen?

Da in Niedersachsen deutlich mehr Menschen leben als etwa in Mecklenburg-Vorpommern, würde der direkte Vergleich der reinen Neuinfektions-Zahlen auf Ebene der Bundesländer einen falschen Eindruck vermitteln. Ein Vergleich ist allerdings möglich, wenn man die Anzahl der Neuerkrankungen beziehungsweise – für einen robusteren Wert – das 7-Tage-Mittel pro 100.000 Einwohner berechnet. Epidiemologen sprechen hierbei auch von der Inzidenz.

Auf dieser Daten-Basis zeigt sich, dass sich das Coronavirus ab August 2020 vor allem in Hamburg ausgebreitet hat. Der erste Wellenberg aus dem Frühjahr 2020 dient zum Vergleich. Will man die aktuellen Unterschiede zwischen den Bundesländern besser sichtbar machen, lohnt es, die erste Welle auszublenden und den Fokus auf Erkrankungen ab Juli 2020 zu legen.

Verteilung der Coronavirus-Fälle auf die Landkreise

Der Corona-Ausbruch im Tönnies-Schlachthof im nordrhein-westfälischen Kreis Gütersloh hat gezeigt, wie schnell sich das Coronavirus lokal ausbreiten kann. Da solche neuen Infektionsherde immer wieder entstehen können, ist es wichtig, den Verlauf der Corona-Pandemie auf kleinerer Ebene im Blick zu behalten, etwa in den Landkreisen.