Liste der Corona-Risikogebiete in Deutschland
20. Mai 2021In Deutschland sinken die Zahlen der Corona-Neuinfektionen. Die Auflistung zeigt die Städte und Regionen, in denen die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen über 50 gelegen haben.
(Die aktuelle Liste der Städte und Kreise folgt unten nach dem Artikel, Stand 20.5.2021, morgens, ohne Gewähr) Liste derzeit wegen fehlender RKI-Daten nicht verfügbar.
RKI registriert 12 298 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz bei 68,0
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 12 298 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Donnerstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 7.20 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 17 419 Ansteckungen gelegen. Die 7-Tage-Inzidenz gab das RKI am Donnerstagmorgen mit bundesweit 68,0 an (Vortag: 72,8; Vorwoche: 103,6).
Allerdings könnte die Inzidenz ein besseres Bild der Infektionslage zeichnen, als sie tatsächlich ist. Denn aufgrund von Feier- und Brückentagen wie in der vergangenen Woche suchen dem RKI zufolge weniger Personen einen Arzt auf, wodurch weniger Proben genommen und weniger Laboruntersuchungen durchgeführt werden. Dies führt dazu, dass weniger Erregernachweise an die Gesundheitsämter gemeldet werden.
Laut dem Labor-Verband ALM ging die Zahl der Labortests im Vergleich zu den Vorwochen deutlich zurück: Vom 10. bis 16. Mai seien etwa 933 000 PCR-Tests erfasst worden, rund 160 000 weniger als in der Woche zuvor, hieß es am Dienstag vom Verband Akkreditierter Labore in der Medizin (ALM). Es ist denkbar, dass die stark gesunkene Zahl an Tests zum Rückgang der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz beigetragen hat.
Deutschlandweit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden 237 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 278 Tote gewesen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie insgesamt 3 626 393 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 3 358 000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, wird nun mit 86 902 angegeben.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von Mittwochabend bei 0,76 (Vortag: 0,73). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 76 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.
Wie steht es mit dem Impfschutz bei den Corona-Mutanten?
Intensiv wird erforscht, wie geschützt Geimpfte auch gegen die neuen Varianten des Coronavirus sind. Grundsätzlich gilt für alle Präparate und die bisher in Deutschland bekannten Mutanten: Sich zu impfen bringt mehr Sicherheit vor einer schweren Erkrankung als dies nicht zu tun. Aber wie gut ist der Schutz genau bei den Varianten, die hierzulande kursieren?
– Situation derzeit: Mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent an den untersuchten Proben dominiert derzeit die vor einiger Zeit zunächst in Großbritannien nachgewiesene Mutante B.1.1.7 das Infektionsgeschehen in Deutschland. Der zunächst in Südafrika nachgewiesene Erreger B.1.351 liegt nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) konstant bei bis zu 1 Prozent, die Variante P.1 – bekannt aus Brasilien – bei bis zu 0,5 Prozent.
Die neu als besorgniserregend eingestufte, zunächst in Indien entdeckte und inzwischen schon in Dutzenden Ländern kursierende Mutante B.1.617 hatte zuletzt einen Anteil von weniger als 2 Prozent. Die absolute Zahl liege weiter «nur im zweistelligen Bereich» – zuletzt bei etwa 30 Fällen pro Woche, heißt es im RKI-Bericht vom vergangenen Mittwoch (12.5.). Der Anteil sei aber jüngst stetig gestiegen.
Entwickelt wurden die bisher vier in Deutschland zugelassenen Impfstoffe gegen den ursprünglichen Erreger-Typ, den sogenannten Wildtyp. Dem RKI zufolge sinkt die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, bei vollständig Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften bei allen vier Impfstoffen um mindestens 80 Prozent. Doch wie sieht es mit der Wirksamkeit bei den Varianten aus?
– B.1.1.7: Das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass die Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffes bei dieser Mutante im Vergleich zum Wildtyp nicht sonderlich abgeschwächt ist. Darauf weisen unter anderem Ergebnisse von Analysen in Israel und Großbritannien hin. Das Präparat von Astrazeneca könne eventuell etwas weniger effektiv wirken, so das RKI. Die bisherigen Studien dazu seien allerdings nur «eingeschränkt aussagefähig», da vergleichsweise wenige Fälle betrachtet worden seien.
