Impfung für alle? Impfpriorisierung in Arztpraxen entfällt

Impfung für alle? Impfpriorisierung in Arztpraxen entfällt

6. Juni 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 06.06.2021 10:00 Uhr

Am Montag ist es soweit – dann fällt in weiten Teilen Deutschlands die sogenannte Impfpriorisierung. Das heißt: Theoretisch kann sich jeder impfen lassen, auch Kinder über 12. Alter, Beruf oder Vorerkrankungen spielen keine Rolle mehr. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat bislang noch keine Empfehlung für Impfungen ab 12 Jahre abgegeben.

von Stefan Ludmann, NDR 1 Radio MV

Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) drückt trotz der nationalen Impf-Freigabe auf die Euphorie-Bremse. Es werde nicht für alle sofort einen Impftermin geben. Der Grund: Impfstoff ist knapp. Hausärzte und auch die Impfzentren müssen seit Wochen einen Mangel verwalten. Aktuell geht es darum, Zweitimpfungen zu spritzen. Auch deshalb sind Termine für Erstimpfungen vorerst „Goldstaub“. „Wir brauchen mehr Impfstoff“, sagte Glawe.

Lage im Juni nicht besser

Täglich würden im Land rund 18.000 Dosen verabreicht, mit dem vorhandenen Medizin-Personal und dem Impfnetz wäre aber das Doppelte möglich, so der Minister. Die Lage wird im Ferienmonat Juni nicht besser: Die bisher versprochenen Impflieferungen – 560.000 Dosen – liegen weit unter dem, was eigentlich verimpft werden kann. Bisher haben rund 720.000 Menschen – etwa 45 Prozent – eine erste Impfung bekommen. In gut zehn Tagen, am 20. Juni, soll die Quote die 50-Prozent-Marke erreicht haben. Dieses Ziel nannte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am vergangenen Dienstag.

Impfanmeldungen gestrichen

Trotz des Wegfalls der Impfpriorisierung sind noch längst nicht alle älteren Menschen geimpft. Erst vor knapp einer Woche wurde bekannt, dass das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGuS) etliche Impfanmeldungen aus den Vormonaten aus der Registrierung gestrichen hatte – aus Datenschutz-Gründen. Die Betroffenen hatten wochenlang auf einen baldigen Impftermin gehofft.

Sonderimpfaktion gekippt

Weil der Impfstoff knapp ist, haben die Ministerien nach NDR Informationen einen Plan für eine vorgezogene Sonderimpfaktion gekippt. Ursprünglich sollten in den Häusern insgesamt 1.000 Dosen zum Einsatz kommen – für jedes der zehn Ministerien (einschließlich Staatskanzlei) genau 111 Dosen. Die Überlegungen einer interministeriellen Arbeitsgruppe vom 27. Mai wurden aber fallengelassen. Ein Regierungssprecher teilte mit, die Beschäftigten könnten sich „wie alle anderen auch über die Impfhotline oder die Impfärzte um Termine bewerben“. Von Montag an sei das auch ohne Prioritätsstufe möglich.