Corona-Impfstoffe: EU lässt Vertrag mit AstraZeneca auslaufen
9. Mai 2021Stand: 09.05.2021 16:23 Uhr
Mitten in einem Rechtsstreit wegen nicht eingehaltener Lieferzusagen verlängert die EU den Vertrag mit dem Impfstoffhersteller AstraZeneca nicht. Sie setzt verstärkt auf die Vakzine von BioNtech und Pfizer.
Die Europäische Union will ihren Vertrag mit dem Impfstoffhersteller AstraZeneca nicht verlängern. Das gab der Binnenmarktkommissar Thierry Breton bekannt. Über den Juni hinaus werde es keine Neuauflage der Liefervereinbarungen geben, sagte er im Gespräch mit dem französischen Nachrichtensender France Inter.
Er schlug die Tür für neue Lieferverträge aber nicht zu. „Wir werden sehen, was passiert“, sagte er. Breton fügte hinzu, dass das Covid-Mittel von AstraZeneca „ein sehr guter Impfstoff“ sei.
Rechtsstreit mit EU
Die Entscheidung fällt mitten in einem Rechtsstreit zwischen der EU-Kommission und dem Impfstoffhersteller wegen mehrfacher Lieferverzögerungen. Immer wieder hatte AstraZeneca seine angekündigten Lieferungen nach unten korrigiert. Statt der vereinbarten 300 Millionen Dosen im ersten Halbjahr kann das Unternehmen wohl weniger als die Hälfte ausliefern.
Die EU-Kommission hatte deswegen Ende April Klage gegen AstraZeneca eingereicht. Die erste Runde im Prozess hatte Ende April keine entscheidende Annäherung gebracht.
Alle Werke sollen für EU produzieren
Die Anwälte der EU-Kommission forderten das schwedisch-britische Unternehmen vor einem Gericht in Brüssel dazu auf, umgehend Impfdosen aus all seinen im Vertrag aufgeführten Produktionsstätten bereitzustellen. Außer in Großbritannien hat AstraZeneca Werke in den EU-Staaten Belgien und Niederlande.
AstraZenecas Anwalt hielt dagegen, eine solche Verpflichtung bestehe nicht. Das Gericht peilt eine Entscheidung im Juni an.
EMA untersucht neue Krankheitsfälle
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA untersucht derweil Fälle einer seltenen Nervenerkrankung im Zusammenhang mit einer Impfung gegen das Coronavirus mit dem Mittel von AstraZeneca.
Im Rahmen einer regelmäßigen Überprüfung der Sicherheitsberichte für den Impfstoff Vaxzevria würden Daten zu aufgetretenen Fällen des Guillain-Barre-Syndroms (GBS) unter die Lupe genommen, wie die EMA am Freitag mitteilte, ohne die Zahl der Fälle zu beziffern.
EU setzt verstärkt auf BioNTech und Pfizer
Die EU-Kommission hat derweil mit den Partnern Pfizer und BioNtech einen Vertrag über zusätzlich bis zu 1,8 Milliarden Dosen ihres Corona-Impfstoffs geschlossen, der bis 2023 gelten soll.
Breton deutete an, dass die Kosten für Impfstoffe der zweiten Generation durch den zusätzlichen Forschungsaufwand und mögliche Änderungen an den industriellen Anlagen steigen könnten. „Es kann sein, dass es ein wenig zusätzliche Kosten gibt“, sagte Breton. Die Behörden würden sich dazu zu gegebener Zeit äußern.