– B.1.351: Laut RKI liegen zwar derzeit nur wenige Daten zu dieser in Deutschland selten vorkommenden Mutante vor, doch lassen diese auf eine «zumindest reduzierte Effektivität» der Impfungen schließen. Nach einer Analyse in Katar kann der Biontech-Impfstoff bei B.1.351 schwere und tödliche Krankheitsverläufe aber sehr gut verhindern. Das Astrazeneca-Präparat kann nach einer Studie in Südafrika, wo das Corona-Geschehen von B.1.351 dominiert wurde, eine symptomatische Erkrankung weniger wirksam verhindern als beim Ursprungsvirus. Auch beim Mittel von Johnson & Johnson gibt es in den vorläufigen Daten nach Angaben der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) Hinweise, dass die Wirksamkeit vermindert sein könnte.
– P.1: Diese vor allem in Brasilien verbreitete Sars-CoV-2-Variante ähnelt B.1.351. Dem RKI zufolge deuten experimentelle Daten auch hier auf eine reduzierte Wirksamkeit der Impfungen hin. Doch eindeutige Studiendaten gibt es noch nicht. Eine britische Untersuchung von Mitte März kommt zu dem Ergebnis, dass die Astrazeneca- und Biontech-Präparate gegen P.1 wohl in etwa genauso wirken wie gegen die britische Variante – und damit besser als gegen die südafrikanische. Eine US-Studie von Mitte Februar wiederum ergab, dass die Vakzine von Biontech und Moderna bei P.1 und B.1.351 eine «signifikant verminderte» Wirksamkeit haben könnten.
– B.1.617: Nach RKI-Angaben deuten erste Laborexperimente darauf hin, dass die Wirksamkeit von Impfstoffen bei dieser Mutante nicht substanziell beeinträchtigt ist. Von US-Forschern vorgestellte vorläufige Daten bestätigten dies gerade erst. Gesicherte Aussagen lassen sich aber auch hier noch nicht treffen. Eine noch nicht von Experten begutachtete Studie aus Indien über den auf dem Subkontinent verwendeten Impfstoff Covaxin zeigt, dass dessen Wirksamkeit bei B.1.617 wohl zwar im Vergleich zum Wildtyp etwas vermindert sein könne, aber noch in etwa so gut sei wie bei B.1.1.7. «Ein Grund zur Sorge, dass die Impfungen durch diese Virusvariante ihre Wirksamkeit verlieren, besteht aktuell nicht», sagt Ende April der Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Berliner Charité, Leif-Erik Sander, dem Science Media Center.
Doch ist eine möglicherweise verminderte Wirksamkeit mancher oder aller Impfstoffe bei Virusvarianten überhaupt ein Grund zur Sorge? Nicht wirklich, sagen Experten. Zum einen sehen sie vor allem den Schutz vor sehr schweren bis tödlichen Verläufen bei den derzeit im Fokus liegenden Varianten als weitgehend gegeben. Zudem ließen sich gegen bedrohliche Mutanten rasch angepasste Impfstoffe für eine Auffrischungsimpfung entwickeln. Das entspräche dann in etwa dem Vorgehen wie bei der jährlichen Grippeimpfung.
Liste der Corona-Risikogebiete in Deutschland
Hier direkt zum Corona-Dashboard des RKI.
