Verwirrung bei Vergabe von Impfterminen in MV
26. April 2021Eigentlich ist es ganz einfach: Über eine Telefon-Hotline oder ein Online-Portal werden Impftermine an Impfwillige in Mecklenburg-Vorpommern vergeben. Doch in der Praxis treten viele verwirrende Probleme auf.
Das einstige Versprechen von Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU), dass in 48 Stunden Termine vergeben werden sollen, kann kaum eingehalten werden. Das ergaben Recherchen des NDR in MV. Demnach stößt das Online-Portal offenbar an seine Kapazitätsgrenzen. Am Montag war dort gar keine Registrierung möglich. Zahlreiche Hörer von NDR 1 Radio MV berichteten über vielfältige Probleme, mit denen sie bei der Impfanmeldung zu kämpfen hatten.
Terminbescheid für bereits vergangenen Termin verschickt
Ein Beispiel aus Schwerin zeigt zwei Probleme, die häufiger auftreten. Ein 79-Jähriger hatte sich Anfang April online registriert, aber zunächst eine Antwort-Mail bekommen, wonach kein Termin verfügbar sei. Am 22. April bekam der Mann dann per Mail mitgeteilt, dass er sich am 19. April impfen lassen könne – also drei Tage zuvor. In der Zwischenzeit hatte er aber über die Telefon-Hotline einen Termin bekommen und war bereits geimpft worden. Der 79-Jährige hat also nicht nur einen abgelaufenen Termin bekommen, er war auch über die Telefon-Hotline schneller als das Online Portal – und das wurde vom Portal aber offenbar nicht registriert.
Impf-Portal lief zunächst halbautomatisch – mittlerweile nicht mehr
So etwas könne durchaus vorkommen, teilten das Gesundheitsministerium und das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) auf Anfrage mit. Das Portal sei zunächst halbautomatisch gelaufen, deshalb habe es immer wieder auch Eingabefehler durch das Personal gegeben. Dadurch seien des Öfteren Termine vergeben worden, die schon abgelaufen waren. Zudem gibt es laut Ministerium keine zeitgleiche Abstimmung zwischen der Telefon-Hotline und dem Online-Portal. Teilweise seien damit unterschiedliche Mitarbeiter befasst gewesen, hieß es. Mittlerweile läuft die Terminvergabe über das Online-Portal vollautomatisch. Dadurch soll es jetzt nicht mehr passieren, dass Termine vergeben werden, die bereits abgelaufen sind. Für die Hotline arbeiten den Angaben zufolge aktuell rund 320 Personen im Callcenter sowie 60 Mitarbeiter der Landesverwaltung. Es könne aber immer noch passieren, dass man trotz Online-Registrierung über die Telefon-Hotline schneller einen Termin bekommt.
AstraZeneca-Freigabe: Jüngere können jetzt Ältere „überholen“
Die Probleme mit der Terminvergabe dürften durch die Freigabe des Impfstoffs von AstraZeneca für alle Personen über 18 Jahren begünstigt worden sein. Denn mit der Freigabe des Vakzins sei die Nachfrage rasant nach oben gegangen. Am Montag funktionierte die Online-Registrierung nicht, man solle den Hausarzt kontaktieren, hieß es. Es gibt jetzt einerseits Fälle, bei denen über 60-Jährige, die sich Anfang April online registriert hatten, bis heute keinen Termin bekommen haben. Ihre Hausärzte sind für den kommenden Monat ausgelastet oder haben keine Dosen mehr. Und es gibt andererseits Fälle von unter 60-Jährigen, die sich am Sonnabend online registriert hatten und für Mittwoch einen Termin bekommen haben. Mit der Freigabe des AstraZeneca-Impfstoffs können Jüngere jetzt die Älteren überholen, wenn ihr Hausarzt Impfstoff vorrätig hat, während mancher Älterer seit Anfang April auf einen Termin wartet.
Parallel mehrere Impf-Möglichkeiten
Auch an anderen Stellen hakt es. Denn es gibt parallel Impf-Möglichkeiten durch Hausärzte und andere Impfaktionen. Dadurch passiert es immer häufiger, dass man geimpft ist, noch bevor man online einen Termin bekommen hat. Dann solle der Geimpfte idealerweise eine Mail schreiben, dass er den Termin absagen möchte, denn die Hausärzte dürften diese Information aus Datenschutzgründen nicht weitergeben, hieß es. Diese wieder freigewordenen Termine müssen dann aber wieder händisch ins Portal übertragen werden – das könne einige Tage dauern. Dann gibt es noch den Fall, dass man nur seine Online-Registrierung zurücknehmen möchte – das dauert noch länger. Es kann also passieren, dass man durch seinen Hausarzt geimpft wurde, aber trotzdem noch Mails vom Online-Portal bekommt.
Fazit: Es ist derzeit auch ein bisschen Glückssache, ob man einen Impftermin bekommt.