News zur Corona-Pandemie„Müssen alles versuchen“: Eindringlich warnt Merkel vor einer vierten Corona-Welle
25. Juni 2021Merkel warnt eindringlich vor vierter Corona-Welle
15.01 Uhr: Angesichts der rasanten Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus hat Kanzlerin Angela Merkel vor einer vierten Pandemie-Welle gewarnt und neue Einschränkungen nicht ausgeschlossen. „Wir müssen alles versuchen, um eine vierte Welle zu verhindern“, sagte sie am Freitag nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Das sei gerade mit Blick auf mögliche wirtschaftliche Folgen von großer Bedeutung.
Testen, Abstand halten und Maske tragen seien nur kleine Einschränkungen gemessen an dem, „was passieren würde, wenn uns die Dinge außer Kontrolle geraten und wir wieder stärkere Maßnahmen einführen müssten“, betonte Merkel. Derzeit habe man das Infektionsgeschehen gut im Griff. „Es muss alles dafür getan werden, dass das auch so bleibt.“
Merkel hatte beim Gipfel darauf gedrungen, dass die EU-Staaten die Einreiseregeln für Gebiete mit gefährlichen Virusvarianten einheitlich handhaben. Nun sagte sie, dass mehr Koordinierung vereinbart worden sei. „Ich hoffe, dass die dann auch konsequent umgesetzt wird.“ Deutschland hat weltweit 14 Länder als Virusvariantengebiete eingestuft und drastische Einreisebeschränkungen für diese Staaten verhängt. Die Regelungen in der EU sind aber uneinheitlich.
Hinweise auf höhere Hospitalisierungsrate durch Delta-Variante
12.45 Uhr: Die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus scheint nach ersten Erkenntnissen des Robert Koch-Instituts (RKI) auch in Deutschland zu einer höheren Rate von Krankenhausbehandlungen zu führen. „Wir haben noch nicht genügend Daten, um wirklich klar zu sagen, wie gefährlich oder ungefährlich (…) sie ist“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag in Berlin. Allerdings deuteten die noch jungen Zahlen aus dem deutschen Meldewesen auf eine rund doppelt so hohe Rate von Krankenhauseinweisungen hin verglichen mit der bislang dominierenden Alpha-Variante.
Wieler sagte, es würden demnach elf Prozent der Delta-Infizierten in Kliniken behandelt, verglichen mit fünf Prozent bei Alpha. Bei Menschen zwischen 15 und 34 Jahren sei dies besonders ausgeprägt. Fallzahlen nannte Wieler nicht. Den Daten zufolge komme Delta eher bei jüngeren Menschen vor, also in Gruppen mit geringeren Impfquoten, ergänzte er. Das RKI werde dies weiter beobachten. Auch bisherige Daten aus dem Vereinten Königreich sprächen nicht für eine mutmaßlich geringere Gefährlichkeit der Delta-Mutante, so der RKI-Chef.
Der Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung der Berliner Charité, Leif Erik Sander, ergänzte, man könne nicht sagen, es handle sich um eine harmlosere Variante. Die Hoffnung sei, dass die Ansteckungen immer weiter aus den sehr anfälligen Gruppen herausgehalten werden könnten und dadurch weniger Menschen daran sterben. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) erklärte auf Anfrage, noch keine Erkenntnisse zur Krankheitsschwere durch die Delta-Variante zu haben. „Weiterhin sinkt die Zahl der Covid-19-Erkrankten deutlich, und sind wir uns sehr sicher, dass die Impfungen auch gegen schwere Verläufe der Delta-Variante schützen.“
Überträgt sich Delta-Variante innerhalb von Sekunden?
Nach bisherigen Daten ist Delta die ansteckendste bisher bekannte Corona-Variante: Während für das ursprüngliche Coronavirus angenommen wurde, dass ein Infizierter, wenn keinerlei Corona-Maßnahmen getroffen werden, im Mittel rund drei bis vier andere Menschen ansteckt, waren es für die in Großbritannien entdeckte Variante Alpha bereits rund fünf Ansteckungen. Bei Delta kommen offenbar weitere 40 bis 60 Prozent hinzu. Der Virologe Christian Drosten berichtete von Hinweisen auf noch einmal deutlich erhöhte Viruslasten im Rachen von Delta-Infizierten im Vergleich zu Alpha. Dazu passen Hinweise, wonach die Mutante krankmachender sein könnte.
Das RKI teilte auf Anfrage mit, dass solche Berichte generell schwer zu bewerten seien. Es sei ein zentrales Merkmal von Übertragungen über Aerosole (in der Luft schwebende Mini-Tröpfchen), dass sie unbemerkt geschehen und daher eine Zuordnung zu einem bestimmten Kontakt schwierig sei. Flüchtige Kontakte seien auch generell schwer zu erfassen. Das RKI sagt aber auch: „Die hohen Ansteckungsraten in Haushalten und bei Ausbrüchen durch Delta weisen darauf hin, dass Delta noch leichter übertragbar ist als Alpha, auch ohne engen Kontakt.“