Corona-Risikogebiete in Baden-Württemberg:
Alb-Donau-Kreis
Baden-Baden
Biberach
Böblingen
Bodenseekreis
Braisgau-Hochschwarzwald
Calw
Enzkreis
Esslingen
Freiburg im Breisgau (Stadtkreis)
Freudenstadt
Göppingen
Heidenheim
Heilbronn
Heilbronn (Stadtkreis)
Hohenlohekreis
Karlsruhe
Karlsruhe (Stadtkreis)
Konstanz
Lörrach
Ludwigsburg
Mannheim (Stadtkreis)
Neckar-Odenwald-Kreis
Ortenaukreis
Ostalbkreis
Pforzheim (Stadtkreis)
Rastatt
Ravensburg
Rems-Murr-Kreis
Reutlingen
Rhein-Neckar-Kreis
Rottweil
Schwäbisch Hall
Schwarzwald-Baar-Kreis
Sigmaringen
Stuttgart (Landeshauptstadt)
Tübingen
Tuttlingen
Ulm (Stadtkreis)
Waldshut
Zollernalbkreis
Corona-Risikogebiete in Bayern:
Altötting
Amberg-Sulzbach
Ansbach
Ansbach (kreisfreie Stadt)
Augsburg (kreisfreie Stadt)
Augsburg
Bad Kissingen
Bad Tölz-Wolfratshausen
Bamberg (kreisfreie Stadt)
Berchtesgadener Land
Cham
Coburg (kreisfreie Stadt)
Dachau
Deggendorf
Dillingen an der Donau
Dingolfing-Landau
Donau-Ries
Ebersberg
Erlangen-Höchststadt
Freyung-Grafenau
Fürstenfeldbruck
Fürth (kreisfreie Stadt)
Fürth
Günzburg
Haßberge
Hof (kreisfreie Stadt)
Hof
Ingolstadt (kreisfreie Stadt)
Kaufbeuren (kreisfreie Stadt)
Kelheim
Kempten (kreisfreie Stadt)
Kitzingen
Kronach
Landshut (kreisfreie Stadt)
Landshut
Lichtenfels
Main-Spessart
Memmingen
Miesbach
Miltenberg
Mühldorf am Inn
München
Neuburg-Schrobenhausen
Neumarkt in der Oberpfalz
Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim
Neuulm
Nürnberg (kreisfreie Stadt)
Nürnberger Land
Oberallgäu
Ostallgäu
Passau (kreisfreie Stadt)
Regen
Regensburg (kreisfreie Stadt)
Regensburg
Rhön-Grabfeld
Rosenheim (kreisfreie Stadt)
Rosenheim
Rottal-Inn
Schwandorf
Schweinfurt
Schweinfurt (kreisfreie Stadt)
Straubing (kreisfreie Stadt)
Straubing-Bogen
Traunstein
Unterallgäu
Weilheim-Schongau
Weißenburg-Gunzenhausen
Würzburg (kreisfreie Stadt)
Corona-Risikogebiete in Berlin:
Berlin
Corona-Risikogebiet in Brandenburg:
Landkreis Cottbus
Landkreis Elbe-Elster
Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Landkreis Oder-Spree
Potsdam
Landkreis Teltow-Fläming
Corona-Risikogebiet in Bremen:
Bremen
Bremerhaven
Corona-Risikogebiete in Hamburg:
kein Risikogebiet
Corona-Risikogebiete in Hessen:
(Alle Landkreise und kreisfreien Städte)
Landkreis Bergstraße
Lahn-Dill-Kreis
Landkreis Limburg-Weilburg
Frankfurt am Main
Landkreis Fulda
Landkreis Gießen
Landkreis Groß-Gerau
Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Kassel
Landkreis Kassel
Lahn-Dill-Kreis
Landkreis Limburg-Weilburg
Landkreis Main-Kinzig-Kreis
Offenbach
Landkreis Offenbach
Landkreis Main-Taunus-Kreis
Landkreis Marburg-Biedenkopf
Landkreis Rheingau-Taunus-Kreis
Rhein-Lahn-Kreis
Landkreis Vogelsbergkreis
Landkreis Waldeck-Frankenberg
Werra-Meißner-Kreis
Wiesbaden
Corona-Risikogebiete in Mecklenburg-Vorpommern:
Landkreis Ludwigslust-Parchim
Landkreis Mecklenburgische-Seenplatte
Landkreis Rostock
Landkreis Vorpommern-Greifswald
Corona-Risikogebiete in Niedersachsen:
Landkreis Ammerland
Landkreis Aurich
Braunschweig
Landkreis Cloppenburg
Delmenhorst
Landkreis Diepholz
Emden
Landkreis Gifhorn
