Was tun bei einer Corona-Infektion?
3. Februar 2022
Die Zahl der Corona-Ansteckungen ist auf einem Höchststand. Noch nie war es so wahrscheinlich wie jetzt, sich zu infizieren. Was kann und was muss man tun, wenn es einen erwischt?
Omikron hat Deutschland fest im Griff. Die Sieben-Tage-Inzidenz erreicht Werte, die bis vor Kurzem noch kaum vorstellbar waren für Deutschland. Rote Kacheln der Corona-Warn-App werden für viele zu alltäglichen Begleitern. Noch nie war die Wahrscheinlichkeit höher, sich zu infizieren und zu erkranken.
Doch wie erkennt man die Erkrankung überhaupt? Was ist nach einer Infektion zu beachten und ab wann gilt man als genesen? Antworten auf wichtige Fragen im Überblick.
Woran erkennt man eine Covid-Erkrankung?
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind die häufigsten Krankheitszeichen von Covid-19 Husten (bei 42 Prozent), Schnupfen (bei 31 Prozent) und Fieber (bei 26 Prozent). Sicher unterscheiden von einer fieberhaften Erkältung könne man eine Covid-Erkrankung nur anhand eines positiven Tests, sagt Hausärztin Nicola Buhlinger-Göpfarth aus Pforzheim. Die Symptome seien sehr ähnlich: Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, trockener Husten, Müdigkeit, Durchfall könne auch vorkommen.
Im Gegensatz zu Delta gäbe es bei Omikron mehr nächtliches Schwitzen und Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen träten eher nicht auf. Generell sei das Krankheitsgefühl bei Omikron meist nicht stärker, aber länger als bei einem anderen Infekt.
Positiver Test und Symptome: Was jetzt?
Erst mal Ruhe bewahren, meint Buhlinger-Göpfarth. „Corona ist sehr angstbesetzt, dabei wurden schon vor Omikron neun von zehn Patienten nur hausärztlich ambulant behandelt.“
Man solle das tun, was man üblicherweise bei hochfiebernden Infekten auch mache: „Ibuprofen oder Paracetamol bei Bedarf gegen das Fieber und die Schmerzen einnehmen, je nachdem was man besser verträgt.“ Viel trinken, etwa heißen Tee, sich Ruhe gönnen und die Symptome wie bei einer normalen Erkältung behandeln. Meist sei es ein milder Verlauf, berichtet die Ärztin. Vor allem dreifachgeimpfte Menschen seien gut in der Lage, die hohe Viruslast zu eliminieren.
Menschen, die zu einer Risikogruppe für einen schweren Verlauf gehören, rät das RKI aber, rasch Kontakt zur Hausarztpraxis aufnehmen oder telefonisch zu anderen beratenden Stellen.
Wann muss man zum Arzt? Wann ins Krankenhaus?
Man sollte dem eigenen Körper vertrauen, meint die Hausärztin. Die Arztpraxis solle bei Fieber über 39,5 Grad oder Atemnot kontaktiert werden. Der Notarzt sei eher selten nötig. Atemnot trete nicht plötzlich massiv auf, sondern kündige sich an, manchmal begleitet von Atemgeräuschen wie Rasseln. Dann könne man zum Hausarzt gehen, der überprüfe die Sauerstoffsättigung und höre die Lunge ab.
Sollte sich die Atemnot jedoch plötzlich verschlimmern, ist es womöglich doch angeraten, den Notarzt zu rufen, um sich in eine Klinik bringen zu lassen. Das sei aber sehr selten, sagt auch der Hausarzt Frank-Dieter Braun aus Biberach. „In diesem Jahr habe ich noch keine einzige Klinikeinweisung gemacht.“ Laut Bundesgesundheitsministerium erkranken etwa zehn Prozent der Infizierten so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Meist seien Menschen mit Krankheitssymptomen sowieso in Kontakt mit dem Arzt, meint Braun, schon wegen der Krankschreibung. Sein Rat laute meist: „Jetzt warten Sie mal ab. Wenn es schlechter wird, melden Sie sich.“
Ist ein PCR-Test noch notwendig?
Die Teststrategie wurde gerade geändert. Personen, die in der Pflege arbeiten oder mit vulnerablen Gruppen Kontakt haben, sollen laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach bei PCR-Tests priorisiert werden. Die Ärzte haben allerdings noch keine konkreten Handlungsanweisungen vorliegen. Die Pflicht, nach einem positiven Schnelltest einen PCR-Test zu machen, gibt es aber in einigen Ländern schon nicht mehr.
Für eine Krankschreibung war deutschlandweit noch nie ein PCR-Test nötig, da reichen Symptome. Um später aber einen Genesenen-Status zu erhalten, braucht man bundesweit noch einen PCR-Test. Ob das bleibt, ist unklar, die Testverordnung wird zurzeit überarbeitet.
Viele Hausärzte machen noch PCR-Tests, die Auswertung bei nicht-priorisierten Proben dauert allerdings bis zu zehn Tage.
Wie lange dauert die Isolierung?
Die Isolierung (so heißt es bei Infizierten, bei Nicht-Infizierten nennt man es Quarantäne) dauert in der Regel zehn Tage. Nach sieben Tagen kann man sich mittels eines negativen Schnell- oder PCR-Tests frei testen und so die Isolierung vorzeitig zu beenden. Außerdem sollten Erkrankte mindestens 48 Stunden symptomfrei sein oder die Genesung ärztlich beurteilt werden.
Erledigungen außer Haus müssen in dieser Zeit Menschen übernehmen, die sich nicht in Quarantäne befinden. Egal ob Freund, Familie oder Lieferdienst: Einkäufe sollten vor der Tür abgestellt und nicht in die Wohnung gebracht werden.
