Pangoline sind es nichtSeit Jahren in Tieren: Jetzt kennen Forscher den Ursprung des neuen Coronavirus
7. August 2020Ein internationales Forscherteam hat ein Schwestervirus von Sars-CoV-2 ausgemacht: RaTG13. Beide scheinen denselben Ursprung zu haben – und haben sich laut den Forschern sicherlich nicht in Pangolinen zum Menschenvirus entwickelt.
Scheinbar unaufhaltsam zieht das neue Coronavirus (Sars-CoV-2) um die Welt. Bislang sind knapp 19 Millionen an dem Lungenleiden Covid-19, das von Sars-CoV-2 verursacht wird, erkrankt, über 700.000 von ihnen starben.
Woher aber stammt der Erreger? Darüber rätselt die Fachwelt noch immer – bis jetzt. Als gesichert gilt, dass das Virus von einem Tier auf den Menschen übersprang; Biologen sprechen hier von einer Zoonose. Als ursprünglichen Wirt haben die Forscher Fledertiere – also Fledermäuse und Flughunde –, aber auch das Pangolin stand anfangs im Verdacht.
Starke Ähnlichkeiten zu Pangolin-Viren
Vielleicht sind auch beide Arten an der Zoonose beteiligt. Denn das für die Bindung an menschlichen Zellen wichtige Stachelprotein von Sars-CoV-2 ist dem Protein einiger bei Pangolinen vorkommenden Coronaviren besonders ähnlich. Dies deutet darauf hin, dass das Virus von Fledermäusen auf die Schuppentiere übersprang und dann von diesem Zwischenwirt zum Menschen.
Solche Fledermausviren werden auch im Virologischen Institut in Wuhan erforscht. Deshalb gab es zeitweilig den Verdacht, dass der Erreger dort entstanden und entwichen sein könnte. Doch sicher ist all dies keineswegs.
Jetzt kam ein internationales Forscherteam bei der Suche nach dem Ursprung des Erregers einen großen Schritt weiter. Die Wissenschaftler um den Infektiologen Maciej Boni von der Pennsylvania State University analysierten seine Gene und konnten so seine Evolutionsgeschichte rekonstruieren. Dabei fanden sie verwandte Viren, die ebenfalls für Menschen potenziell gefährlich sind, wie sie im Fachjournal „Nature Microbiology“ berichten.
Bei Wuhan: Forscher entdecken verwandtes Coronavirus
Sars-CoV-2 zählt zu den sogenannten RNS-Viren, deren Erbsubstanz aus dem Biomolekül Ribonukleinsäure besteht. Boni und seine Kollegen verglichen die RNA-Sequenzen des Erregers mit denen weiterer Fledermaus-Coronaviren. Dabei untersuchten sie den Grad der Rekombination im Genom dieser Viren. Er lässt erkennen, in welchem Ausmaß sie Teile ihres Erbguts ausgetauscht haben.
Wie sich zeigte, muss es in der Vergangenheit einen regen Genaustausch in der gesamten Untergruppe dieser Coronaviren, aber auch mit weiteren noch unbekannten Viren gegeben haben. Das resultierende Mosaik aus RNS-Abschnitten unterschiedlicher Herkunft, aber auch deren Zahl und Länge ermöglichte es den Forschern, die Abstammung von Sars-CoV-2 und seinen Verwandten aus dem Virenreich zu rekonstruieren.
„Coronaviren haben genetisches Material, das stark rekombinant ist, was bedeutet, dass verschiedene Regionen des Virus-Erbguts aus mehreren Quellen stammen“, sagt Studienhauptautor Boni. „Dies hat es schwierig gemacht, die Ursprünge von Sars-CoV-2 zu rekonstruieren. Wir mussten all diese Regionen identifizieren und ihre Geschichten verfolgen.“