Landkreis Göttingen
Landkreis Harburg
Landkreis Holzminden
Landkreis Minden-Lübbecke
Landkreis Northeim
Landkreis Oldenburg
Osnabrück
Landkreis Peine
Rotenburg-Wümme
Salzgitter
Landkreis Schaumburg
Landkreis Vechta
Landkreis Verden
Landkreis Wolfenbüttel
Corona-Risikogebiete in Nordrhein-Westfalen:
Aachen (Städteregion)
Bielefeld (kreisfreie Stadt)
Bochum (kreisfreie Stadt)
Bonn (kreisfreie Stadt)
Bottrop (kreisfreie Stadt)
Dortmund (kreisfreie Stadt)
Duisburg (kreisfreie Stadt)
Düren
Düsseldorf (Landeshauptstadt)
Essen (kreisfreie Stadt)
Euskirchen
Gelsenkirchen (kreisfreie Stadt)
Gütersloh
Hagen kreisfreie Stadt)
Hamm (kreisfreie Stadt)
Heinsberg
Herford
Herne (kreisfreie Stadt)
Hochsauerlandkreis
Höxter
Kleve
Köln (kreisfreie Stadt)
Krefeld (kreisfreie Stadt)
Leverkusen (kreisfreie Stadt)
Lippe
Märkischer Kreis
Mettmann
Minden-Lübbecke
Mönchengladbach (kreisfreie Stadt)
Mülheim an der Ruhr (kreisfreie Stadt)
Oberbergischer Kreis
Oberhausen (kreisfreie Stadt)
Olpe
Paderborn
Recklinghausen
Remscheid (kreisfreie Stadt)
Rhein-Erft-Kreis
Rheinisch-Bergischer Kreis
Rhein-Kreis Neuss
Rhein-Sieg-Kreis
Solingen (kreisfreie Stadt)
Steinfurt
Unna
Viersen
Wesel
Wuppertal (kreisfreie Stadt)
Corona-Risikogebiete in Rheinland-Pfalz
Ahrweiler
Altenkirchen (Westerwald)
Alzey-Worms
Bad Kreuznach
Birkenfeld
Bernkastel-Wittlich
Eifelkreis Bitburg-Prüm
Kaiserslautern
Kaiserslautern (kreisfreie Stadt)
Ludwigshafen am Rhein (kreisfreie Stadt)
Mainz (kreisfreie Stadt)
Neuwied
Pirmasens (kreisfreie Stadt)
Rhein-Hunsrück-Kreis
Rhein-Lan-Kreis
Rhein-Pfalz-Kreis
Speyer (kreisfreie Stadt)
Südwestpfalz
Vulkaneifel
Westerwaldkreis
Worms (kreisfreie Stadt)
Zweibrücken
Corona-Risikogebiete im Saarland
Landkreis Merzig Wadern
Saarbrücken
Saarlouis
Saar-Pfalz-Kreis
Corona-Risikogebiete in Sachsen
Landkreis Bautzen
Chemnitz
Dresden
Erzgebirgskreis
Landkreis Leipzig
Landkreis Nordsachsen
Landkreis Meißen
Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Vogtlandlandkreis
Landkreis Zwickau
Corona-Risikogebiete in Sachsen-Anhalt
Landkreis Altmarkkreis-Salzwedel
Burgenlandkreis
Halle
Landkreis Harz
Landkreis Jerichower Land
Landkreis Mansfeld-Südharz
Salzlandkreis
Landkreis Stendal
Landkreis Wittenberg
Corona-Risikogebiete in Schleswig-Holstein
Kiel
Corona-Risikogebiete in Thüringen
(Alle Landkreise und kreisfreien Städte)
Altenburger Land
Landkreis Eichsfeld
Eisenach
Erfurt
Gera
Landkreis Greiz
Landkreis Gotha
Landkreis Hildburghausen
Jena
Saale-Holzland-Kreis
Saale-Orla-Kreis
Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
Landkreis Schmalkalden-Meiningen
Landkreis Sömmerda
Landkreis Sonneberg
Suhl
Unstrut-Hainich-Kreis
Wartburgkreis
Weimar
Landkreis Weimarer Land
Der Frühling und Corona: Wie saisonale Effekte auf das Virus wirken
Wenn im Frühling die Temperaturen steigen, sinkt die Erkältungsgefahr, und auch Grippeviren verschwinden allmählich. Doch hat das Wetter auch Einfluss auf das Coronavirus? Wissenschaftler gehen davon aus, dass saisonale Effekte den Covid-19-Erreger durchaus beeinflussen können. Wie wirkt sich das auf die Pandemie aus?
