MV will 2G im Einzelhandel nun doch kippen
3. Februar 2022In Mecklenburg-Vorpommern zeichnet sich nun doch ein schnelles Ende der 2G-Pflicht im Einzelhandel ab. Nach NDR Informationen soll die Corona-Einschränkung am Sonnabend in einer Woche wegfallen.
Eine Spitzenrunde aus Landesregierung und Wirtschaft hat sich am Donnerstagmittag darauf verständigt, die 2G-Regel im Einzelhandel zum 12. Februar zu kippen. Dann kann man im gesamten Einzelhandel ohne Impf- oder Genesenennachweis einkaufen wie schon jetzt im Supermarkt. Allerdings ist eine FFP2-Maskenpflicht geplant. Mecklenburg-Vorpommern folgt damit dem Beispiel des Nachbarlandes Schleswig-Holstein. Dort fällt die 2G-Regel im Einzelhandel zum 9. Februar.
Schwesig lehnte 2G-Kehrtwende am Mittwoch noch ab
In Mecklenburg-Vorpommern hatten Wirtschaft und Opposition nach der Ankündigung des Nachbarlandes den Druck auf die rot-rote Landesregierung, schnell nachzuziehen, erhöht. Sie warnten vor einem Einkaufstourismus jenseits der Landesgrenze und Wettbewerbsverzerrung. Noch am gestrigen Mittwoch hatte Ministerpräsidentin Schwesig diese Lockerung abgelehnt und unter anderem auf eine niedrigere Hospitalisierungsrate sowie eine höhere Impfquote im Nachbarland Schleswig Holstein verwiesen. „Die 2G-Regel war als bundesweit einheitliche Schutzmaßnahme gedacht. Die Regel wird aber mehr und mehr zum Flickenteppich. Damit droht die Gefahr eines Einkaufstourismus“, erklärte Regierungssprecher Andreas Timm am Donnerstag zur Begründung.
Einzelhandel: Durch 2G rund ein Drittel Umsatz eingebüßt
„Von der Geschwindigkeit sind wir überrascht“, sagte Kay-Uwe Teetz, Chef des Einzelhandelsverbands Nord bei NDR MV Live. Teetz begrüßte die Entscheidung als „deutliche Erleichterung“ für eine Branche, „die mit am meisten gelitten hat unter der Pandemie“. Teetz meinte, es sei gut, dass die ganzen Kontrollen nun entfallen. Die neue Regelung sei problemlos bis zum 12. Februar umzusetzen. „Wir sind natürlich darauf angewiesen, dass der Kunde mitmacht.“ Nach Angaben von Teetz hat der Einzelhandel während der 2G-Regelung rund ein Drittel seines Umsatzes eingebüßt.
Bioinformatiker Kaderali: „Das halte ich für zumindest mutig“
Der Greifswalder Bioinformatiker Lars Kaderali, der in der Pandemie auch die Landesregierung berät, reagierte mit Skepsis. Die Omikron-Variante sorge für weiterhin steigende Neuinfektionen und steigende Hospitalisierungen im Nordosten. Zudem verlagere sich das Infektionsgeschehen von den Jüngeren zunehmend zu den Älteren und damit auch in die vulnerableren Gruppen. „Und in dieser Situation diskutieren wir jetzt über Lockerungen. Das halte ich für zumindest mutig.“ Kaderali plädierte dafür, noch einige Wochen mit Lockerungen zu warten. Dann sei die Entwicklung in den Krankenhäusern besser abzusehen.
„Deutlich vor Ostern eine klare Entspannung“
„Die Situation ist alles andere als entspannt.“ Derzeit behandle etwa das Uniklinikum in Greifswald noch immer etliche Covid-Patienten. Hinzu kämen zunehmend weitere Patienten mit anderen Krankheiten, die aber auch Corona-infiziert seien und deshalb aufwändig behandelt werden müssten. Zugleich gebe es einen hohen Krankenstand beim Personal, weshalb auch die Bundeswehr zur Unterstützung im Klinikum tätig ist. Generell geht Kaderali aber davon aus, dass der Höhepunkt des Infektionsgeschehehns Mitte Februar erreicht wird und die Neuinfektionen dann zügig zurückgehen. Ein Unsicherheitsfaktor sei zwar die BA2-Variante, dennoch glaubt Kaderali dass „wir deutlich vor Ostern eine klare Entspannung der Situation haben werden.“
AfD fordert Überarbeitung des Ampelsystems
Die CDU begrüßte die Pläne zur Lockerung. „Die Einsicht kam spät, aber nicht zu spät. Ich freue mich, dass der politische Druck, der gestern aufgebaut wurde, dazu beigetragen hat, Frau Schwesig zum Einlenken zu bewegen“, erklärte CDU-Landtagsfraktionschef Franz-Robert Liskow. Die AfD-Fraktion im Landtag forderte eine grundlegende Überarbeitung des Corona-Ampel-Systems für Mecklenburg-Vorpommern und weitere Lockerungen. „Wir können die Omikron-Variante zum Ausstieg von den Einschränkungen nutzen“, erklärte der AfD-Abgeordnete Thomas de Jesus Fernandes. Er forderte Erleichterungen vor allem für Handel und Gastronomie. Länder wie Großbritannien machten es vor, obwohl die Inzidenz dort doppelt so hoch sei wie in Deutschland.
„Den Inhabern und Beschäftigten im stationären Einzelhandel in Mecklenburg-Vorpommern wird so geholfen“, teilte FDP-Generalsekretär David Wulff mit. Die Entscheidung zeige zudem, dass hartnäckige Oppositionsarbeit dafür gesorgt hat, dass kein Wettbewerbsnachteil zu Lasten der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern entstehe.