Modellregionen als Vorreiter44.700 Tests, 10 positive Ergebnisse: Wie und was Schleswig-Holstein jetzt öffnet

Modellregionen als Vorreiter44.700 Tests, 10 positive Ergebnisse: Wie und was Schleswig-Holstein jetzt öffnet

9. Mai 2021 Aus Von mvp-web

Schleswig-Holstein will raus aus dem Corona-Lockdown. Als erstes Bundesland soll hier ab 17. Mai weitgehend geöffnet werden. Die zuvor gestarteten Modellprojekte geben Ministerpräsident Daniel Günther recht. Einige Regionen sind seit Wochen für Touristen geöffnet – mit erstaunlich wenigen Corona-Fällen.

Die 7-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein liegt stabil unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, ab dem die Bundes-Notbremse greift. Am Donnerstag lag sie landesweit bei nur 53,8. Deutschlands nördlichstes Bundesland hat seit längerem die deutlich niedrigsten Werte. Zum Vergleich: die bundesweite Inzidenz liegt bei 129.

Vor diesem Hintergrund hat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) Lockerungen für das Bundesland angekündigt – wenn die Infektionszahlen stabil so niedrig bleiben.

Urlaub vor Pfingsten in Schleswig-Holstein möglich

Geimpfte, Genesene und Getestete aus ganz Deutschland dürfen vom 17. Mai an, also noch vor Pfingsten, im Norden Urlaub machen.

Vorgemacht haben das die laufenden Tourismus-Modellprojekte in Nordfriesland, der Schleiregion und in Eckernförde. „Die Modellprojekte funktionieren“, sagte Günther unlängst in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung. Hotels, Gaststätten und Ferienwohnungen seien keine Pandemie-Treiber. „Darum werden sie ab dem 17. Mai im ganzen Land geöffnet.“

Schlei-Region, Eckernförde und Nordfriesland: Modellregionen machen es vor

Tatsächlich geben ihm die Modellregionen recht: viele Touristen, eine strenge Test-Strategie und erstaunlich wenige Corona-Fälle. FOCUS Online hat in Eckernförde und der Schlei-Region nachgefragt. Die beiden Modellregionen machten den Anfang, bereits seit 19. April dürfen hier Hotels, Restaurants, Campingplätze und Ferienwohnungen wieder Gäste empfangen.

„Das Projekt läuft sehr erfolgreich“, sagt Max Triphaus, Geschäftsführer der Ostseefjord Schlei GmbH, zu FOCUS Online. Die Auslastung sei praktisch so wie in der Hochsaison und doppelt so hoch wie in einem normalen Frühjahr. Insgesamt seien rund 31.000 Tests durchgeführt worden. Lediglich sechs Menschen seien PCR-positiv getestet worden, davon vier Touristen und zwei Einheimische.

Eckernförde zeichnet ebenfalls ein positives Bild: Das Projekt sei „bislang ein voller Erfolg“, sagte Tourismus-Chef Stefan Borgmann auf Nachfrage von FOCUS Online. Es seien insgesamt 13.700 Corona-Tests durchgeführt worden. Dabei seien lediglich vier Einheimische positiv getestet worden, kein einziger Tourist.

In den Modellregionen gilt eine strenge Teststrategie: Urlauber benötigen schon bei der Einreise einen maximal 48 Stunden alten negativen Corona-Test für die Unterkunft. In der Schlei-Region muss dann am zweiten Tag erneut getestet werden und danach alle vier Tage. In Eckernförde reicht nach dem Test zur Einreise ein einziger Corona-Test am dritten Tag. Unterschiedliche Regeln gibt es auch bei der Gastronomie. In der Schlei-Region ist lediglich die Außengastronomie – auch ohne Vorweis eines Negativ-Tests – geöffnet. In Eckernförde dürfen Restaurants auch drinnen Gäste empfangen, allerdings benötigen diese einen aktuellen negativen Corona-Testbescheid.

Günther: „Durch die Öffnungen gibt es kein Infektionsgeschehen“

Neben der Schlei-Region und Eckernförde ist seit 1. Mai auch Nordfriesland mit der beliebten Urlaubsinsel Sylt für Touristen geöffnet. Die Inzidenz lag hier am Donnerstag bei 30,7. Weitere Modellregionen folgen noch vor 17. Mai. Die Innere Lübecker Bucht mit Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Sierksdorf und Neustadt empfängt ab Samstag wieder Urlauber. Am Montag folgt das Nordseebad Büsum.

Ministerpräsident Günther folgert in der „Bild“: „Durch die Öffnungen gibt es kein Infektionsgeschehen.“ Weil die Modellprojekte erfolgreich laufen, könne man die Öffnungsschritte auch im gesamten Land durchführen. Das entzerre auch den Ansturm auf die Modellregionen.

Schleswig-Holstein öffnet ab 17. Mai: Diese Regeln sollen dann gelten

Ab 17. Mai soll dann das gesamte Bundesland Schleswig-Holstein öffnen. Viele Details sind noch offen, aber der Rahmen steht fest. Hier die wesentliche Regelungen, die gelten, solange die Inzidenz die 100er-Marke nicht übersteigt:

Tourismus: Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze dürfen Gäste empfangen. Wer kommt, muss einen frischen negativen Corona-Test vorlegen und diesen alle drei Tage erneuern. Gäste müssen der Nachverfolgung ihrer Kontakte zustimmen. Gemeinschaftsduschen auf Campingplätzen sind nutzbar, Saunen und Whirlpools.

Gastronomie: Restaurants dürfen auch ihre Innenräume öffnen, nachdem Außengastronomie schon erlaubt ist. Maximal fünf Personen aus zwei Haushalten dürfen gemeinsam rein; auch Besucher, die einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 24 Stunden ist. Um 23 Uhr ist Sperrstunde. Beschäftigte dürfen sich – wie auch in der Hotelbranche – zweimal wöchentlich testen lassen. Lehnen sie Tests ab, dürfen sie keinen Kontakt zu Gästen haben.

Kontaktregeln: Im Freien dürfen sich zehn Personen treffen statt nur fünf aus zwei Haushalten wie bisher. Diese Regel bleibt für den Innenbereich bestehen.

Kinder und Jugendliche: Treffen mit bis zu zehn Personen drinnen und draußen werden in der gesamten Jugend- und Vereinsarbeit möglich. Draußen dürfen sich in festen Gruppen bis zu 20 Kinder treffen.

Sport: Für Gruppen mit maximal 20 Jugendlichen bis 18 Jahre wird auch kontaktintensiver Sport möglich. Freibäder können unter Auflagen für Bahnenschwimmen und Schwimmunterricht öffnen. Gemeinschaftsduschen werden unter Hygieneauflagen geöffnet, Saunen und Whirlpools nicht. Im Freien kann kontaktintensiver Sport generell mit bis zu zehn Personen getrieben werden. Mit Negativtest und ohne Zuschauer werden im Amateursport kontaktarme Wettkämpfe im Freien gestattet.

Freizeit- und Kultureinrichtungen: Außenbereiche dürfen öffnen, wenn Gäste die Abstände und Flächenbeschränkungen einhalten. Zugelassen wird die Ausflugsschifffahrt, ein negativer Corona-Test ist erforderlich.

Veranstaltungen: Diese darf es im Freien für Gruppenaktivitäten bis 25 Teilnehmer geben, private Feiern sind noch ausgenommen. Bei Sitzungen sind 50 Teilnehmer möglich. „Situationsangemessen“ sind Schutzmasken zu tragen. Gottesdienste dürfen im Freien bis zu 250 Menschen besuchen.