«Die Saisonalität von Viren, die über die Atemwege verbreitet werden, ist ungeheuer komplex und lässt sich nicht an einzelnen Faktoren festmachen», sagt der Direktor des Instituts für Virologie des Uniklinikums Essen, Ulf Dittmer. Neben der Jahreszeit bestimmen noch weitere Faktoren den Pandemieverlauf, etwa das Verhalten der Menschen. Eine eindeutige Prognose ist daher schwierig.
Das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass sich Sars-CoV-2 in der kälteren Jahreszeit besser verbreitet. Im Sommer schwäche sich die Übertragungsdynamik tendenziell ab. Tatsächlich ließ das hiesige Infektionsgeschehen im Sommer 2020 nach.
Kann man davon auf dieses Jahr schließen? Der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, hält das für unwahrscheinlich. «Dass wir 2020 einen so entspannten Sommer hatten, hatte wahrscheinlich damit zu tun, dass unsere Fallzahlen im Frühjahr unter einer kritischen Schwelle geblieben sind. Das ist inzwischen aber nicht mehr so», sagte er kürzlich dem «Spiegel». In Spanien etwa seien im Sommer die Fallzahlen nach einem Lockdown wieder gestiegen – trotz Hitze.
Umwelteinflüsse können die Stabilität von Coronaviren beeinflussen. Darüber hinaus könnten Umweltfaktoren auch auf die Aerosole oder Tröpfchen wirken, mit denen das Virus verbreitet werde, sagt die Virologin Stephanie Pfänder von der Ruhr-Universität Bochum. «Auch deren Eigenschaften verändern sich abhängig von den Umweltbedingungen.» Auf Basis von Studien lassen sich für einzelne Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchte und UV-Strahlung grundsätzliche Erkenntnisse ableiten. Ein Überblick:
TEMPERATUR: Die Virushülle ist laut Dittmer im Freien bei einer Temperatur von etwa zehn Grad besonders stabil. «Je wärmer es wird, desto mehr nimmt die Stabilität ab», erklärt der Virologe. Durch die Wärme verändern sich Fettmoleküle in der Hülle so, dass sie platzen kann.
UV-STRAHLEN: Sonnenstrahlen – insbesondere UV-Strahlung – schädigen die genetische Information des Virus. «Ganz grob kann man sagen, dass UV-Strahlung in der Lage ist, das Virus zu inaktivieren, indem die virale Nukleinsäure angegriffen wird», sagt die Virologin Pfänder. Die Viren seien dann nicht mehr infektiös.
LUFTFEUCHTE: Die Erkenntnisse zur Luftfeuchte beruhen vor allem auf Untersuchungen zu Übertragungen in Innenräumen. Dort spielt die Luftfeuchte laut dem Leipziger Aerosolforscher Ajit Ahlawat eine wichtige Rolle. Zusammen mit anderen Forschern fand der Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (Tropos) heraus, dass die Ansteckungsgefahr im Inneren bei höherer Luftfeuchte niedriger ist.
«Wenn die relative Luftfeuchtigkeit der Raumluft unter 40 Prozent liegt, nehmen die von Infizierten ausgestoßenen Viruspartikel weniger Wasser auf. Sie sinken daher nicht so schnell zu Boden, sondern bleiben in der Luft und können eher von gesunden Menschen eingeatmet werden», erklärt Ahlawat. Zudem würden bei trockener Luft die Nasenschleimhäute trockener und damit durchlässiger für Viren.