Müssen Kontaktpersonen im eigenen Haushalt in Quarantäne?
Prinzipiell ja. Die Quarantäne endet nach zehn Tagen, ohne Test. Wer nach sieben Tagen schon 48 Stunden symptomfrei ist und einen negativen Antigen-Schnelltest vorweisen kann, darf die Quarantäne frühzeitig beenden. Nicht in Quarantäne müssen:
- Personen mit einer Auffrischungsimpfung, insgesamt sind drei Impfungen erforderlich (gilt auch für mit Johnson&Johnson-Geimpfte)
- Genesene ab dem 28. Tag bis zum 90. Tag ab dem Datum der Abnahme des positiven Tests
- Personen mit einer zweimaligen Impfung, ab dem 15. Tag nach der zweiten Impfung bis zum 90. Tag nach der Impfung (gilt auch für mit Johnson&Johnson Geimpfte)
- Geimpfte Genesene (Geimpfte mit einer Durchbruchsinfektion oder Genesene, die eine Impfung im Anschluss an die Erkrankung erhalten haben)
Außerdem gibt es Ausnahmen für Schülerinnen und Schüler sowie Kinder in der Betreuung. Diese können die Quarantäne als Kontaktperson bereits nach fünf Tagen durch einen negativen PCR- oder Antigenschnelltest beenden.
Wie viel Abstand zu Familienmitgliedern?
„Da das Virus primär über Tröpfchen und Aerosole beim persönlichen Kontakt übertragen wird, sollten auch innerhalb der Familie direkte Kontakte vermieden oder so gut es geht reduziert werden“, erklärt Ernst Tabori, ärztlicher Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene in Freiburg. Das heißt, wenn möglich: keine gemeinsamen Zusammenkünfte und keine gemeinsamen Mahlzeiten einnehmen. Die infizierte Person solle sich abgetrennt von den anderen in einem eigenen Raum oder Bereich der Wohnung aufhalten.
Wenn direkte Kontakte unvermeidbar seien, etwa bei der Betreuung von Kindern oder der Versorgung einer infizierten Person, so sei die korrekt getragene FFP2-Maske eine geeignete und wirksame Maßnahme, um sich vor der Infektion zu schützen.
Muss man verstärkt waschen oder den Müll getrennt entsorgen?
Sowohl die Testkits, Taschentücher als auch andere Produkte, die die infizierte Person benutzt hat, sollten in einem geschlossenen Müllbeutel über den normalen Hausmüll entsorgt werden. „Es muss sichergestellt sein, dass keine andere Person nochmal in Kontakt mit dem Abfall kommt. Danach immer die Hände mit Seife waschen“, so Hygiene-Experte Tabori.
Der Erreger der Corona-Infektion ist nicht umweltresistenter als andere Erkältungserreger. Daher reicht laut Tabori für die Reinigung von Oberflächen ein milder Haushaltsreiniger. Routinemäßiges Desinfizieren der Wohnung sei nicht nötig. Für benutztes Geschirr reiche die Spülmaschine.
Ähnliches gilt für die Kleidung. Einfach in die Waschmaschine und wie immer durchwaschen lassen. „Nach überstandener Infektion ist ein geeigneter Zeitpunkt, um die Bettwäsche zu wechseln. Wenn das Bettzeug durchgeschwitzt ist, weil man zum Beispiel Fieber hatte, selbstverständlich auch früher“, so Tabori.
Wann ist man besonders ansteckend?
Wie bei den meisten viralen Infekten betrage die Inkubationszeit drei bis sechs Tage, sagt Hausärztin Buhlinger-Göpfarth. Es gibt Hinweise darauf, dass der Zeitraum bei der Omikron-Variante etwas kürzer ist als noch bei Delta.
Der genaue Zeitraum, in dem man dann selbst ansteckend ist, ist laut RKI nicht klar definiert. Als sicher gilt aber, dass die Ansteckungsfähigkeit kurz vor und nach Symptombeginn am größten ist und dass ein erheblicher Teil von Übertragungen bereits vor dem Auftreten erster klinischer Symptome erfolgt.
Hygieniker Tabori erklärt: „Ansteckend sind infizierte Personen, solange sie ansteckungsfähige Viren ausscheiden. Je höher die Viruslast ist, umso mehr Virenpartikel setzen sie frei und machen eine Ansteckung ihres Gegenüber wahrscheinlicher.“
Wer muss informiert werden?
Hier gibt es unterschiedliche Regelungen. Laut Sozialministerium in Baden-Württemberg muss, wer selbst positiv getestet ist, seine Haushaltsangehörigen informieren. Dem Gesundheitsamt muss man nicht Bescheid geben. Andere Kontaktpersonen kann man über seinen Test in Kenntnis setzen. Diese müssen sich jedoch ohne Anordnung des Gesundheitsamtes nicht absondern.
Das Gesundheitsamt wird mit positiv getesteten Personen, Haushaltsangehörigen und weiteren Kontaktpersonen außerhalb von Ausbrüchen und Settings mit vulnerablen Gruppen künftig nicht mehr routinemäßig Kontakt aufnehmen.
Wann beginnt das normale Leben wieder?
„Sport würde ich erst 14 Tagen nach Genesung wieder machen“, meint Hausarzt Braun. Gäste könne man dann wieder empfangen, wenn die Quarantäne beendet, man negativ getestet und symptomfrei sei.
Das Bundesgesundheitsministerium rät, nach Genesung auf mögliche Langzeitfolgen zu achten und sich bei Symptomen wie Erschöpfung, Luftnot oder Konzentrationsstörungen an einen Ärztin oder einen Arzt zu wenden.
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