Diese Erkenntnisse lassen sich jedoch nicht direkt auf die Verbreitung des Virus im Freien übertragen. Dort kämen laut Ahlawat weitere Faktoren hinzu, hauptsächlich die Verdünnung der Aerosolpartikel in der Luft und die Inaktivierung durch UV-Licht. Diese spielten im Freien eine größere Rolle als Temperatur und Luftfeuchte.
VERHALTEN: Das Wetter beeinflusst auch das Verhalten der Menschen. Im Winter halten wir uns eher in geschlossenen Räumen auf, in der wärmeren Jahreszeit zieht es viele eher ins Freie. «Wenn sich das ganze Leben verstärkt draußen an der frischen Luft abspielt oder Räume durchgehend gut gelüftet werden, ist das Übertragungsrisiko natürlich geringer», sagt Pfänder.
IMMUNSYSTEM: Das menschliche Abwehrsystem muss mit verschiedenen Herausforderungen umgehen: Wunden, Bakterien, Pilze – oder eben Viren. Für jeden Fall und Eindringling versucht der Körper eine passende Immunantwort zu haben. «Alles gleichzeitig bereitzuhalten, würde aber sehr viel Energie kosten», erklärt die Gießener Immunologin Eva Peters. Deswegen setze das Immunsystem – abhängig von der Jahreszeit – auf verschiedene Arten der Immunantwort: Die angeborene und die erlernte Immunantwort.
Im Winter sei meist eine Immunantwort für altbekannte Probleme gefragt: Dann würden etwa Antikörper gegen Viren gebraucht, mit denen der Körper zum Beispiel in vorherigen Wintern schon infiziert war, erklärt Peters. Diese erlernte spezifische Immunantwort sei sehr genau, baue sich aber nur langsam auf. In der wärmeren Jahreszeit seien Menschen dagegen eher im Freien. Der Körper sei dann vielen möglichen, auch unbekannteren Risiken ausgesetzt. Das Immunsystem setze daher eher auf die angeborene, unspezifische Immunantwort. Mit dieser könnten Eindringlinge wie Viren anhand bestimmter Schadensmuster schnell erkannt werden. «Das heißt, im Sommer ist unser Immunsystem besser darin, neue Keime schnell und effizient abzuwehren. Das trifft auch auf Sars-CoV-2 zu», sagt Peters.
VITAMIN D: Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat das mit Hilfe von Sonnenlicht gebildete Vitamin D zwar regulatorische Effekte auf das Immunsystem. Noch sei jedoch nicht sicher, ob es vor einer Corona-Infektion schützen kann. Laut RKI ist die Vitamin-D-Bildung durch die geografische Lage in Mitteleuropa nur im Sommerhalbjahr (März bis Oktober) möglich. Im Winter nutze der Körper die im Sommer aufgebauten Vitamin-D-Reserven.
Temperatur, UV-Strahlung, Vitamin D: «Alle diese Faktoren verbessern sich im Frühjahr und im Sommer», fasst Virologe Dittmer zusammen. Es gebe also saisonale Effekte. Doch wie stark das Wetter Einfluss auf das Pandemiegeschehen nehme, dazu fehlten noch konkrete Erkenntnisse.
«Wir wissen von Coronaviren, dass der R-Wert, also die Reproduktionsrate des Virus, aufgrund dieser Faktoren im Frühjahr und Sommer deutlich sinkt. Also mindestens um den Faktor 0,5, vielleicht sogar noch mehr. Und das ist schon relativ viel», erklärt Dittmer. Das vergangene Jahr habe aber auch gezeigt, dass die saisonalen Effekte nicht zu einem kompletten Verschwinden führten.
Nun kommt den Experten zufolge noch eine weitere Unbekannte dazu: Virusmutationen. Der gewonnene Vorteil durch die saisonalen Effekte könnte von den infektiöseren Mutanten quasi «aufgefressen» werden, sagt Virologe Dittmer mit Blick auf die kommenden Monate. Die saisonalen Effekte könnten dann möglicherweise nicht dafür ausreichen, dass der R-Wert langfristig unter die Schwelle von 1 sinkt, ab der die Pandemie abflaut. Virologin Pfänder geht davon aus, dass die wärmere Jahreszeit grundsätzlich schon dazu beitragen könne, die Übertragungsdynamik abzubremsen. Ungewissheit sieht auch sie bei den Mutanten. «Das Auftreten und die Verbreitung von Mutanten ist tatsächlich ein Faktor, der unberechenbar ist.»
Treiben Schnelltests die Corona-Inzidenz in die Höhe?
In Zeiten von zu wenig Impfstoff gelten Schnelltests als eine Maßnahme, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Corona-Infizierte sollen früher erkannt und schneller isoliert werden. Manche behaupten nun, die Inzidenz steige wegen der Tests.
BEHAUPTUNG: Schnelltests verzerren das gemeldete Infektionsgeschehen.
BEWERTUNG: Teilweise richtig. Derzeit ist noch kein großer Einfluss auf die Meldezahlen erkennbar. Bei sehr vielen Schnelltests könnte die Zahl erkannter Infektionen aber steigen. Somit wird die reale Corona-Lage dann exakter wiedergegeben.
FAKTEN: Die Kurve der gemeldeten Corona-Infektionszahlen in Deutschland geht wieder deutlich nach oben. Das Robert Koch-Institut (RKI) macht dafür vor allem die Ausbreitung der ansteckenderen und wohl auch tödlicheren Virusvariante B.1.1.7 verantwortlich. Doch es gibt auch Stimmen, die den Anstieg auf das Ansinnen der Bundesregierung zurückführen, mehr Menschen testen zu wollen. Hat das tatsächlich Auswirkungen?
«Dass die Inzidenz dadurch grundsätzlich steigen kann, ist richtig», sagt der Bremer Professor Hajo Zeeb. Dann etwa, wenn Menschen nach einem Schnell- oder Selbsttest einen verpflichtenden PCR-Test machen. Nur ein solcher geht in die offizielle Statistik ein und damit auch in die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen (7-Tage-Inzidenz). Dass der Einsatz von Schnelltests aber bereits jetzt zum Anstieg der Inzidenz besonders beitrage, bestreitet der Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie.
Einige Daten aus den Gesundheitsämtern zu den Schnelltests liegen dem RKI zwar vor, aber sehr aussagekräftig sind diese bisher nicht. Nach jüngsten Angaben war in den Kalenderwochen 1 bis 10 (4. Januar bis 14. März) bei jeweils weniger als 4 Prozent der positiven PCR-Tests zuvor auch ein positiver Schnell- oder Selbsttest erfolgt. Das Institut kommt daher zu dem Schluss, dass es deswegen «keine Verzerrung» bei den PCR-Tests gebe. Nach den vorliegenden Daten ließen sich die höheren Fallzahlen nicht durch einen Anstieg der Schnelltests erklären, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am vergangenen Freitag (19. März).
Überhaupt erfasst werden müssen sowieso nur die sogenannten Schnelltests, die zum Beispiel in Testzentren, Apotheken oder Arztpraxen von geschultem Personal durchgeführt werden. Positive Ergebnisse sind nach dem Infektionsschutzgesetz von dort den Gesundheitsämtern vor Ort zu melden. Ob das flächendeckend und vollständig geschehe, darüber kann das RKI keine Aussage treffen. In die offiziellen Statistiken gehen dann in jedem Fall nur die darauf folgenden PCR-Tests ein.
Im Gegensatz dazu laufen Selbsttests, wenn sie daheim am Küchentisch gemacht werden, quasi unterhalb des RKI-Radars. Denn eine Meldepflicht gibt es für sie nicht. Zwar sollte auch hier nach einem positiven Ergebnis ein PCR-Test zur Bestätigung oder Widerlegung unternommen werden, kontrollieren kann das aber niemand.
Während bei PCR-Tests im Labor das Erbmaterial des Erregers nachgewiesen wird, handelt es sich bei den prinzipiell weniger zuverlässigen Schnell- und Selbsttests um sogenannte Antigentests. Sie weisen in Abstrich-Proben Moleküle nach, die charakteristisch für das Virus sind.
Beispiel Baden-Württemberg: Im Südwesten wurden im Jahr 2021 bis Dienstag mehr als 104 000 positive PCR-Tests erfasst. Wie das Landesgesundheitsamt mitteilte, sind darunter 4379 Fälle, bei denen zuvor ein positiver Antigentest durchgeführt wurde – ein Anteil von etwa 4,2 Prozent. Der Leiter des Referats Gesundheitsschutz und Epidemiologie beim Landesgesundheitsamt, Stefan Brockmann, sagt: «Alle Testergebnisse von Schnelltests – negative wie positive – zu erfassen, lässt sich in der Praxis bislang nicht bewerkstelligen.»
Zudem ist zu beachten: Erst seit 8. März dürfen alle Bürger in Deutschland wöchentlich einen kostenlosen Schnelltest bei geschultem Personal machen. In den Wochen davor kamen die Tests zum Beispiel vor dem Zutritt in Altenheime zum Einsatz, in Kliniken und nach Infektionsfällen etwa in Schulen. Heute gibt es im Einzelhandel und in Apotheken zudem Selbsttests für zuhause.
Nach RKI-Angaben stieg der Anteil der positiven PCR-Tests, denen ein positiver Antigentest vorausging, zuletzt nicht in besonderem Maße an. Wie in den Wochen zuvor lag er auch zwischen 8. und 14. März bei weniger als 4 Prozent. Allerdings greift die Testoffensive bislang noch nicht flächendeckend und im großen Stil.
Mit einer Ausweitung der Tests könnte man letztendlich dem realen Infektionsgeschehen Schritt für Schritt näher kommen. Der Lücke zwischen der vom RKI erfassten Inzidenz und der wirklichen Inzidenz in der Bevölkerung wird dann kleiner.
Der Vorteil der Antigentests: «Dass man Infektionsketten früher ausfindig macht, als wenn sie erst nach dem Auftreten von Symptomen erkannt worden wären», sagt Epidemiologe Zeeb. In einer Zeit, als Schnelltests noch nicht so weit verbreitet waren, hätten viel mehr Menschen eine Infektion wegen fehlender Symptome möglicherweise nicht bemerkt. Die Dunkelziffer lasse sich damit verringern.
Eine intensivierte Testaktivität führe «zu einer vollständigeren und früheren Erfassung von Infektionen die andernfalls unentdeckt geblieben wären», sagt auch Professor Gérard Krause, Chef-Epidemiologie am Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.
Biometrikerin Zapf befürwortet daher ausgeweitete Schnell-Testungen, da symptomfreie Fälle sofort isoliert werden könnten. Der Nachteil: Bei falschen Positiv-Ergebnissen müssten Getestete bis zum Vorliegen des PCR-Ergebnisses mit der Unsicherheit leben – und noch schwerwiegender: Bei falsch-negativem Ergebnis würden sich Infizierte in falscher Sicherheit wiegen.
Letztlich lässt sich auch aus der absoluten Zahl der laborbestätigten PCR-Tests derzeit nicht ableiten, dass der Plan der Bundesregierung zu mehr Schnell- und Selbsttests derzeit schon wirklich massiven Einfluss auf die Zahlen hat: Nach Angaben der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) wurden Anfang 2021 wöchentlich mehr als 1,05 Million PCR-Tests durchgeführt, in der zweiten Februar-Woche waren es dann nur noch 900 000. Seitdem sind sie nach und nach wieder auf 1,1 Millionen (8. bis 14. März) und zuletzt 1,2 Millionen (15. bis 21. März) gestiegen.
«Ein leichter Trend nach oben, aber nur marginal», sagt Zeeb. «Die Untersuchungszahlen müssten wirklich deutlich nach oben gehen, wenn viel mehr ins System reinkommt.» Zum Vergleich: Die Sieben-Tage-Inzidenz hat sich vom 14. Februar bis 21. März knapp verdoppelt.